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2. Akademietag der Pallottiner in Vallendar:Familie, Beruf und Pflege unter einen (neuen) Hut bringen

Viele ältere Menschen wünschen es sich, Zuhause gepflegt zu werden. Doch wie können Angehörige ihren eigenen Beruf, Familie und Pflege unter einen Hut bekommen?
Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC, Prof. Dr. Frank Weidner, Uli Schmidt, Joachim Speicher, Martina Beyrowski-Krause, Moderatorin Sandra Postel und Rektor Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski (v. links). Foto: Verena Breitbach/PTHV
Datum:
21. Jan. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Vallendar – Sich Antworten auf die Frage „Wie kann es gelingen, Familie, Beruf und Pflege unter einen (neuen) Hut zu bringen?“ zu nähern, war das Anliegen des 2. Akademietages der Pallottiner Vallendar am 19. Januar. Das Idealbild, dass Menschen von Angehörigen bis zuletzt gepflegt werden, sei hierzulande aktuell nicht mehr umsetzbar, wie Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC, Leiter des Instituts für Wissenschaftliche Weiterbildung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV), einführend feststellte.

„Wir untersuchen in der Pflegewissenschaftlichen Fakultät unter anderem die Situation pflegender Angehöriger, entwickeln und bewerten Konzepte sowie Ansätze zur Beratung, Unterstützung und Entlastung“, sagte Prof. Dr. Frank Weidner, Lehrstuhl Pflegewissenschaft der PTHV und Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. In seinem Vortrag befasste er sich mit der Situation pflegender Angehöriger, insbesondere im Hinblick auf die Wechselwirkungen zwischen ihrer Berufstätigkeit und den Aufgaben in der Pflege. Bereits Statistiken von 2012 zeigten auf, dass überwiegend Frauen Angehörige pflegen. Von diesen seien 39 Prozent berufstätig, davon fast die Hälfte in Vollzeit beschäftigt. „Es ist ein Irrglaube, dass Pflege Zuhause nichts kostet, denn es kostet die eigene Gesundheit“, erklärte Weidner.

In Folge verwies er auf die bereits bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen, Leistungsansprüche und innovative betriebliche Ansätze sowie Möglichkeiten, damit die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf besser gelingen kann. „Aber es gibt eine große Anzahl pflegender Angehöriger, die nicht über ihre Leistungsansprüche informiert sind“. Er berichtete: „Pflegende Angehörige fühlen sich häufig alleingelassen und überfordert in ihrer Situation. Sie brauchen dann jemanden, der ihnen zur Seite steht und ihnen erklärt, wie es weitergehen kann.“

Joachim Speicher, Abteilungsleiter im Mainzer Sozialministerium, stellte in seinem Vortrag die Frage nach der Sorgearbeit. Dabei spielten insbesondere folgende Dimensionen eine Rolle: nicht mehr an einem Ort zusammenlebende Familienangehörige; sich wandelnde familiäre Strukturen und gesellschaftliche Rollenbilder. Professionelle Hilfe werde zwar benötigt, aber auch Angebote, wie etwa Nachbarschaftshilfe. Sein Fazit: Es müsse sich ein Kulturwandel vollziehen, der Bewusstsein und Haltung schaffe, da Pflege eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft sei.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion waren ehrenamtliches Engagement und Kommunalpolitik vorrangiges Thema. Uli Schmidt, Initiator des „Sozialen Forums Montabaur“, zeigte nachdrücklich auf, was es braucht, um die Lebensqualität alter Menschen zu fördern. Mit der von ihm gegründeten Initiative „555 Schritte“ hält er hochaltrige Menschen fit. Martina Beyrowski-Krause vom Pflegestützpunkt Vallendar/Bendorf machte darauf aufmerksam, dass jeder Fall individuell betrachtet werden müsse. Sie wünscht sich für die Zukunft weniger Hürden durch die Bürokratie.

Der nächste und letzte Akademietag findet am Samstag, 26. Januar um 14 Uhr, unter dem Titel „Heiligsprechung und Glaubenszeugnis. Zwei aus dem Westerwald: Der Pallottiner Richard Henkes und Katharina Kasper“ an der PTHV in Vallendar (Pallottistraße 3) statt. Weitere Informationen gibt es auf https://www.pthv.de/.

(red)