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Bischof Ackermann predigt an Karfreitag im Trierer Dom :„Er verlässt uns nicht. Er bleibt.“

In seiner Predigt in der nicht-öffentlichen, aber live übertragenen Karfreitagsliturgie hat Bischof Ackermann eine Odysseus-Darstellung auf der Altarinsel als Deutungshilfe genutzt.
Darstellung des Odysseus am Schiffsmast auf der Altarinsel im Trierer Dom; Foto: Sebastian Barz
Datum:
10. Apr. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „Sich an Christus zu binden, gibt Halt in den Untiefen des Lebens, hilft Versuchungen und Anfechtungen zu bestehen.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am Karfreitag (10. April) im Trierer Dom betont. Dann sei es auch nicht nötig, die Ohren oder die Augen vor der Welt zu verschließen, um „halbwegs hindurchzukommen. Christen sind Menschen mit offenen Augen und offenen Ohren und wachem Herzen“.

Ackermann bezog sich in seiner Predigt auf eine Darstellung auf der Altarinsel im Trierer Dom. Sie zeigt Odysseus, der der Erzählung des griechischen Dichters Homer nach am Mastbaum des Schiffes angebunden ist, um sich und seine Gefährten sicher an den Tod bringenden Sirenen vorbeizubringen. Die frühen Theologen der Kirche, erklärte Ackermann, hätten diese Geschichte als Hinweis auf den Gekreuzigten verstanden: Denn die Silhouette von Odysseus, der am Schiffsmast mit dem Querbalken festgebunden ist, ähnelt Christus am Kreuz, der sich nicht in göttlicher Macht vom Kreuz losmacht, sondern aushält und dadurch die Seinen durch die todbringenden Fluten der Welt hindurch rettet. Die Deutung der frühen Christen sei sogar noch weiter gegangen, sagte der Bischof: Sie sahen in Odysseus nicht nur ein Bild für Christus, sondern auch für sich selbst, die sie sich durch den Glauben und die Taufe an Christus gebunden haben.

„Der Blick auf Christus, den Geschundenen und Hilflosen, hilft, den Blick nicht abzuwenden, wenn ich mich von den Problemen und Schmerzen dieser Welt überfordert fühle. Denn ich muss dann nicht nur die Probleme und Schmerzen sehen, sondern kann in und hinter all dem auch das Gesicht des Schmerzensmannes sehen“, betonte Bischof Ackermann. Und er zog einen weiteren Vergleich zu der Darstellung auf der Altarinsel mit Blick auf die aktuelle Situation: „Als Christen glauben wir daran, dass Jesus in das Boot unseres Lebens eingestiegen ist und sich unwiderruflich daran gebunden hat. Er verlässt uns nicht. Er bleibt.“ Damit sei man zwar nicht automatisch „in ruhigerem Fahrwasser, auch unsere Ängste sind nicht wie weggeblasen, wahrhaftig nicht. Aber wir dürfen aufschauen zu ihm, der mit uns ist“.

Auf der im Zuge der Domrenovierung (bis 1974) neugestalteten Altarinsel im Trierer Dom findet sich eine Vielzahl von Motiven, die sowohl Bilder aus der Heilsgeschichte wie auch aus der griechischen Sagenwelt zeigen. Der Bischof nutzte die Übertragung der nicht-öffentlichen Karfreitagsliturgie aus dem Dom, die das Einblenden von Bildern ermöglicht, um auf das Odysseus-Motiv zu verweisen, das sonst für Besucher des Doms eher schwer zu entdecken ist. Da wegen der Corona-Pandemie derzeit keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden können, übertragt das Bistum Trier die Gottesdienste der Kar- und Ostertage mit Bischof Ackermann live. Alle Infos dazu sind hier zu finden.
(JR)

Den Wortlaut der Predigt können Sie hier nachlesen