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Großes Interesse am 2. Akademietag zum Thema „Synode“ in Vallendar:Eine Zäsur und Chance

Die Umsetzung der Bistumssynode ist derzeit ausgesetzt. Das Interesse am Thema "Synode" ist weiterhin ungebrochen hoch, wie der 2. Akademietag in Vallendar unter Beweis stellt.
Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC, Gabriele Kloep-Weber, Thomas Hüsch, Irene Wehlen-Schüßler und Dr. Robert Plum (v. links). Foto: Verena Breitbach/PTHV
Datum:
21. Jan. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Vallendar – „In unserem Bistum wurde die Synode von unserem Bischof genutzt, um möglichst viele Synodale am ‚Bau‘ der neuen Kirchenstruktur zu beteiligen“, hat Prof. Dr. Paul Rheinbay, Leiter des Instituts für Wissenschaftliche Weiterbildung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) und Organisator der dort jährlich stattfindenden Akademietage, gesagt. Derzeit ist die Umsetzung der Ergebnisse aus der Bistumssynode allerdings ausgesetzt.

Erster Referent zum Thema „Was wollen wir mit der Kirche? Weg von der Frustration hin zu Glaubens-Räumen in neuen Strukturen“ war Dr. Robert Plum, Pastoraltheologe an der Universität Bonn. In seiner „politischen Lesung des Textes“ ordnete er das Trierer Synodendokument „Heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ (2016) kritisch ein und analysierte den Text vor 200 Zuhörerinnen und Zuhörern. Die Aussagen, die als Gründe für die „Neuorientierung“ gelten, bezeichnete er als „zu vage und allgemein“ formuliert.

Anstatt die Ziele umzusetzen, vom Einzelnen her zu denken und Charismen vor Aufgaben zu stellen sowie weite pastorale Räume einzurichten und netzwerkartige Kooperationsformen zu verankern, komme es nun zu einer Prüfung, ob das Gesetz von Bischof Ackermann mit dem universellen Kirchenrecht übereinstimme, so der Referent. Er bezeichnete das Dokument als einen „Werbetext vom Konzern Kirche“, die Sprache darin sei übertrieben positiv, appellierend, manchmal trivial mit vielen Floskeln, z.B. „Schritte wagen“, „sich inspirieren lassen“, „Option für die Armen“. Auch hier fragte er: Was heißt das genau? Wer sind die Armen, Unterdrückten, Marginalisierten im Bistum Trier? Wie steht es um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf allen Leitungs- und Arbeitsebenen? Wie abweichend darf der Einzelne sein?“.

Das Herz öffnen

Gabriele Kloep-Weber sprach als Pastoralreferentin in Bad Kreuznach und ehemalige Synodale. In ihrem Impuls berichtete sie von den gemischten Gefühlen hinsichtlich der Aussetzung: Einerseits habe es Frust und Enttäuschung gegeben, andererseits auch Erleichterung darüber, dass die Geschwindigkeit nun gedrosselt werde. „Strukturell ist es offen, wie es weitergeht, Inhaltliches wird nicht in Frage gestellt“, sagte sie. Beides sei zur weiteren Organisationsentwicklung wichtig. Es gehe darum, sich berühren zu lassen und sein Herz zu öffnen. „Das Synodendokument, dient als Wegweiser, der uns dazu ermutigt unseren eigenen Weg zu finden.“

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um Einblicke in die Situation vor Ort. Es diskutierten neben dem Referenten und der Referentin auch Dechant und ehemaliger Synodaler Thomas Hüsch und Irene Wehlen-Schüßler aus der Gemeinde Maria Himmelfahrt (beide Koblenz). Sie ist Ehrenamtliche und seit 15 Jahren in der Gremienarbeit aktiv. „Ein Ort von Kirche sind wir längst, das haben wir geschafft. Was es jetzt angesichts von viel Unsicherheit, Frust und oft mangelnder Unterstützung braucht, ist eine gute Erdung oder eine gute Himmelung‘“, war ihr Statement.

Prüfung des Umsetzungsgesetzes

Thomas Hüsch sprach über Schwierigkeiten, welche die Aussetzung mit sich bringt: „Es ist eine Zäsur.“ Auch er berichtete von gemischten Reaktionen auf die Aussetzung. „Der Frust ist die Herausforderung vor der wir stehen. Das Problem ist, dass gerade die Guten verloren gehen. Wir müssen dranbleiben und miteinander unterwegs bleiben“, erklärte Hüsch. „Bei der Prüfung geht es um Fragen des Umsetzungsgesetzes, und nicht um Kerninhalte der Synode.“ Einig seien sich alle darin gewesen, dass es so nicht weitergehen könne. Das Problem finde auf der emotionalen Ebene statt: im Abschied von den alten Pfarreien. „Wir müssen die jetzige Situation als Chance betrachten.“

Die Akademietage werden in gemeinsamer Trägerschaft mit der Katholischen Erwachsenenbildung Fachstelle Koblenz und der Katholischen Erwachsenenbildung der Bildungswerke Westerwald und Rhein-Lahn geplant und umgesetzt.

Der nächste und letzte Akademietag in diesem Jahr findet statt am 25. Januar (14 – 17.15 Uhr) zum Thema „Was wollen wir mit der Wirtschaft? Weg von einer Diktatur der Ökonomie – hin zur lebensdienlichen Teilhabe aller“. Weitere Infos gibt es auf  www.pthv.de.

(red)