Referenten in Simmern informieren über finanzielle Leistungen für Ehrenamtliche:Ehrenamt zum Nulltarif?
Simmern – „Wie können wir Wertschätzung gegenüber Ehrenamtlichen ausdrücken?“ hat Manfred Thesing vom Katholikenrat bei der Veranstaltung „Engagement W€rtschätzen – ländliche Gemeinden vertrauen auf eigene Kräfte“ in der Hunsrückhalle in Simmern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt. Der Katholikenrat und die Akademie ländlicher Raum Rheinland-Pfalz veranstalteten den Abend am 14. November, an dem kommunale Vertreter und auch Mitglieder von kirchlichen Verbänden aus der Region teilnahmen.
„Es geht auch immer um Geld, auch wenn das viele nicht hören wollen“, war sich Dr. Winfried Stegmann vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück und einer der Geschäftsführer der Akademie, bei seinem Begrüßungsimpuls sicher.
Dass das Ehrenamt einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnehme, dem stimmten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Veranstalter und Referenten zu. „Das Ehrenamt bereichert das Zusammenleben und ist gelebte Demokratie. Doch manche bekommen Geld für ihr Engagement, andere nicht“, schilderte Michael Bergmann vom Deutschen Caritasverband die Problematik. „Einige der Ehrenamtler benötigen die finanzielle Zuwendung.“ Sie könnten ansonsten nicht weiter tätig sein. „Keiner darf ausgeschlossen werden, jeder muss die Möglichkeit haben, sich zu engagieren.“ Wichtig sei, die unterschiedlichen Arten des Engagements zu differenzieren und daraus Arten der Wertschätzung zu generieren. Der Caritasverband habe aus diesem Grund vier Engagement-Formen herausgearbeitet, die entweder durch einen Auslagenersatz (ehrenamtliches, freiwilliges Engagement), ein Taschengeld (Freiwilligendienste), eine Aufwandsentschädigung (nebenberufliches Engagement mit Gemeinwohlbezug) oder ein Gehalt (berufliche Tätigkeitsformen mit Gemeinwohlbezug) entlohnt werden. „Engagement zum Nulltarif gibt es nicht“, machte Bergmann deutlich.
So sah es auch Agneta Psczolla vom Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz. Sie beleuchtete das Thema unter dem kommunalen Aspekt und widerlegte das Vorurteil, dass Ortsbürgermeister geizig seien: „Sie müssen sich auch an haushaltsrechtliche Vorgaben halten.“ Agneta Psczolla verdeutliche an diesem Vorurteil das Spannungsfeld zwischen Kommunen und Ehrenamtlichen. Ziel von Ortsgemeinden sollte eine vernetzte Bürgergesellschaft sein. Durch eine Leitbildentwicklung, einer Analyse und Bestandsaufnahme sowie durch gute Rahmenbedingungen könnte solch eine Bürgergesellschaft ermöglicht werden. Agneta Psczolla berichtete auch von Herausforderungen in einem ehrenamtlichen Netzwerk. Wichtig sei, dass die Ideen von den Ehrenamtlichen selbst kämen und dass diese ein hohes Maß an „Mindestlob“ erhielten. „Ein Vorschlag von mir lautet, einen Ehrenamtstag zu organisieren. Hier erfahren die Ehrenamtlichen eine Wertschätzung und lernen sich untereinander kennen.“
In der anschließenden Diskussionsrunde kristallisierte sich der Wunsch heraus, dass die unterschiedlichen Arten von ehrenamtlichem Engagement besser differenziert werden müssten: „Ehrenamt ist nicht gleich Ehrenamt“, lautete ein Statement eines Teilnehmers. Für viele Menschen stelle sich aber seltener die Frage nach einer Bezahlung oder Aufwandsentschädigung, sondern sie fänden aufgrund veränderter Arbeitssituationen schlichtweg keine Zeit für ein Ehrenamt.
„Die Interessen der Ehrenamtlichen müssen im Blick bleiben, und Geld spielt in erster Linie eine Rolle, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, es geht dabei weniger um das Thema Bezahlung“, fasste Moderator Stefan Weinert von der Rundfunkarbeit im Bistum Trier, den Abend und die Wortbeiträge der Anwesenden zusammen.(jf)