Zum Inhalt springen

Die TAFF-finanzierte Psychologenstelle ist eine Bereicherung für den Bürgerservice Trier:Ein starkes Team für förderbedürftige Jugendliche

Die Psychologin Luisa Birkel ist Teil eines multidisziplinären Teams beim TAFF-Kooperationspartners Bürgerservice Trier.
V.l.n.r.: Nena Zender (im 2. Lehrjahr zur Fachkraft für Metalltechnik), Psychologin Luisa Birkel, Werkstattleiter Christian Glessner und Dr. Hans Günther Ullrich (Bischöflicher Beauftragter für die Aktion Arbeit). Foto: Bistum Trier/I. Hülpes
Datum:
6. Okt. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier Nicht jeder junge Mensch schafft es auf Anhieb, eine Lehrstelle zu ergattern. Das liegt oft nicht an den Jugendlichen selbst – nicht selten stecken Probleme wie Bindungsstörungen innerhalb der Familie, Gewalterfahrung oder psychische Erkrankungen dahinter. Die 27-jährige Psychologin Luisa Birkel aus Welschbillig ist Teil eines multiprofessionellen Teams im Bürgerservice Trier (BÜS), das es sich zum Ziel gesetzt hat, besonders förderbedürftige Jugendliche bestmöglich auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Ihre Arbeit wird finanziell unterstützt von der TAFF-Kampagne (Talente flexibel fördern) der Aktion Arbeit im Bistum Trier.

„Der Anteil an Jugendlichen, die es schwer haben, steigt“, weiß Dr. Hans Günther Ullrich, Bischöflicher Beauftragter für die Aktion Arbeit. Mit dem TAFF-Projekt, das seit dem Ausbildungsstart im August 2019 läuft, solle genau dort angesetzt werden, wo konkrete Hilfe gebraucht werde, nämlich an den Übergangsphasen zwischen Schule, Ausbildung und fester Anstellung. Und das zeigt bereits Wirkung, wie Andrea Basedow (Projektleitung Berufsvorbereitung und Ausbildung, BÜS) bestätigt: „Im Reha-Bereich haben fünf von sechs unserer Lehrlinge bereits Kinder- und Jugendpsychiatrie-Erfahrung. Deshalb brauchten wir ein multidisziplinäres Team – und da kam TAFF genau zur rechten Zeit! Seitdem haben wir verschiedene Trainingsformen, zum Beispiel das Sozialkompetenz-Training, entwickelt, können Einzelgespräche anbieten und eine zügige Diagnostik leisten.“

Luisa Birkel, Foto: Bistum Trier/I. Hülpes

Psychologin Birkel macht noch einmal deutlich, was das bedeutet: „Die jungen Leute hier tragen oft schon ein Stigma mit sich, wenn sie zu uns kommen, und sind verunsichert. Viele wissen einfach nicht, wie sie sich gegenüber anderen Menschen adäquat verhalten sollen. Wir bieten ihnen zusätzliche Zeit, einen geschützten Rahmen und gehen ganz individuell auf ihre Probleme ein.“ Was sie in den Maßnahmen anbiete, sei allerdings keine Therapie, stellt sie klar: „Aber die Beratung im Team, bestehend aus Anleitern, Pädagogen und mir, ermöglicht es uns zu ermitteln, wer gegebenenfalls eine Therapie bräuchte, die wir dann vermitteln können.“ Gerade diese maßgeschneiderte Begleitung und Beratung eröffne häufig erst die Bereitschaft, eine Therapie einzugehen, ergänzt Monika Berger aus der BÜS-Geschäftsleitung. Das sei insbesondere deshalb so wichtig, weil die Hürde recht hoch sei, überhaupt einen ersten Kontakt zu einem Psychologen zu suchen, so Birkel. „Und das ist der absolute Vorteil hier: Ein angstfreier, niedrigschwelliger Raum, den die Jugendlichen nutzen können, um mit mir ins Gespräch zu kommen.“

Den positiven Effekt, der daraus entsteht, beschreibt Christian Glessner, Werkstattleiter im BÜS: „Die Jugendlichen merken plötzlich: Es gibt eine Möglichkeit, das eigene Verhalten zu ändern.“ Darauf müsse man Schritt für Schritt aufbauen. Doch natürlich läuft das nicht ohne Rückschläge. Insbesondere bei Jugendlichen, die an emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen leiden, könne ein Gefühlsausbruch schon mal die Arbeitsabläufe einer gesamten Werkstatt auf den Kopf stellen. „Früher mussten wir diejenigen dann nach Hause schicken – für den Tag war die Arbeit dann beendet.“ Heute sei in einer solchen Notsituation Luisa Birkel zur Stelle, die sich des jeweiligen Jugendlichen annehme. Oft stabilisiere sich der Zustand nach kurzer Zeit und der Auszubildende dürfe wieder zurück an die Werkbank. Um solchen Störungen im Arbeitsablauf zuvorzukommen – die ja nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch die übrigen Jugendlichen und die Anleiter unter Druck setzen, sei insbesondere kollegiale Beratung im Vorfeld wichtig. „So können im vorbereitenden Gespräch mit den Anleitern schon Verhaltensempfehlungen für den Umgang mit einzelnen Jugendlichen gegeben werden“, erklärt Basedow, die seit 24 Jahren im BÜS arbeitet.

Erste Erfolge des TAFF-gestützten multiprofessionellen Teams können also schon verbucht werden. Doch darauf ausruhen wird sich das Team nicht. „Wir werden unser Sozialkompetenztraining optimieren, sodass die Kollegen es selbst durchführen können. Außerdem wollen wir es an spezifische Zielgruppen anpassen, etwa an Langzeitarbeitslose oder Menschen mit Beeinträchtigung. Deshalb sind wir jetzt auf der Suche nach weiteren Kostenträgern“, verrät Berger. „Wir freuen uns, dass die Psychologen-Stelle bis Ende des Jahres weiterfinanziert wird und wir hoffen sehr, dass wir das Projekt, das durch TAFF angestoßen wurde, weiterführen können.“ Das sieht auch der Bischöfliche Beauftragte der Aktion Arbeit so: „Am Ende des TAFF-Projekts im Dezember wollen wir eine Bestandsaufnahme machen. Wir möchten wissen, welche konkreten Unterstützungsbedarfe es für förderbedürftige Jugendliche in unserem Bistum gibt, und das dann an die Politik weitergeben. Wir wollen mit einer Message aus dem Projekt rausgehen“, betont Ullrich.

Der Bürgerservice Trier versteht sich als Inklusionsunternehmen und qualifiziert Menschen auf dem Weg in Ausbildung, Beruf und Beschäftigung. So ermöglicht er ihnen berufliche Teilhabe durch gezielte Förderung und Qualifizierung. Durch eine Kooperation mit der Kampagne TAFF (Talente flexibel fördern) der Aktion Arbeit im Bistum Trier konnte die Psychologenstelle im BÜS geschaffen werden. TAFF unterstützt fünf weitere Initiativen, die sich für benachteiligte Jugendliche stark machen. Alle Spenden für die Kampagne, die bis zum 31. Dezember 2020 eingehen, werden von Bischof Dr. Stephan Ackermann aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls verdoppelt. Spendenkonto: Pax Bank Trier, IBAN: DE13 3706 0193 3001 3990 11, BIC: GENODED1PAX, Stichwort: "TAFF". Weitere Informationen gibt es auf www.aktion-arbeit.de und www.bues-trier.de.

(ih)