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Veranstaltung zur Synodenumsetzung im Bistum Trier:Ein neues Bild von Pfarrei entwickelt sich

Wie soll die Pfarrei der Zukunft aussehen? Darüber haben Thomas Ascher und Rolf Friedsam auf einer Veranstaltung zur Synodenumsetzung gesprochen.
Rolf Friedsam (r.) und Thomas Ascher (m.) erklären, wie die Pfarrei der Zukunft aussehen könnte.
Datum:
7. Sept. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarlouis – Ein Pfarrer in einer Pfarrei, der die Leute in seiner Gemeinde kennt und eine Beziehung zu ihnen hat. Dieses „alte“ Bild von Pfarrei stand am Anfang der Veranstaltung im Pfarrheim St. Johannes in Saarlouis-Steinrausch, zu der die Dekanatsreferenten Thomas Ascher und Rolf Friedsam am Mittwochabend eingeladen hatten. Unter dem Titel „Pfarrei der Zukunft – jetzt kann ich mir ein Bild machen…“ versuchten Ascher und Friedsam den rund 60 Interessierten die Ideen der Synode des Bistums Trier und wie die Pfarrei der Zukunft „tickt“ näher zu bringen.

„Ich habe bei diesem alten Bild von Pfarrei immer Don Camillo im Kopf – vielleicht haben wir das alle“, sagte Thomas Ascher. Doch dieses Bild stamme aus den 50er Jahren und sei schon längst überholt, erläuterten die beiden Dekanatsreferenten. Im Laufe der Zeit hätten Pfarrer immer mehr Pfarreien übernommen, die irgendwann zu Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst wurden. Dadurch sei zwar die soziale Nähe der Gläubigen zu ihrer Gemeinde erhalten geblieben, aber die Nähe zum Seelsorger verloren gegangen. „Zu der Insel der Glückseligkeit der einen Pfarrei mit ihrem einen Pfarrer kommen wir nicht mehr zurück“, konstatierte Ascher.

Im Gegensatz zu diesem alten Bild der Pfarrei, die eine Heimat für die Gläubigen dargestellt hatte, spricht die Synode des Bistums Trier von „Kirch-Orten“ oder „Orten von Kirchen“. „Wird es auch in Zukunft eine Beheimatung geben? Wir sagen ganz klar: Ja!“ Die Kirchorte seien nichts neues, erklärte Rolf Friedsam: „Es gibt schon eine ungeheure Anzahl von Kirchorten, die nicht zentral auf eine Person angelegt sind, sondern das sind Orte, wo Menschen etwas verbindet.“ Dies können Orte im lokalen Sinne sein, aber auch thematische Orte, wo Menschen mit gleichen Interessen zusammenkommen. Als Beispiel für einen solchen thematischen Kirchenort nannte Friedsam das Lebenscafé in Saarlouis. Dies sei vor fast zehn Jahren aus der Idee heraus entstanden, Trauernden Menschen ein Gesprächsangebot zu machen. „Ich gehe ins Lebenscafé, weil ich dort auf Gleichgesinnte treffe und mir das gut tut.“ Diese Kirchorte werde es auch in der Pfarrei der Zukunft geben. „Kirchorte können also lokal oder thematisch sein. Außerdem können sie sich auch um Gruppen von Personen bilden “, sagte Thomas Ascher. „Es gibt schon zahlreiche Kirchorte und es entstehen immer wieder neue auf Eigeninitiative.“ Der große Unterschied zwischen dem bisherigen Gemeindeleben und der Pfarrei der Zukunft wird aber sein, dass diese Kirchorte in der Regel nicht hierarchisch, d.h. mit einem hauptamtlichen Leiter an der Spitze, geführt werden. Die Rolle der Hauptamtlichen wird sich verändern, erklärten die Dekanatsreferenten. Es wird vielmehr um Moderation, um Ermöglichung und Begleitung gehen, die Gestaltung und Leitung der Kirchorte sollte dagegen in den Händen der Ehrenamtlichen liegen.

„Verstehe ich es richtig, dass es dort, wo es keine Ehrenamtlichen gibt, die etwas machen, tote Hose sein wird?“, wollte eine Teilnehmerin der Veranstaltung von den beiden Dekanatsreferenten wissen. „Wir müssen es selbst machen, oder es wird nicht passieren“, sagte Thomas Ascher. „Aber vieles wird ohnehin schon von Ehrenamtlichen selbst gemacht, wie zum Beispiel die Pfarrfeste. Wir als Hauptamtliche müssen auch Demut vor den Charismen der Ehrenamtlichen entwickeln!“

Das bedeute aber nicht, dass Hauptamtliche nicht mehr vor Ort präsent sein werden. Bestimmte Aufgaben werden auch weiterhin nur von Hauptamtlichen wahrgenommen werden können, wie zum Beispiel Eucharistiefeiern, die nur von Priestern geleitet werden dürfen. Andere Gottesdienstformen könnten dagegen auch von Ehrenamtlichen gestaltet werden. „Es stimmt nicht, dass es in den Pfarreien der Zukunft nur noch eine Messe am zentralen Pfarrort geben wird!“, betonte Ascher. „Die Pfarrei der Zukunft wird dezentral funktionieren.“ Da es in den künftigen Räumen ein Leitungsteam mit einem leitenden Pfarrer an der Spitze geben wird, werden die anderen Priester mehr Zeit haben, Sonntagsgottesdienste in den verschiedenen Kirchen mit den Gläubigen zu feiern und sich verstärkt um die Seelsorge kümmern können.

Sorge bereitete den Besuchern der Veranstaltung auch die Frage nach der Mitbestimmung vor Ort, wenn es keine Pfarrgemeinde- oder Verwaltungsräte mehr geben wird. „Es wird aktuell darüber nachgedacht, eine synodale Versammlung in den Pfarreien der Zukunft einzurichten, in denen die Ehrenamtlichen zusammenkommen können. Außerdem soll es auch vor Ort dezentrale Verwaltungsverantwortliche geben“, so die Dekanatsreferenten. Wie genau diese Personen gefunden werden und wie sich die synodalen Versammlungen zusammensetzen, wird noch entschieden. Daran arbeitet eine Teilprozessgruppe, in der Haupt- wie Ehrenamtliche mitwirken und aus ihren Perspektiven passende Lösungen erarbeiten. Sicher sei jedoch, dass die Gläubigen, die sich engagieren wollen, auch gehört werden. Die Details zu den Prozessen innerhalb der Pfarrei der Zukunft werde das Bistum Trier bis zum Ende dieses Jahres vorstellen.

„Ich glaube, ihr habt heute Abend gezeigt, dass es ganz viele Chancen in der Pfarrei der Zukunft geben wird und dass auch unser Glauben eine Chance hat, lebendig zu werden“, sagte einer der Teilnehmer der Veranstaltung am Ende des Abends und ein anderer fügte hinzu: „Ich habe zum ersten Mal richtig verstanden, was die Synode eigentlich will. Ich bin zwar immer noch kritisch, ob das alles funktioniert. Dieses Bild der neuen Pfarreien macht jedoch Hoffnung.“

Dominik Holl