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Bischof Ackermann lädt an Weihnachten zu Perspektivwechsel ein:Einspruch zugunsten des Lebens

Gott legt immer wieder Einspruch ein gegen Leid und Unheil
Bischof Ackermann predigt an Weihnachten im Trierer Dom (Archivfoto von 2021)
Datum:
25. Dez. 2023
Von:
Judith Rupp

Trier – „Die Botschaft von Weihnachten widerspricht unserer Welt und unserem Verhalten. Sie ist Gottes Widerspruch zu dieser Welt.“ Mit dieser Deutung der Weihnachtsbotschaft „von der Seite Gottes her“ hat Bischof Dr. Stephan Ackermann die Gläubigen im Hochamt am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) zu einem Perspektivwechsel eingeladen.

Seinem Gefühl nach prallten in diesem Jahr die Realität der Welt und die Botschaft von Weihnachten „besonders krass aufeinander“, sagte Ackermann. Das liege natürlich vor allem daran, dass ausgerechnet „das Stückchen Erde, auf dem Jesus zu Welt kam und die Engel den Frieden auf Erden verkündeten, von Terror und Krieg zerfurcht wird“. Der Nahostkonflikt erlebe seit den menschenverachtenden Anschlägen der Hamas vom 7. Oktober eine Eskalation, die ihresgleichen suche. Dazu kämen der Ukrainekrieg, der Kampf gegen die Erderwärmung, die Herausforderungen durch die Flüchtlingsbewegungen, ein verstärkter Antisemitismus und Rechtspopulismus, aber auch „die Belastungen und Ängste des eigenen Lebens“. Mit Blick auf die Weihnachtsbotschaft, die von „Freudenboten, die den Frieden ankündigen“ spricht und „alle Enden der Erde“ bejubelt, die „Gottes Heil schauen“, stellte der Bischof einen „eklatanten Widerspruch zwischen unserer Realität und der weihnachtlichen Botschaft“ fest.

Betrachte man diese Tatsache jedoch „von der anderen Seite, von der Seite Gottes her“, zeige sich: „Gott legt Widerspruch ein gegen die herrschenden Verhältnisse, mit denen wir uns schon so lange arrangiert haben. Gott erhebt an Weihnachten Einspruch gegen die Welt, wie sie ist.“ Sie sei auch vor 2.000 Jahren keine heile Welt, sondern eine Welt von Unterdrückung, Krieg, Sklaverei und Ausbeutung gewesen. „Gott hört nicht auf, Einspruch einzulegen gegen Leid und Unheil in dieser Welt.“ Gottes Einspruch gegen die Welt, wie sie ist, sei ein „Einspruch zugunsten des Lebens“.

Der Bischof erinnerte an das Wort des Theologen Fulbert Steffensky „Christlich leben heißt, mit Widersprüchen leben zu können“. Im Licht der Weihnachtsbotschaft heißt das für ihn, so Ackermann, nicht nur die Widersprüche zu sehen, die die Welt gegen die Botschaft des Glaubens vorbringt, sondern vor allem auch den Widerspruch zu sehen, den Gott erhebt gegen die herrschenden Verhältnisse, die scheinbar so unabänderlich sind. „Als Christ mit Widersprüchen zu leben, heißt für mich, Gottes Widerspruch nicht zu überhören, ihn immer wieder zuzulassen – auch dann, wenn er mich selbst trifft. Denn als Glaubende sind wir davon überzeugt, dass der Einspruch Gottes nicht aus Lust am Niedermachen geschieht, sondern aus Liebe.“

In diesem Zusammenhang wies Bischof Ackermann auf ein Detail an der neuen Krippe im Trierer Dom hin: Das Kind liege nicht altersgerecht in Marias Schoß, sondern regelrecht quer, und halte den Kopf schon aus eigener Kraft. Durch die Querlage auf dem Schoß seiner Mutter bilde das Kind zusammen mit ihr die Form eines Kreuzes. „Das bedeutet: Dieses Kind wird die eingefahrenen Linien dieser Welt ‚durchkreuzen‘ – bis zur Hingabe seines eigenen Lebens. Dieses Kind wird Einspruch erheben in dieser Welt, mehr noch: Es wird Gottes Einspruch sein, der der Welt ‚Heil und Leben bringt‘.“