Cindy Wiesen über ihr Ökologisches Jahr in der Kita St. Bartholomäus:Ein lebendiger Freiwilligendienst
Klarenthal – Bienen summen und fliegen emsig durch die Luft auf der Suche nach Blüten. Acht Hühner picken aufgeregt gackernd auf dem Boden herum und suchen nach ein paar Körnern. Ein Kaninchen springt plötzlich auf und hoppelt ein paar Schritte. Daneben wird geschuftet: Kein Landwirt, sondern ein paar Kinder schaufeln im Sandkasten. Das Außengelände der Katholischen Kita St. Bartholomäus in Klarenthal erinnert mehr an einen kleinen Bauernhof als eine Kita. Vor sechs Jahren hatte die Leiterin der Kita, Karin Lorson, einen Plan: „Die Kinder wussten nicht mehr, wo Möhren herkommen. Da war klar, wir müssen verloren gegangene Lebensräume wieder erfahrbar machen.“
Dazu hat die Kita nicht nur einen Hühner- und einen Hasenstall mit den jeweiligen Tieren bekommen. Seit kurzem leben auch zwei Bienenvölker auf dem Gelände der Kita. „Wir haben im letzten Jahr den Garten vom Pfarrer bekommen, wo die Bienen jetzt zu Hause sind“, erzählt die Leiterin. „Wir kooperieren mit dem Imkerverein in Gersweiler und zwei unserer Erzieherinnen machen eine Imkerausbildung.“ Außerdem gibt es zehn Schutzanzüge für die Kinder, damit sie sich die Bienenstöcke auch aus der Nähe angucken können. Der Honig kommt natürlich beim Frühstück auf den Tisch. Daneben gibt es in der Kita auch ein Beet, in dem Möhren, Kohlrabi, Kartoffeln, Johannisbeeren, aber auch Minze, oder Melisse wachsen, aus denen frischer Tee gebraut wird. Den Zaun um das Beet herum haben die Kinder mitgestalten dürfen: Tiere und andere Motive verzieren die einzelnen Latten. Auch die Nachbarn freuen sich über den lebendigen Garten der Kita. Seit es das Insektenhotel gibt, habe einer der Nachbarn wieder mehr Früchte an seinen Obstbäumen hängen, erzählt Karin Lorson.
Herrin über das Außengelände ist die 20-jährige Cindy Wiesen aus Großrosseln. Sie absolviert in der Kita St. Bartholomäus ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). „Morgens füttere ich die Kaninchen und die Hühner und gehe oft mit den Kindern in den Garten. Wir haben zusammen Tomaten gesetzt oder Möhren gesät“, berichtet Cindy. „Selbst beim Unkraut jäten sind die Kinder begeistert dabei, oder beim Hühnerstall sauber machen.“ Wenn sie nicht im Garten werkelt, ist sie auch für das Frühstück mit verantwortlich und hilft im „Spatzennest“, der Krippengruppe der Kita aus. „Für mich ist es eine unglaubliche Freude, mit den Kindern im Garten zu sein.“ Beispielsweise bei der Kartoffelernte: Die Kinder haben ihr zuerst nicht glauben wollen, dass Kartoffeln in der Erde wachsen. „Als wir die erste Kartoffel gefunden hatte, war die Freude riesengroß!“
„Unser Garten ist mit viel Arbeit verbunden“, sagt Kita-Leiterin Lorson. „Deshalb benötigen wir unbedingt Unterstützung!“ Seit letztem Jahr gibt es die FÖJ-Stelle. „Anfangs dachte ich, mit Kindern zu arbeiten könnte mich große Überwindung kosten“, erzählte Cindy Wiesen. „Aber nach nur einer Woche war es, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Die Kombination aus ökologisch und sozial gefällt mir sehr gut!“ Erzieherin möchte sie aber trotzdem nicht werden. „Die Arbeit hier ist toll, aber die Vergütung als Erzieherin passt einfach nicht.“ Nach dem FÖJ will sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau machen und danach vielleicht noch studieren. Das Freiwillige Ökologische Jahr kann sie aber jedem wärmstens empfehlen: „So ein Jahr ist immer eine Bereicherung!“
Dominik Holl