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Osternacht: Bischof Ackermann predigt über das österliche Versprechen Gottes:Ein Loblied auf das Leben

Bischof Ackermann predigt in der Osternacht über das österliche Versprechen Gottes
Bischof Ackermann predigt an Ostern 2023 im Trierer Dom
Datum:
16. Apr. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Ostern sagt: „Gott bewahrt dich nicht vor allem, aber er rettet dich durch alles hindurch: Durch deine Niederlagen, deine Enttäuschungen, deine Schmerzen, ja selbst durch den Tod.“ Nach gläubigem Verständnis sei dieses österliche Versprechen Gottes größer als alles, was er Menschen vorher je gegeben hat. So hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Feier der Osternacht (16. April) die Osterbotschaft gedeutet.

Ackermann sagte, die Liturgie der Osternacht mit ihrer Symbolik und den biblischen Geschichten sei in seinen Augen „ein einziges Loblied auf das Leben“. Angefangen mit dem Schöpfungsbericht, der die wunderbare Ordnung des Kosmos beschreibt, über die Erinnerung des Propheten Jesaja, dass die Schöpfung mit ihren Gaben „Geschenk ist, das wir nicht ins Dasein gerufen haben“ bis hin zu den Erzählungen von Gott als dem, der das Leben erhält und der vor feindlichen Mächten rettet.

Doch so gut die Geschichten „unseren aufgerauten Herzen“ täten, seien sie doch „keine naiven Gutenachtgeschichten“: „Man hält zwischendurch den Atem an, weil man spürt, wie gefährdet und zerbrechlich die Schöpfung und das menschliche Leben sind. Es hätte auch ganz anders ausgehen können.“ Unwillkürlich habe man Bilder im Sinn, die vom Gegenteil sprechen: davon, wie sehr das Gleichgewicht der Schöpfung – gerade auch durch menschliches Verhalten – gefährdet ist. Die Geschichte von der Rettung des Isaak könne man nicht hören, ohne daran denken zu müssen, dass es nicht allen Eltern, die um das Leben ihres Kindes bangen, vergönnt sei, ihr Kind wohlbehalten in die Arme schließen zu können: Sei es, dass die Kinder durch Naturkatastrophen bedroht seien, durch Krankheiten oder menschenverachtende Angreifer. Bei der Geschichte von der Befreiung am Roten Meer müsse man daran denken, dass in den letzten Wochen unzähligen Menschen in der Ukraine genau das nicht vergönnt war: „Sie wurden Opfer eines verbrecherischen Angriffskrieges, und die Wogen schlugen nicht über der feindlichen Militärmaschinerie zusammen“, betonte Ackermann.

Glaubwürdig seien für ihn die biblischen Erzählungen deshalb, weil sie einerseits „Rettungsgeschichten“ seien, andererseits aber nicht einfach behaupten, dass alles einfach gut ist und gut wird. „Die biblischen Geschichten bleiben offen für die Zwiespältigkeit unserer menschlichen Erfahrungen und für die Fragen, die auch das Handeln Gottes aufwirft.“

Überboten werde das alles „von der Geschichte, die uns als Christen zu dieser Feier zusammenführt und die gar nicht gut ausgegangen ist, wenigstens nicht im Sinne der alttestamentlichen Lesungen“, führte der Bischof aus: Jesus wurde das Opfer ungerechter Aggression, sei menschlich gesehen eines grausamen und sinnlosen Todes gestorben. „Noch am Kreuz ruft Jesus flehentlich nach Gott, aber der Himmel schweigt eisern.“ Und dem Bericht über die Entdeckung des leeren Grabes „haften noch deutlich die Spuren von Trauer und Skepsis an“. Eine Geschichte der Niederlage also - doch Ackermann gab zu bedenken: „Wäre die Jesusgeschichte gut ausgegangen so wie die anderen Geschichten, die uns in der Osternacht erzählt werden, wäre diese Geschichte eine geschlossene Geschichte, wäre sie heute ‚Geschichte‘ im wahrsten Sinne des Wortes: Sie wäre Vergangenheit.“ Weil sie aber in dieser Zeit und Geschichte kein Happy End finde, bleibe sie offen: „Durch die Niederlage hindurch wird eine neue Zukunft sichtbar.“ Dadurch bekomme die Hoffnung, die Ostern verbreitet, eine ganz neue Qualität.

(JR)

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