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Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen macht die Pandemie zu schaffen:Eine sinngebende Struktur ist wichtig

Um die Menschen mit Beeinträchtigung an die Corona-Schutzmaßnahmen zu gewöhnen, haben sich die Betreuer kreative Lösungen überlegt.
Foto: Thomas Zenner
Datum:
16. Feb. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Cochem-Zell/Mendig – „Hochmotiviert und gerne kommen die Beschäftigten zu uns in die Werkstätten – auch in diesen Zeiten“, berichtet Thomas Zenner, Einrichtungsleiter der Caritas Werkstätten im Kreis Cochem-Zell, die zur St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe GmbH gehören. Denn die Arbeit in den Werkstätten schaffe für die Menschen mit Beeinträchtigung eine Struktur im Alltag, die sie sich nicht selbst geben könnten. Selbst die strikten Hygienemaßnahmen nähmen die Beschäftigten dafür in Kauf – und kämen damit erstaunlich gut zurecht, so Zenner.

Um die Menschen mit Beeinträchtigung an die Corona-Schutzmaßnahmen zu gewöhnen, haben sich die Betreuerinnen und Betreuer auch in den Wohnheimen und in den Tagesförderstätten kreative Lösungen überlegt. „Wir mussten ganz vorsichtig anfangen, die Menschen mit Beeinträchtigung an die Maßnahmen wie das Maske-Tragen heranzuführen. Gerade das Gefühl, etwas im Gesicht zu tragen, akzeptieren die meisten zunächst nicht. Deshalb war die Idee, zunächst mit leichten Schals oder Halstüchern an das Gefühl zu gewöhnen, bis wir es auf Masken ausweiten konnten“, erzählt Stephanie Pohl, Leiterin der Tagesförderstätte des Caritas Zentrums in Mendig. In den Werkstätten können die Beschäftigten den gelernten Umgang mit den Schutzmaßnahmen anwenden, was die Arbeit dort erleichtere.

Die Werkstatt vor Corona (Foto: Thomas Zenner)

Damit die Menschen mit Beeinträchtigung weiterhin einen stabilen – wenn auch anderen – Tagesablauf haben und individuell gefördert werden können, haben die Werkstätten und Tagesförderstätten vieles angepasst, so Pohl. „Als die Bewohnerinnen und Bewohner gar nicht zur Arbeit konnten, kamen Betreuerinnen und Betreuer aus den Werkstätten und brachten die Arbeit ins Wohnheim.“ Außerdem seien die Menschen mit Beeinträchtigung individuell angeleitet und begleitet worden, um digital mit ihren Angehörigen zu sprechen. Auch viele alternative Angebote habe die Einrichtung ermöglicht, etwa die Veranstaltungsreihe „Kultur im Garten“. „Es war überwältigend, wie viele ehrenamtliche Künstler unserem Aufruf gefolgt sind“, schwärmt Pohl von der Aktion im vergangenen Jahr. „Dabei konnten die Bewohnerinnen und Bewohner von ihrem Balkon aus Clowns, Sänger, Musikvereine und vieles mehr bewundern.“

Das Wichtigste sei jedoch die sinngebende Struktur des Alltags, die je nach Fähigkeit der Menschen mit Beeinträchtigung individuell durch die Werkstätten oder Tagesförderstätten geschaffen und ermöglicht werde, erklärt Pohl. „Ohne das bricht für sie eine Welt zusammen, sie haben Angst und sind unsicher. Das kann bis zum Verlust von Halt und Orientierung oder zu depressiven Verstimmungen gehen“, sagt sie. In diesem Punkt stimmt auch Einrichtungsleiter Zenner ihr zu. „Es wäre schlimm, wenn durch die Pandemie die Aufträge für die Caritas Werkstätten weniger werden würden und es fortan an Arbeit fehlen würde.“

Weitere Informationen zur St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe GmbH gibt es unter www.st-raphael-cab.de, Tel.: 02651-49680 und E-Mail: info@srcab.de.
(aw)