Pfarreien in Trier werben für Misereor-Fastenaktion mit Schwerpunkt auf Bolivien:„Es geht. Anders!“
Trier/Reyes – „Es geht. Anders!“: Mit dem Motto seiner diesjährigen Fastenaktion möchte das Katholische Hilfswerk Misereor zeigen, dass eine Welt möglich und notwendig ist, in der mehr Menschen gut leben und die Natur auch für zukünftige Generationen bewahrt werden kann. Dieses Ziel und die Arbeit Misereors in mehr als 90 Ländern weltweit unterstützen auch die deutschen Bischöfe. „Was wir in der Corona-Pandemie in unserem Alltag erleben, gilt auch weltweit: Wir brauchen den sozialen Zusammenhalt. Wo Menschen aufeinander achten und füreinander einstehen, da kann Zukunft gelingen“, schreibt der Trierer Bischof Stephan Ackermann in seinem Aufruf zur Fastenaktion, die in diesem Jahr das lateinamerikanische Partnerland des Bistums, Bolivien, in den Mittelpunkt rückt. In den Gottesdiensten und Vorabendmessen des 14. März wurde der Aufruf der deutschen Bischöfe bistumsweit verlesen – so auch in der Pfarrkirche Sankt Valerius im Trierer Stadtteil Feyen. Hier hat die Kirchengemeinde an den letzten Sonntagen in der Fastenzeit jeweils Schwerpunkte auf die Misereor-Aktion gesetzt, durch Vorträge, die Ausstellung des sogenannten „Hungertuchs“ und eine besondere Predigt des bolivianischen Pfarrers Damián Oyola.
Respekt vor der Schöpfung wiederfinden
„Was zählt wirklich für ein erfülltes Leben, was brauche ich und worauf kann ich getrost verzichten. Wo können wir unser eigenes Konsumverhalten ändern, sodass nicht anderswo Menschen dadurch benachteiligt werden?“, fragte Oyola in seiner Predigt am 13. März vor den Gläubigen in Sankt Valerius. „Gott gibt uns Kraft und Mut, Ballast abzuwerfen und die positiven Beispiele der Partnerprojekte Misereors zeigen uns: Es geht auch anders!“. Damit verdeutlichte der Priester aus Potosí in Bolivien, dass die Menschheit längst derartig global vernetzt ist, dass die Lebensweise der einen sich direkt auf die Lebensumstände der anderen Tausende Kilometer entfernt auswirkt. So bedrohe die gestiegene Nachfrage nach Rohstoffen und Agrarflächen den Lebensraum der Menschen im Amazonas-Tiefland, insbesondere jenen der indigenen Gemeinschaften. „Bolivien ist ein sehr vielfältiges Land mit verschiedenen Klimazonen, Kulturen, sogar Sprachen. In den Zeiten vor der Kolonialisierung durch die Europäer verband die indigene Bevölkerung aber eins: Es herrschte ein tiefer Respekt vor der Natur als ‚Mutter Erde‘ oder ‚Patchamama‘. Unsere Vorfahren versuchten, in Einklang mit ihr zu leben.“ Diese Vorstellung und Lebensweise seien im Lauf der Zeit zunehmend verloren gegangen. Heute herrschten oft nur wirtschaftliche Interessen vor, man brenne riesige Flächen des Urwalds ab, um sie landwirtschaftlich zu nutzen, der Bergbau verseuche die Flüsse rund um seine Heimatstadt Potosí, so der Priester, der seit einigen Jahren im Bistum Trier eingesetzt ist. Politische Parteien nutzten das Leid seines Volkes für ihre kurzfristigen Ziele aus.
Hilfe zur Selbsthilfe für Kleinbauern und indigene Gemeinschaften
Grund zur Hoffnung gibt indessen die Arbeit der Partnerorganisationen Misereors vor Ort: So beraten die Caritas in Reyes und das Zentrum CEJIS (Centro de Estudios Jurídicos e Investigación Social) Menschen, wie sie ihre Rechte auf eigenes Land und ihre Eigenständigkeit vor dem Staat vertreten können. Kleinbauern und indigene Gemeinschaften werden mit Mikrokrediten unterstützt; zudem werden ihnen Techniken vermittelt, wie sie sich landwirtschaftlich besser an den Regenwald anpassen und im Einklang mit der Natur ihre Ernährung sichern können. „Die Partnerorganisationen leisten so einen wichtigen Beitrag, um die wichtigen Ökosysteme am Amazonas zu erhalten. Und das hat nicht nur lokal Auswirkungen, sondern auf das gesamte Weltklima“, erklärt Katharina Nilles von der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Trier, die die Misereor-Fastenaktion unterstützt. Für Pater Damián Oyola ist das Engagement und die Hilfe der Menschen hierzulande für die Hilfsprojekte Misereors jedoch viel mehr als Solidarität: „Hinter allem, was Jesus getan hat, steht die Liebe Gottes. Und die drückt sich durch konkrete Taten aus, durch unsere Hilfe und Fürsorge für andere. Ich hoffe, dass die Kinder in Bolivien und anderswo nicht in einer Welt leben müssen, die der Klimawandel nachhaltig zerstört hat, sondern dass sie von einer anderen Welt träumen dürfen.“
Misereor ist das katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam mit einheimischen Partnern unterstützt Misereor Menschen jedes Glaubens und jeder Kultur. Seit 1958 hat Misereor über 100.000 Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien gefördert. (sb)