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Dekanat Andernach-Bassenheim und FBS bieten Trauerbegleitung an:Ein Abschied ohne Verabschiedung

Keine tröstende Umarmung, kein mitfühlender Händedruck: Abschiednehmen und Mit-Trauern haben sich unter den Pandemie-Bedingungen verändert
Wenn das Abschiednehmen nicht mehr möglich war, bedeutet das für viele Menschen ein großes Leid. Foto: Julia Fröder
Datum:
23. Feb. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Kruft/Mülheim-Kärlich/Andernach – Abstand ist das Gebot der Stunde, das gilt auch in Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen. Wenn jemand verstirbt, ist das Abschiednehmen erschwert oder gar nicht möglich. Die Anzahl von Menschen während einer Trauerfeier ist eingeschränkt. Auch das Mit-Trauern hat sich unter den Pandemie-Bedingungen verändert: keine wohltuende Umarmung, kein mitfühlender Händedruck. „Anteilnahme momentan auszudrücken ist schwer“, weiß Marianne Krämer-Birsens. Sie ist Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Kruft-Nickenich und Trauerbegleiterin.

„Es gibt viele, die darunter leiden, dass man sich zum Beispiel mit Verwandten, die eine lange Anreise hatten, noch nicht mal für einen Kaffee zusammensetzen darf. Und das fehlt den Trauernden sehr – das kann ich gut verstehen.“ Gerade der Austausch sei ein wichtiger Punkt der Trauerarbeit, sagt Marianne Krämer-Birsens. Die Gemeindereferentin ist Teil des Arbeitskreises Trauer im Dekanat Andernach-Bassenheim, der in Kooperation mit der örtlichen katholischen Familienbildungsstätte entstanden ist.

Immerhin seien jetzt, im Gegensatz zum ersten Lockdown, wieder Kondolenzbesuche bei den Betroffenen daheim möglich, um dort alles für die anstehende Bestattung zu besprechen. Diese realen Begegnungen seien für die betreffenden Personen sehr wichtig, lautet ihr Eindruck. Telefonieren sei, gerade für ältere Menschen, recht anstrengend und „online ist nicht für alle Leute selbstverständlich“.

Wenn das Abschiednehmen nicht mehr möglich war, bedeutet das für viele ein großes Leid, das auch mit Schuldgefühlen verbunden sein kann, weil man die Person nicht mehr besucht hat. „Manche können es nachholen, wenn sie dem lieben Menschen noch einen Brief schreiben und diesen mit in den Sarg oder ins Grab legen“. Martina Ihrlich ist ebenfalls Trauerbegleiterin im Raum Mülheim-Kärlich/Andernach. Sie hat erst vor kurzem selbst erfahren müssen, wie es sich anfühlt, in dieser Zeit eine nahe Angehörige zu verlieren. Ihre schwerkranke Mutter ist nach einer riskanten Operation verstorben. „Das Krankenhauspersonal war total überlastet und konnte natürlich meiner Mutter nicht den Beistand leisten, den sie gebraucht hätte“, berichtet Martina Ihrlich. Die Kontaktaufnahme mit ihrer Mutter war stark eingeschränkt: Sie mahnt, Menschlichkeit und Menschenwürde trotz des Virus nicht zu vergessen.

Trauerbegleitung für verwaiste Eltern

Ihrer Arbeit als Trauerbegleitern für Erwachsene und Kinder kann Martina Ihrlich eigentlich nur noch in Einzelgesprächen nachgehen. „Wir konnten im letzten Jahr nur drei Mal einen Gruppenabend für verwaiste Eltern anbieten“, blickt sie zurück. Dabei sei ausgerechnet für diese Gruppe von Trauernden eine Begleitung wichtig. „Statistisch gesehen geht jede dritte Ehe auseinander, wenn ein Kind stirbt“, sagt Martina Ihrlich. Einen Grund sieht sie darin, dass Männer und Frauen unterschiedlich trauern. „Wenn man nicht gelernt hat, dass es so sein kann und nicht weiß, wie man damit umgeht, wird es schwierig.“ Daher sei der Austausch mit anderen Betroffenen zum Beispiel in Selbsthilfegruppen so wichtig.

Innerhalb der Begleitung erlebt Ihrlich immer wieder, dass „nicht nur die Trauer im Vordergrund steht, sondern auch Verlustängste, die Angst vor einer Krankheit, vor dem Leben.“ Trauer ist schon ohne die Pandemie ein komplexes Feld. „Der Verlust eines Partners führt viele trauernde Menschen in die Einsamkeit, jetzt durch Corona noch mehr“, so ihre Erfahrung aus vielen Gesprächen. Daher ist die Begleitung auch nach der Beerdigung ein wichtiger Punkt. Durch die Corona-Pandemie führt Marianne Krämer-Birsens solche Gespräche immer öfter während Spaziergängen. Die Kombination aus Bewegung, frischer Luft und einer empathischen Zuhörerin hilft den Menschen in der belastenden Situation. „Oft reichen zwei bis vier Gespräche, um sich wieder besser im Alltag zurecht zu finden“.

Weitere Informationen und Kontakt zu den Mitgliedern des Arbeitskreises Trauer gibt es bei der Familienbildungsstätte Andernach Tel.: 02632-250350 oder per E-Mail an info@fbs-andernach.de. (jf)