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SoFiA-Freiwilligendienst bei den Pfadfindern in Cochabamba:Eine neue Perspektive auf ALLES

Magdalena Gilla hat ein Jahr lang bei den Pfadfindern in Bolivien gearbeitet. Unterstützt wurde das Ganze von den Sozialen Lerndiensten im Bistum Trier.
Die SoFiA-Freiwillige Magdalena Gilla kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland.
Datum:
16. Jan. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Hüttigweiler/Cochabamba – Heftiger Jetlag, fünf kurze Wochen Auszeit, dann der Einstieg ins Medizinstudium mit straffem Zeitplan und Praktika: Seit Magdalena Gilla aus dem saarländischen Hüttigweiler bei Illingen vor knapp fünf Monaten nach Deutschland zurückgekehrt ist, hat sich ihr Leben verändert. Die 21-Jährige hat, unterstützt von den Sozialen Friedensdiensten im Bistum Trier (SoFiA), ein Jahr lang bei den Pfadfindern in Cochabamba (Bolivien) gearbeitet. Der Freiwilligendienst, den sie kurze Zeit nach dem Abitur antrat, hat ihr neue Perspektiven eröffnet.

Pfadfinderin ist sie schon „gefühlt ihr ganzes Leben“, erzählt Magdalena strahlend. Völlig neu war ihr die Arbeit also nicht bei den bolivianischen Pfadfindern der Asociación de Scouts de Bolivia (ASB) am Rande der Anden. „Die Pfadfinder sind eine internationale Vereinigung und die Grundidee ist überall auf der Welt die gleiche“, erklärt sie. Unterschiede gebe es lediglich bei der Umsetzung der Idee.

In der bolivianischen Öffentlichkeit präsent

Einer dieser Unterschiede sei beispielsweise die öffentliche Präsenz: „Während wir uns in Deutschland in der Regel je nach Altersstufe an verschiedenen Tagen treffen, gibt es in Cochabamba an jedem Samstag ein Treffen mit allen Pfadfindern an einem belebten, öffentlichen Platz, bevor sich die einzelnen Gruppen wieder trennen.“ Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in ihrer typischen Uniform mit Hemd und Halstuch gehören dort ganz selbstverständlich zum Stadtbild dazu. „Man kann zum Beispiel beobachten, wie Wölflinge (sieben- bis elfjährige Pfadfinder) um Senioren herumflitzen und mit ihnen ins Gespräch kommen.“

In der Öffentlichkeit sichtbarer zu werden, ist nur eine Anregung neben vielen anderen, die Magdalena mit nach Deutschland gebracht hat. Zwar kann sie zurzeit wegen ihres Medizinstudiums an der Universität des Saarlandes in Homburg keine Gruppenleitung übernehmen, sie springt aber immer wieder ein, wenn Not am Mann ist. Dabei schöpfe sie aus „einem Schatz an bolivianischen Spielen und Ideen“ und lasse gern Erzählungen, Mitbringsel und Fotos in die Gestaltung der Gruppenstunden einfließen. Auch die sehr strukturierte Vorbereitung der Treffen, wie sie in Cochabamba üblich sei, habe sie zu schätzen gelernt. „Mein Blick auf die Pfadfinderarbeit im Generellen hat sich verändert.“  

Für eine bessere Zukunft

Bereits seit 1991 besteht die Partnerschaft zwischen dem Trierer Diözesanverband der Deutschen Pfadfinder Sankt Georg (DPSG) und der bolivianischen Asociación de Scouts de Bolivia. Ihr Motto „Wir bauen gemeinsam an einer besseren Zukunft" ist maßgeblich für den Austausch zwischen den jungen Europäern und Südamerikanern. Neben ihrem „Hauptprojekt Pfadfinder“ engagierte sich Magdalena deshalb noch in zwei weiteren Projekten. In einem Kinderhaus kümmerte sie sich um körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder und um Waisen. Darüber hinaus versorgte sie in einem Tierpark verletzte Wildtiere wie Papageien und Pumas oder Tiere aus Schmuggel und schlechter Haltung.

Die anfängliche Sprachbarriere hat Magdalena schnell überwunden. Nach einem dreiwöchigen Einzelsprachkurs in Bolivien hieß es dann einfach „learning by doing“. Inzwischen kann sich Magdalena fließend auf Spanisch unterhalten. Mit einer kleinen Einschränkung allerdings, verrät sie schmunzelnd: „Den Cochabamba-Dialekt hört man schon raus.“   

Besondere Freundschaften und neue Perspektiven

Der Kontakt zu ihren neu gewonnenen bolivianischen Freunden und anderen Mitfreiwilligen ist noch immer sehr rege. „Unter uns herrscht nochmal ein ganz anderes Verständnis. In schwierigen Momenten sind sie mir immer eine unglaubliche Stütze gewesen. Außerdem haben uns die gemeinsamen Erfahrungen, Abenteuer und viele der Seminare zusammengeschweißt. Während meines Freiwilligendienstes habe ich sehr besondere Freundschaften geschlossen, die hoffentlich noch lange halten werden.“

Reflektiert habe sie ihre Erfahrungen gleich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland in einem Einzelgespräch mit SoFiA. Anschließend habe sie sich in einem fünftägigen Seminar mit anderen Freiwilligen austauschen können. In den vergangenen fünf Monaten seien ihr die sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern „viel stärker ins Auge gefallen, als ich das gedacht hätte. Ich habe gelernt, dass viele Dinge, die für mich vorher ganz selbstverständlich waren, oftmals Privilegien sind, die wir vergessen haben wertzuschätzen.“ Darunter zählt sie etwa sehr gute Bildung, fließendes Trinkwasser, Zugverbindungen und schnelle Postwege. Ihr Fazit nach einem Jahr Freiwilligendienst in der viertgrößten Stadt Boliviens: „Ich habe eine neue Perspektive auf ALLES bekommen: Man lernt in einem Jahr eine neue Sprache, neue Leute und eine neue Kultur kennen. Und nebenbei leistet man einen sozialen Dienst. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, und nicht einfach für Work and Travel. Da würde mir einfach der Sinn fehlen.“

Im vergangenen Jahr haben 27 junge Frauen und Männer mit SoFiA einen Friedensdienst im Ausland geleistet. Wer noch in diesem Jahr mitmachen will, kann sich bis zum 21. Januar bewerben. Weitere Informationen gibt es auf www.sofia-trier.de und www.soziale-lerndienste.de.  

(ih)