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Theo-Talk zum Jahresende:Durch Jesus im Gespräch

Ist Weihnachten ein interreligiöses Fest? Mit dieser Frage hat sich der letzte Theo-Talk des Jahres in Trier beschäftigt. Als Referent hatte die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Trier den Dominikaner Dr. Dennis Halft vom Lehrstuhl für Abrahamitische Religionen der Theologischen Fakultät Trier eingeladen.
Der Dominikaner Dr. Dennis Halft (Mitte) beim Theo-Talk – neben ihm Katharina Zey-Wortmann und Dr. Samuel Acloque von der KEB Trier.
Datum:
3. Jan. 2024
Von:
Rolf Lorig/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Trier. Der dortige Masterstudiengang für Abrahamitische Religionen ist im deutschen Sprachraum einzigartig. Hier werden Judentum, Christentum sowie der Islam betrachtet und Gemeinsamkeiten wie Unterschiede aufgezeigt.

Um es vorwegzunehmen: Auch wenn alle drei Religionen den einen Gott in den Vordergrund stellen – wenn es um Weihnachten geht, ist es sinnvoller, von Ähnlichkeiten zu sprechen.

Jesus hält uns im Gespräch

Dr. Dennis Halft

So verwies Halft darauf, dass in der Vorweihnachtszeit die Juden mit Chanukka ein Lichterfest feiern, das dem Brauchtum der Christen ähnelt, aber mit der Einweihung des Jerusalemer Tempels im Jahr 164 vor Christus einen anderen Ursprung habe. Zwar erinnere das Anzünden der acht Chanukka-Kerzen an das Abbrennen der vier Lichter am Adventskranz, doch bereiteten sich die Christen auf die Geburt des Erlösers vor.

Dass das Christentum auf dem Judentum aufbaut, ist offensichtlich. Laut Bibel entstammt Jesus dem jüdischen Stamm Davids. Viele Zeitgenossen sahen in ihm einen Rabbi und Propheten. Das Judentum betrachtet ihn aber nicht als Messias oder Sohn Gottes. Im Zuge der Leben-Jesu-Forschung, die das Judesein Jesu betont, habe in den vergangenen Jahrzehnten indes ein Perspektivwechsel stattgefunden: Danach sei Jesus schon deswegen relevant, weil er die Botschaft Gottes und den Glaube Israels in die Welt getragen und allen Völkern verkündet habe.

Auch der Koran berichtet von der Jungfrauengeburt

Der Referent kam auch auf Jom Kippur zu sprechen. Der höchste Feiertag der Juden wird als Versöhnungsfest bezeichnet. Hier gebe es eine Parallele zu Ostern. Für die Christen habe Jesus die Sünden aller auf sich geladen, um die Menschen durch seinen Tod neu zu versöhnen. Bei den Juden seien alle Sünden des Volkes Israel vom Hohepriester aber öffentlich bekannt und zwei Ziegenböcken aufgeladen worden, die zum Tod verurteilt in die Wüste geschickt wurden.

Im Koran würden Jesus und Maria hoch verehrt; wie die Christen glaubten auch Muslime, dass Maria Jesus durch Gottes Wirken als Jungfrau geboren habe. Er sei ein besonderer Mensch und Gesandter mit eigener Offenbarung, aber nicht der Sohn Gottes. Im Islam sei man zudem sicher, dass Gott alle Propheten vor dem Tod gerettet habe, weshalb Christus nicht am Kreuz gestorben sei.

Auch wenn sie nicht an die Menschwerdung Gottes an Weihnachten glaubten, stellten viele Muslime weltweit zu dem Anlass bunt verzierte Bäume auf: „Auch in Dubai und Indonesien findet man geschmückte Tannenbäume.“

Halft erklärte, bei allem Trennenden seien die drei Abrahamitischen Religionen verbunden im Glauben an den einen, personalen und sich offenbarenden Gott. Die Unterschiede in der Bewertung Jesu seien eine Chance, darüber in Austausch und Dialog zu treten: „Jesus hält uns im Gespräch!“