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Katholische Kirche unterstützt ukrainische Geflüchtete mit Wohnraum und Hilfsangeboten :„Es ist unsere Pflicht, zu helfen“

Die Katholische Kirche im Bistum unterstützt ukrainische Geflüchtete mit Wohnraum und bietet über das „Solidaritätsnetz“ eine Anlaufstelle für ehren- und hauptamtliche Hilfsangebote.
Viele Häuser sind nur noch Schutt und Asche (Foto: Caritas international)
Datum:
30. März 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Koblenz/Saarbrücken – Schon länger als einen Monat dauert der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und immer mehr Menschen sind auf der Flucht. Auch im Bistum Trier kommen ukrainische Familien an, die Unterkunft und Hilfe benötigen. „Als Menschen und als Christen sind wir in der Pflicht zu helfen“, betont Simone Thiel, Leiterin des Arbeitsbereichs Gesellschaft und Politik im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Daher stelle die katholische Kirche wo immer möglich Wohnraum zur Verfügung und biete über das „Solidaritätsnetz“ eine Anlaufstelle für ehren- und hauptamtliche Hilfsangebote.

Bistum und Pfarreien stellen Wohnraum bereit

Einerseits unterstütze das Bistum finanziell Hilfswerke wie Caritas International, Renovabis oder die Malteser, die vor Ort Binnengeflüchtete versorgen. „Zum anderen möchten wir aber auch jenen Menschen helfen, die hier ankommen, die Wohnraum und Hilfe bei den ersten Schritten in Deutschland benötigen“, so Thiel. Das Bistum habe seine Bildungshäuser zur Verfügung gestellt und die Pfarreien gebeten, den kommunalen Behörden geeigneten Wohnraum zu melden. So sind im Jugendhaus Marienburg in Zell 13 Geflüchtete im Gästehaus untergekommen – das Haupthaus mit 20 weiteren Schlafplätzen ist derzeit wieder frei. Es werde geprüft, ob die Marienburg langfristig als Unterkunft dienen könne. Auch das Robert-Schuman-Haus in Trier schöpft seine Kapazitäten aus: Eine Ferienwohnung, ein Appartement, 19 Einzelzimmer und 12 Doppelzimmer sowie fünf Dreibettzimmer wurden der Stadt für die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter angeboten. In den Gebäuden des Priesterseminars in der Jesuitenstraße im Stadtzentrum sind bereits vier ukrainische Familien (Frauen und Kinder) in Ein- und Zweizimmer-Appartements mit Küchenzeile untergekommen. Im Felixianum, wo junge Leute ein spirituelles Orientierungsjahr absolvieren und gemeinsam in einer WG leben, stehen einige Einzimmerappartements frei. Diese seien ideal für junge Leute oder Personen, die in einer Gemeinschaftsküche kochen möchten, so Oliver Laufer-Schmitt, Regens des Priesterseminars.

Raum Hunsrück/Hochwald

An vielen Orten gibt es ein hohes kirchliches Engagement in Bezug auf Wohnraum. So werden zum Beispiel leerstehende Pfarrhäuser Geflüchteten angeboten oder andere Immobilien. Ein Beispiel kommt aus dem Hunsrück: Die Pfarreiengemeinschaft Simmern hat in Kooperation mit der Kreisverwaltung im Kloster Ravengiersburg zehn Zimmer (darunter Zwei- bis Drei-Bettzimmer und Appartements) für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. „Seit etwa einer Woche wohnen hier sieben Erwachsene und acht Kinder“, berichtet Pfarrer Lutz Schultz. Es sei selbstverständlich, dass Kirche sich einbringe, betont er: „Wir haben das Kloster als mehr oder weniger leerstehendes Gebäude. Da ist es vom Evangelium her ein selbstverständliches Anliegen, die Räume zu öffnen für Menschen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. Getreu der Bibelstelle im Matthäusevangelium: ‚Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen’.“ Betreut werden die Geflüchteten ehrenamtlich von den Maltesern und von Frauen und Männern aus der Pfarrei. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß: Es gibt viele Lebensmittel-, Sach- und Geldspenden, engagierte Helferinnen und Helfer.

Zerstörte Häuser in Donetsk (Foto: Caritas international)

Im Hochwald stellen die Pfarreien St. Franziskus Hermeskeil, St. Matthäus Thalfang und Maria Geburt Berglicht Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung: Im Untergeschoss des Pfarrhauses St. Paulinus in Beuren, im Franziskanerinnenkloster in Hermeskeil und im Pfarrhaus in Thalfang können Familien aus der Ukraine Obdach finden. In Berglicht wird der Pfarrsaal bei Bedarf als Notunterkunft zur Verfügung gestellt.

