Zum Inhalt springen

Seit knapp 50 Jahren pflegt man in Thomm eine besondere Tradition  :Eine Krippe als Gemeinschaftsprojekt  

Seit knapp 50 Jahren pflegt man in Thomm diese besondere Tradition. Jedes Jahr wird sie erneut von einem festen Team aus Ehrenamtlichen in der Pfarrkirche St. Pauli Bekehrung aufgebaut.
Die Krippe neben dem Altar
Datum:
26. Dez. 2023
Von:
Simone Bastreri

Thomm – Ein Schieferbergwerk samt Förderturm, eine originalgetreue Mühle, deren Rad mit echtem Wasser gespeist wird, oder der nachgebildete Ortskern: An der Thommer Weihnachtskrippe kann man sich kaum sattsehen. In jedem Winkel der 50 Quadratmeter großen Krippenlandschaft gibt es noch ein Detail zu entdecken. Jedes Jahr wird sie erneut von einem festen Team aus Ehrenamtlichen der knapp über 1.000 Einwohner zählenden Ortsgemeinde in der Pfarrkirche St. Pauli Bekehrung aufgebaut. Eine inzwischen fast 50-jährige Tradition, die Alt und Jung zusammenbringt: Das jüngste der 24 Mitglieder der Thommer Krippenbauer ist sieben Jahre alt, das Älteste 81. In diesem Jahr ist sogar „Nachwuchs“ hinzugekommen ist: Ein zwölfjähriges und ein 27-jähriges Mitglied.

„Das Jesuskind kommt mitten unter den Menschen im Ort zur Welt“ 

„Das Ganze entstand auf die Initiative unseres damaligen Diakons Winfried Stadtfeld Mitte der 1970er Jahre. Er hatte den Gedanken, dass das Jesuskind hier mitten unter den Menschen in Thomm auf die Welt kommt und sich das auch in einer persönlich gestalteten Krippe widerspiegeln könnte“, berichtet Simon Schabo, einer der Organisatoren des jährlichen Krippenbaus. So sei zunächst der Stall entstanden – aus der Holzverpackung einer Melkmaschine, die im Dorf verwendet wurde. Im Lauf der Jahre kamen dann unzählige kleine Wahrzeichen von Thomm hinzu, etwa der Ortskern, der für Generationen prägende Schieferbergbau oder ein Tempeleingang für das 40 Tage nach Weihnachten gefeierte Fest der Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess). Auch eine detailgetreue Nachbildung eines Brunnens am Ortsausgang mit plätscherndem Wasser gibt es zu entdecken. Die interessanteste Besonderheit der Krippe verrät Schabo beim Aufbau auch: „Die meisten der geschnitzten Holzfiguren tragen die Gesichtszüge und gewisse Attribute von Mitgliedern unserer Gruppe. Manfred Ferring spielt zum Beispiel in seiner Freizeit Alphorn, also ist er auch mit einem Alphorn dargestellt. Oder diese Hirtenfigur – der Gesichtsgeber ist von Beruf Schreiner, also wurde er mit einem Stapel Holz verewigt.“ Natürlich müsse man schon eine gewisse Zeit lang dabei sein für eine eigene Figur, schmunzelt der 41-Jährige, der selbst schon seit 30 Jahren mit von der Partie ist.

Ein Glücksmoment nach vielen Arbeitsstunden 

Bis Heiligabend bleibt die Krippe für Kirchenbesucher mit einem schwarzen Vorhang verhüllt, mit dem offiziellen Beginn der Weihnachtszeit in der Christmette wird dann nach dem Evangelium die zuvor dunkle Kirche erleuchtet und auch die Krippe kann bestaunt werden. Für die Krippenbauer ist das ein Glücksmoment, der all die Arbeit belohnt. Denn bereits Anfang Dezember rücken die Männer und Jungs mit zwei Traktoren aus in den Wald, um Unmengen an Moos zu sammeln und die Tannenbäume für die Altarraum-Dekoration zu schlagen. Rund 40 Stunden sind sie dann an den Abenden unter der Woche und den Wochenenden in der Adventszeit beschäftigt. Ein Blick unter das riesige Holzgestell der Krippe zeigt, warum: Hier liegen Stromkabel, Wasserleitungen, Folien und alles, was zum Funktionieren der Krippe dazugehört. Die Figuren werden erst ganz zum Schluss, am Morgen des 24. Dezember aufgestellt. Krippenbauer Jürgen Mattes, 51, glaubt, dass es gerade die begrenzte Zeit und ein konkretes Projekt sind, das dieses Ehrenamt attraktiv machen. „Wir sind einfach eine gute Truppe und grillen auch mal nach getaner Arbeit etwas zusammen oder unternehmen etwas.“ Unter den Krippenbauern seien auch viele ehemalige Thommer, die sich dem Projekt verbunden fühlten. In diesem Jahr erwartet die Besucherinnen und Besucher ein neues Element der Krippe: Die aus Fell stammende Künstlerin Claudia Kromus-Weber hat ein riesiges Hintergrundgemälde geschaffen, dass Thomm mit den umliegenden Wiesen und Feldern des Hochwalds zeigt. Sie lebt seit 25 Jahren in Thomm und wollte gerne das tolle Engagement unterstützen, wie sie sagt. Während in diesem Jahr mit Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg ein „prominenter“ Gast die Christmette zelebrieren wird, dürfen sich die Krippenbauer besonders auf 2025 freuen, wenn sie ihr 50-jähriges Jubiläum feiern.