Bischof Ackermann bei Diskussionsveranstaltung zu synodalen Wegen in Püttlingen:Es geht um gemeinsame Verantwortung
Püttlingen – Für die Kirche gibt es die „Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reform“. Dabei spiele der Skandal des Missbrauchs eine ähnliche Rolle wie im Mittelalter der Skandal des Ablasshandels. In einem Video-Statement hat Professor Dr. Tomás Halík am 3. November die Dringlichkeit für Veränderungen in der Katholischen Kirche betont. Es gehe um das Verhältnis von Kirche und Macht und von Klerus und Laien. Der Prager Priester und Soziologe betonte die Bedeutung von „synodalen Wegen“ für die Veränderungen auf allen Ebenen der Kirche. Dabei seien diese synodalen Wege der Kirche „nicht nur ein Weg zur Reform, sondern auch der Weg der Reform. Der Weg ist das Ziel“.
Wegen einer Erkrankung konnte Halík nicht am Podiumsgespräch zum Thema „Synodale Prozesse“ teilnehmen, zu dem die Union-Stiftung in die Püttlinger Klosterkirche eingeladen hatte. In seinem Statement betonte Halík die Chance zur gemeinsamen Veränderung in der aktuellen Krise der Kirche. Aber nicht nur die Kirche, die ganze Welt brauche einen solchen synodalen Weg zur „menschlichen Brüderlichkeit“.
Synode als „Weggemeinschaft im Glauben“
Bischof Dr. Stephan Ackermann war daher am Diskussionsabend mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst alleiniger Gesprächspartner von Moderator Christian Otterbach. Für Bischof Ackermann ist eine Synode eine Lernbewegung. Eine solche „Weggemeinschaft im Glauben“ sei die Trierer Bistumssynode gewesen. Auch er habe bei der Einberufung nicht gedacht, was da alles folgt. Es sei eine breite Bewegung und ein Prozess der Auseinandersetzung entstanden. Aber selbst wenn 280 Personen aus dem ganzen Bistum sich einig sind, heiße das nicht, dass das ganze Bistum einverstanden ist, meinte Ackermann zur Umsetzung der Synode. Wo die Menschen direkt betroffen seien, gebe es Reaktionen.
In der Diözesansynode seien auch Menschen beteiligt worden, die in den traditionellen kirchlichen Strukturen nicht vorkommen, etwa junge Leute oder Kirchenferne. Die große Mehrzahl der Getauften tauche im kirchlichen Geschehen nicht oft auf. „Die gehören aber dazu“, sagte Ackermann und fragte, wie diese Getauften zu Wort kommen. Es brauche Kreativität und auch Angebote für Suchende. Bischof Ackermann betonte, dass es im synodalen Prozess nicht darum gehen könne, dass „alles mal wieder so wird, wie es war“. Kirche dürfe sich nicht ständig mit sich selbst beschäftigen. Entscheidend sei es, die Botschaft Jesu glaubhaft zu leben. Auch angesichts des spirituellen Hungers vieler Menschen müsse die Kirche spiritueller und diakonischer werden. „Menschen müssten merken: Da sind Menschen für mich da - nicht weil ich ihr Kunde bin.“
Auftrag des Bischofs: Brückenbauer sein
Bischof Ackermann warb dafür, gelassener mit den – im Bistum Trier heftig diskutierten – Strukturfragen umzugehen. Dann habe man „die Hände frei für anderes“. Er habe aber Verständnis für die Diskussion, denn Strukturen hätten natürlich auch etwas mit Beheimatung zu tun und mit dem Verständnis von Kirche. Dadurch werde das auch eine inhaltliche Debatte. Er verstehe sein Amt als Bischof so, dass er die verschiedenen Ansichten und zeitversetzten Entwicklungen zusammen zu halten und Brücken zu bauen habe: „Den Laden zusammen halten und trotzdem Kirche auf dem Weg sein.“
Synodale Prozesse aus Leidenschaft heraus gestalten
Erfahrungen aus dem synodalen Weg, den man im Bistum gegangen ist und geht, habe er in Absprache mit den Räten im Bistum in 15 Thesen zusammengefasst, sagte Bischof Ackermann. Er lud ein, sich mit diesen Erfahrungen zu beschäftigen und sie zu ergänzen. Danach werde er diese Erfahrungen der Deutschen Bischofkonferenz zur Verfügung stellen, als Beitrag des Bistums zur weltweiten Befragung zu synodalen Prozessen. Die Thesen sind zu finden unter https://www.bistum-trier.de/unser-bistum/vor-ort/pastorale-raeume
Nach einem Wunsch gefragt, den er in der Kirche gerne erfüllt sähe, sagte Bischof Ackermann zum Abschluss der Veranstaltung: „Dass wir die Synodalen Prozesse nicht nur aus einer Haltung der Unzufriedenheit gestalten, sondern aus einer Leidenschaft und einer gemeinsamen Verantwortung. Das gilt für alle, vom Papst angefangen bis zu jedem Mitglied: Es geht um gemeinsame Verantwortung.“
(red)