Raum Saarbrücken/Wadern

Auch im Visitationsbezirk Saarbrücken haben schon mehrere Kirchengemeinden Geflüchteten Wohnraum zur Verfügung gestellt oder prüfen, ob Leerstände kurzfristig nutzbar gemacht werden können. So hat etwa die Kirchengemeinde St. Jakob in Alt-Saarbrücken die ehemalige Pfarrer-Wohnung im Pfarrheim St. Jakob hergerichtet. „Unsere Leute von der Katholischen Jugend haben mit Hilfe professioneller Maler die Wohnung neu gestrichen”, sagt Pfarrverwalter Clemens Grünebach. Mit Möbelspenden von Mitgliedern aus der Kirchengemeinde konnte die Wohnung möbliert werden. Der Eine-Welt-Kreis habe direkt 500 Euro für die Farbe beigesteuert. Als die ukrainische Familie – eine Mutter mit drei Kindern – ankam, sei die Wohnung noch nicht bezugsfertig gewesen, sagt Grünebach. Kurzerhand quartierte er die Familie vorübergehend in seiner Wohnung in St. Arnual ein. Ein Aufruf habe genügt, schon hätten sich 30 Engagierte gemeldet, die sich entsprechend ihren Fähigkeiten eingebracht hätten: Beim Streichen, mit Geld oder mit Zeit, um die ukrainische Familie bei den notwendigen Behördengängen zu begleiten. „Wir erwägen, eine weitere Wohnung im Bereich von St. Jakob zur Verfügung zu stellen”, sagt Grünebach.

Auch im Pfarrhaus von Schmelz-Limbach sind bereits Flüchtlinge eingezogen, wie Pfarrer Thomas Damke mitteilt. So seien seit vergangener Woche zwei Frauen mit fünf Kindern, darunter einem Kleinkind und vier Kindern zwischen 10 und 16 Jahre eingezogen. Ein Zimmer mit zwei Betten sei noch frei. „Die Belegung erfolgte über die Zivilgemeinde, die sich vorher das Haus genau angesehen hatte, um abzuschätzen, wer untergebracht werden kann”, sagte Damke. Es werde noch Wohnraum für große Familien mit sieben oder mehr Personen gesucht.

Die Pfarrei St. Johann in Saarbrücken plant, zwei Frauen und zwei Männer aus Ghana, die in der Ukraine studiert haben, im Pfarrhaus hinter der Basilika einzuquartieren. “Im Moment wird die Wohnung in der ersten Etage noch hergerichtet und Möbel organisiert”, sagt Pastoralreferent Heiner Buchen. Noch seien die vier Studierenden daher in der Sammelunterkunft in der Scharnhorstshalle. Besonders der Saarbrücker Pfarrer Anthony Antwi-Bosiako, der selbst aus Ghana stammt, engagiere sich in der Betreuung ghanaischer Ukraine-Flüchtlinge. Die Priester aus dem Pastoralen Raum Saarbrücken wollen auch innerhalb ihrer Gemeinden dafür werben, freistehenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Die Pfarrei St. Eligius in Völklingen hat das Pfarrhaus St. Michael in Völklingen zur Verfügung gestellt. „Letzte Woche ist eine ganze Familie, zwei Erwachsene und sieben Kinder, eingezogen. Das Haus mit zwei Etagen steht ihnen komplett zur Verfügung”, sagt Gemeindereferentin Andrea Schwindling. Die Aufnahme sei in Zusammenarbeit mit der Stadt Völklingen erfolgt. Das diakonische Werk hat Möbel gebracht; auch Decken, Kissen und eine Waschmaschine wurden gestellt. Einen Grundbedarf an Lebens- und Hygienemitteln haben wir auch besorgt”, sagt Schwindling.

Im Pastoralen Raum Wadern hat Pastor Axel Feldmann angeboten, zwei Zimmer im Pfarrhaus zur Verfügung zu stellen. „Des Weiteren überlegen wir, wie wir Pfarrheime für Kinderbetreuung für alle Nationen zur Verfügung stellen können”, sagt Gemeindereferentin Tanja Buchheit-Thewes vom Leitungsteam des Pastoralen Raums. In Wadern engagiere sich zudem das Bündnis für interkulturelles Miteinander, das sich während der Flüchtlingskrise 2015 zusammengefunden hat. Hier vernetzen sich Privatpersonen, Schulen, Bürgermeister, die beiden großen Kirchen, Stadtverwaltung und Familienzentrum.

Siebenjährige Erfahrungen in der Geflüchtetenhilfe

Ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Wohnraum sei auch die konkrete Hilfe bei der Integration der Geflüchteten, weiß Thiel. „Durch unsere siebenjährige Erfahrung seit 2015 haben wir im Bistum Trier viele Gruppen, die sich bereits kennen und mit den Fachdiensten der Caritas oder der Lebensberatung Kontakte pflegen. Über dieses Solidaritätsnetz möchten wir weitere Hilfe und Vernetzung anbieten.“ Und sie hat einen Tipp für die Gemeinden: Durch den Fonds für Soziale Teilhabe gebe es die Möglichkeit, Hilfsprojekte vor Ort zu fördern. Fachlicher Austausch werde durch wöchentliche Videokonferenzen geboten. „Jetzt gilt erst einmal die Soforthilfe“, betont Thiel. Doch das Solidaritätsnetz habe bereits die weiteren sozialen Folgen im Blick und befasse sich damit, wie Spracherwerb, Kinderbetreuung, Trauma- oder Trauerbegleitung oder Patenschaftsmodelle gut gelingen könnten.

Weitere Informationen gibt es unter: www.bistum-trier.de/ukraine

(sb/jf/uk/ih)