Linzer Kirche St. Marien profaniert:„Ein Ort des Glaubens und der Gemeinschaft“
Linz – „Auch in Zukunft wird in Linz die Botschaft unseres Glaubens verkündet“ hat die ermutigende Botschaft des Trierer Weihbischofs Jörg Michael Peters in Anbetracht der Profanierung der Kirche St. Marien in Linz gelautet. „Denn Gott hat hier eine Wohnung genommen“ ist er sich sicher, obwohl die Pfarrkirche aus dem Jahr 1967 nun offiziell „entweiht“ wurde. Die Gremien der Kirchengemeinde hatten sich nach eingehender Beratung entschlossen, dem Trierer Bischof dies vorzuschlagen. Das Gebäude weist starke Korrosionsspuren auf, deren Instandsetzungskosten bei geschätzten 1,5 bis 2 Millionen Euro liegen.
Weihbischof Peters gab zu, dass er nicht damit gerechnet hat, innerhalb seiner Amtszeit diese Kirche profanieren zu müssen. Er selbst dachte an viele große Firmfeiern zurück, denen er hier vorstand. „Auch Sie bringen ganz viele Erinnerungen mit. Einige von Ihnen haben die Kirche wachsen sehen“, sagte der Weihbischof einer Corona-bedingt kleinen Gruppe von Menschen, die sich zu einer Statio vor St. Marien versammelt hat. Er wisse, dass sich die Verantwortlichen schweren Herzens für diesen Schritt entschieden haben, der nicht nur wegen der hohen Investitionskosten, sondern auch aufgrund sinkender Zahlen von Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesuchern beschlossen wurde.
Durch die Schäden an der Bausubstanz ist auch das angrenzende Pfarrheim nicht mehr nutzbar, was insbesondere für viele Gruppierungen einen Einschnitt bedeutet. Denn St. Marien war weit mehr als ein Kirchenraum. Daher waren bei der Statio und auch beim anschließenden Gottesdienst nicht nur Mitglieder der Gemeinde und der kirchlichen Gremien anwesend, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, aus dem öffentlichen Leben und von der evangelischen Gemeinde.
Eine letzte Eucharistiefeier konnte aufgrund der Schäden nicht mehr in St. Marien gefeiert werden. Daher ging lediglich eine kleine Abordnung gemeinsam mit dem Weihbischof und Pastor Lothar Anhalt in die Kirche, um dort das Ziborium mit den Hostien und das Ewige Licht herauszunehmen und in die benachbarte Kirche St. Martin zu bringen. Dort wurde dann ein gemeinsamer Gottesdienst gefeiert.
St. Martin ist die zweite Pfarrkirche der Gemeinde. In dem kleinen Kirchengebäude aus dem 13. Jahrhundert wird sich die Gemeinde weiterhin zu Gottesdiensten treffen. Weihbischof Peters formuliert in seiner Predigt einen Gedanken, von dem er hofft, dass dieser ein Stück weit tröstet: „Es ist kein Ausweichen hierher, eher ein Zurückkommen“.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dr. Herta Brinkmann las einen sehr persönlichen Nachruf auf die Kirche, in der sie sich seit Jahrzehnten engagierte, vor. „Deine Architektur hat polarisiert. Doch ich gehöre zu denen, die dem Raum, den du uns als Gotteshaus geboten hast, immer viel Gutes abgewinnen konnte.“ Sie erinnerte daran, wie viele Kirchenfeste, Familienfeiern darin begangen wurden oder große musikalische Veranstaltungen; wie sich Messdienerinnen und Messdiener, Küsterinnen und Küster und Ehrenamtliche um den Kirchraum kümmerten. „Doch die Schäden an deiner Bausubstanz übersteigen jetzt unsere finanziellen Kapazitäten. Wir danken dir, dass du uns ein Ort des Glaubens und der Gemeinschaft warst.“
Nach der Profanierung und der Entfernung aller vorhandenen Reliquien ist St. Marien nun ein weltliches Gebäude. „Was wird aus den viele Betonplatten, die zu einem Zelt Gottes aufgestellt wurden?“, fragte Peters in seiner Ansprache. Was in Zukunft mit der Kirche und dem Gelände geschehen wird, entscheidet die Stadt in enger Absprache mit dem Bistum Trier. (jf)