Filialkirche St. Silvester in Minden nach Flutschäden mit Festmesse wiedereröffnet:Ein Ort, an dem sich die Welt Gottes auftut
Minden – Mit einem Gottesdienst am 31. Dezember haben Bischof Dr. Stephan Ackermann und zahlreiche Gläubige die Filialkirche St. Silvester in Minden an der Sauer feierlich wiedereröffnet. Sie war vom Hochwasser der in die Sauer mündenden Prüm im Juli 2021 stark beschädigt worden und wurde danach umfassend saniert. Das kleine romanische Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert in der Ortsmitte ist nun wieder Begegnungsort für die Gemeinde sowie für Touristen und Jakobuspilger.
Der Bischof beglückwünschte die Gemeinde für das „gelungene Werk“ und erinnerte am Patronatsfest an den namensgebenden Papst Silvester I. (314–335). Als „Mann der Schwelle“ stehe er sowohl für den Übergang zu einem neuen Jahr als auch für die Zeit des Wandels im 4. Jahrhundert, als das Christentum nicht länger verfolgt und mit dem Bau vieler Großkirchen, wie auch in Trier, begonnen wurde. Einen Raum für die Gegenwart Gottes unter den Menschen zu schaffen – das sei der „Ursprungsimpuls“ für die Errichtung von Gotteshäusern, Tempeln und Kultstätten gewesen, sagte der Bischof in seiner Predigt.
„Doch der Impuls des Christentums geht den umgekehrten Weg, in dem Gott die Initiative ergreift und sich Platz und Wohnung in dieser Welt nimmt“, sagte er mit Verweis auf sein Kommen an Weihnachten. Jesus binde die Gegenwart Gottes an seine Person und relativiere in seiner Verkündigung jedes gottesdienstliche Gebäude. „Entscheidend ist, dass Gott aufgenommen wird in das Leben von Menschen“, dieses sei „seine Kathedrale“. Auch wenn demnach Gott keine steinernen Kirchengebäude benötige – „wir brauchen solche Gebäude wie die Silvester-Kirche in Minden“, sagte Ackermann. Sie seien Räume, die „Distanz zum Alltag ermöglichen, die belebt und den Menschen wichtig und kostbar sind – und wo man spürt: Hier tut sich die Welt Gottes auf“, sagte er. Einen solchen Ort zu pflegen und als geistlichen Raum zu bewahren, sei deshalb ein Auftrag und ein wichtiger Dienst für die Menschen vor Ort, für Gäste und Touristen sowie für die Pilgernden auf dem Jakobsweg.
Dank für große Hilfe und Unterstützung während Renovierung
Der Bischof segnete die Tabernakel-Stele und setze wieder das eucharistische Brot ein. Die Stele stand wie der Hochaltar und das gesamte Gebäude bis zu einer Höhe von über 1,70 Meter im Flutwasser. Neben der Kirche waren in Minden etwa 40 Haushalte betroffen, in der gesamten Pfarreiengemeinschaft Irrel seien es über 500 gewesen, wie Gemeindereferentin Tamara Baltes berichtet, die zusammen mit der Caritas Fluthilfe leistete.
Die Kirche, deren Sakristei samt Ausstattung ebenfalls komplett zerstört wurde, erhielt im Zuge der Renovierung auch eine neue Heizung, eine neue elektrische Versorgung und ein neues Drainagesystem. Der Bischof dankte den vielen Helfenden, Unterstützern und Spendern – darunter auch dem Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, für eine namhafte Spende. Hinzu kamen finanzielle Mittel aus der Fluthilfe des Landes, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bistum Trier sowie Sachspenden. Ein besonderer Dank ging an Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring, der die Sanierung von Anfang an begleitete, an den Architekten Peter Ludes, an die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und die ausführenden Firmen.
Pfarrer Frank-Oliver Hahn koordinierte, auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand, die Arbeiten. Er feierte gemeinsam mit Kooperator Pater Bijeesh Matthew Pallath MSJ den Gottesdienst am Altar mit. Monsignore Michael Becker, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft, konnte aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig nicht teilnehmen. Den Gottesdienst begleiteten der Chor „Cäcilia“ Irrel und Theo Blitsch am Harmonium, das ebenfalls eine Spende ist. Im Anschluss war die Gottesdienstgemeinde zu Begegnung und Austausch mit dem Bischof auf dem Vorplatz der Kirche sowie zu einem kleinen Festessen im gegenüberliegenden Gasthaus Ferring eingeladen.
(red)