Krufter Bruderschaft feiert 350 Jahre Wallfahrt nach Nothgottes:Ein Zeugnis des Glaubens
Kruft – Die traditionsreiche Wallfahrt zur Kapelle in Nothgottes bei Rüdesheim geht auf ein Versprechen im Jahre 1674 zurück. Seit jener Zeit wird das Gelöbnis von Gläubigen aus Kruft erfüllt – Anlass hierfür waren verheerende Krankheiten und Hungersnöte. Die Wallfahrt zum Blutschwitzenden Heiland wurde nie unterlassen. Um das Jubiläum „350 Jahre Wallfahrt nach Nothgottes“ entsprechend zu würdigen, fand am 19. August in der Krufter Pfarrkirche St. Dionysius ein Festgottesdienst statt. Dem, von den Chören der Pfarrei unter der Leitung von Georg Schlich und Anita Schlich-Reiter musikalisch umrahmten Gottesdienst, stand der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann vor.
Der 87 Kilometer lange Weg zum Wallfahrtsort Nothgottes sei enorm, betonte der Bischof im persönlichen Gespräch vor Beginn der Eucharistiefeier. Die Wallfahrt sei ein Zeugnis des Glaubens. Er gehe davon aus, dass die Krufter Pilgergruppe am längsten überhaupt ununterbrochen seit 1674 bezeugt diesen Weg bestreite. Das sei gewaltig. Doch die Tradition müsse gepflegt werden, obwohl das Pilgern im Aufwind sei. „Es muss immer wieder lebendig gehalten werden, aktualisiert werden.“ Es sei ein Beten mit Leib und Seele.
Dienst an der ganzen Kirchengemeinde
„Wenn sich Bruderschaften und Pilgergemeinschaften aus den Gemeinden auf den Weg machen, tun sie dies nicht nur für sich selbst, sondern sie gehen immer auch ein gutes Stück weit stellvertretend für alle. Insofern ist das, was die Bruderschaft seit 350 Jahren hier von Kruft aus bei ihrer Wallfahrt vorantreibt, ein Dienst an der ganzen Kirchengemeinde“, betonte Bischof Ackermann innerhalb des Festgottesdienstes. „Wir wollen danken für all das, was stellvertretend von der Gruppe aus der Mitte der Gemeinde in diesen langen Jahren als treues Zeichen des Glaubens mitgenommen wurde.“ In seiner Predigt war der Bischof auch auf das unbegrenzte treue Versprechen der Gläubigen von Kruft nach Nothgottes zu pilgern und auf die lange Kette von Pilgerinnen und Pilgern, die diesen Weg seither beschritten haben, eingegangen. Insbesondere auch auf das Engagement von Laien lenkte der Bischof den Blick. „Es ist nicht die Initiative von Hauptamtlichen, sondern das Engagement von Getauften, die diese Wallfahrten tragen.“ Ein herzliches Dankeschön hatte auch Pfarrer Norbert Missong an die Mitglieder der Bruderschaft gerichtet. Er selbst sei einige Male die ganze Strecke mitgepilgert.
Gemeinsam unterwegs
Im Anschluss an den Gottesdienst war Zeit für Gespräche im Pfarrheim. Friedhelm Uenzen, der Vorsitzende der Bruderschaft, hatte mit Unterstützung weiterer Vorstandsmitglieder alles für Begegnung und Austausch vorbereitet. Die 350. Wallfahrt, bei der das Gnadenbild des Blutschwitzenden Heilandes mitgetragen wird, startet in diesem Jahr am Freitag, 1. September. Insgesamt machen sich auch heute noch 50 bis 60 Pilgerinnen und Pilger auf den Weg. „Vor unserem geistigen Auge sehen wir dann auch viele derer wieder, die nicht mehr unter uns weilen und die diesen Weg zu ihren Lebzeiten viele Male gegangen sind, oftmals, bis ihre Beine sie alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr trugen“, berichten Altpilgerführer Christoph Roos und Jungpilgerführer Christian Bartz. „Die drei Tage sind eine Rückbesinnung, auf das, was das Leben letztlich ausmacht und was die Geschäftigkeit und Oberflächlichkeit des Alltags nur allzu oft überlagern: Glaube, Hoffnung und Liebe. So ziehen wir dahin, betend und singend, ein jeder für sich mit seinen Sorgen, Nöten und Anliegen und doch nicht allein, gemeinsam auf dem Weg – wie im richtigen Leben.“