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Jahrestagung der Religionslehrer thematisiert aktuelle politische Debatten:Extremismus sachlich statt emotional diskutieren

Wie geht man mit fundamentalistischen Strömungen in Gesellschaft und Religion um? Religionslehrer- und lehrerinnen aus dem Bistum haben das auf ihrer Jahrestagung thematisiert.
v.l.: Patrick Wilhelmy, Vorsitzender der Vereinigung katholischer Religionslehrer und –lehrerinnen an Gymnasien im Bistum Trier, Jakob Kalsch von der Schulabteilung des Bistums, Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, Dr. Kerstin Schmitz-Stuhlträger, 2. Vorsitzende der Vereinigung katholischer Religionslehrer und –lehrerinnen an Gymnasien im Bistum Trier und Albrecht Adam, Leiter der Schulabteilung des Bistums.
Datum:
15. Feb. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Wie geht man mit fundamentalistischen Strömungen in Gesellschaft und Religion um? Dieser Frage widmet sich die diesjährige Jahrestagung der Abteilung Schule und Hochschule und der Vereinigung katholischer Religionslehrer/innen an Gymnasien im Bistum Trier. Von Islamfeindlichkeit und Islamismus bis hin zu der Frage, was noch konservativ und was schon eine Grenzüberschreitung nach rechts definiert, oder wie das Buch Genesis „gegen den Strich“ gelesen werden kann, reichen die Themen der Tagung vom 14. bis 16. Februar, die unter dem Titel "Falsche Propheten" steht.

Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor referierte im Rahmen der Tagung über „Jugendliche zwischen Islamismus und Islamfeindlichkeit“. Kaddor ging zunächst auf den Zusammenhang dieser beiden Extrempositionen ein. „Islamismus benötigt Islamfeindlichkeit um seine Propaganda zu machen. Aber Islamfeindlichkeit braucht Islamismus als Folie, um selbst ebenfalls Propaganda zu machen.“ In ihrem Vortrag sprach sie Aspekte wie den Unterschied zwischen Islam und Islamismus, verschiedene Formen von Salafismus oder typische Verhaltensweisen islamischer Fundamentalisten an. Sie ging aber auch konkret darauf ein, welche Faktoren eine Radikalisierung begünstigen. So liefere die Ideologie salafistischer Gruppierungen einfache und klare Botschaften sowie direkte Ansprechpartner. Gerade für Menschen, die von den Möglichkeiten der Gesellschaft überfordert seien, biete der Fundamentalismus eine Orientierung. „Diese ganzen Aspekte werden Ihnen sehr bekannt vorkommen, wenn sie an den Rechtsextremismus denken. Es ist der gleiche Mechanismus, der junge Menschen in dieses Extrem fallen lässt.“ Ein Faktor, der das Abgleiten in die Radikalisierung zwar begünstige, aber nicht als Ursache gesehen werden könne, seien Diskriminierungserfahrungen. „Nicht jeder diskriminierte Muslim wird automatisch irgendwann zu einem radikalen Islamisten.“

Seit fast zwei Jahren leitet Kaddor an der Universität Duisburg Essen eine Studie zur Islamfeindlichkeit im Jugendalter. Sie geht unter anderem der Frage nach, was genau dieses Phänomen ist, wie häufig und wo es vorkommt und wie man dagegen vorgehen kann. In ihrem Vortrag präsentierte sie einige Erkenntnisse, die sie aus der Auswertung von 20 Interviews mit Jugendlichen gewonnen hat. So spielten unter anderem die Angst vor Unterdrückung und die Bedrohung von Identität für die Jugendlichen eine große Rolle. Wie Kaddor durch ein Wissensquiz über den Islam herausfand, das die Befragten zu Beginn lösen mussten, hängt die Einstellung der Jugendlichen oft mit ihrem Wissen über den Islam zusammen: „Je mehr richtige Antworten jemand hatte, desto positiver die Einstellung. Daraus lässt sich schließen: je mehr Wissen über den Islam, desto weniger Feindlichkeit. Das spielt für die Arbeit in der Schule eine Rolle.“ Aufklärungsarbeit über extremistische Ideologien sei wichtig, allerdings nicht nur in der Schule. „Wir alle müssen für dieses Thema sensibilisiert und über die verschiedenen Formen des Extremismus informiert werden. Es muss Aufgabe der Politik sein, dass in der öffentlichen Wahrnehmung, in den Medien und im Bildungssektor die Problematik des Extremismus präsent ist und sachlich statt emotional diskutiert wird.“

Neben weiteren Vorträgen beschäftigen sich die Religionslehrer in verschiedenen Workshops mit dem Tagungsthema und feiern einen Gottesdienst mit Bischof Dr. Stephan Ackermann.