Familienbund der Katholiken im Bistum lud zur Online-Diskussion ein:Familienpolitische Positionen auf dem Prüfstein
Trier/Koblenz/Saarbrücken – Familien stehen am 26. September vor der Wahl: Zur Bundestagswahl sprechen alle Parteien davon, Familien fördern zu wollen. Doch welche familienpolitischen Ziele verfolgen sie? Dieser Frage ging eine vom Familienbund der Katholiken im Bistum Trier organisierte Online-Diskussion nach. Verena Hubertz (SPD), Corinna Rüffel MdB (Grüne) und Nadine Schön MdB (CDU) stellten sich den Fragen der Teilnehmenden.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Hildegard Weber skizzierten die Politikerinnen ihr besonderes Interesse für familienpolitische Belange. Alle drei betonten, dass gerade Familien in der Corona-Pandemie einer äußerst hohen Belastung ausgesetzt gewesen seien – ob durch die Betreuung der Kinder oder das Homeschooling. „Familien haben leider zu lange eine untergeordnete Rolle gespielt und die Politik hat den Druck nicht ernst genug genommen“, so Nadine Schön. Der Bund habe einiges an Hilfen beschlossen und auf den Weg gebracht, aber das Zusammenspiel zwischen Bund und Ländern habe nicht gut funktioniert – hier gebe es deutlichen Verbesserungsbedarf etwa beim Abrufen von Hilfsgeldern. Sie fordere daher andere Strukturen der Verwaltung und eine bessere Bündelung von Leistungen, sodass Familien nicht „von einem Amt zum nächsten“ laufen müssten. Verena Hubertz unterstrich: „Nicht noch einmal Lockdown!“ Sie wolle sich für einen schnelleren Einbau von Luftfiltern in Schulen und bessere Teststrategien einsetzen, solange es noch keinen Impfstoff für kleinere Kinder gebe. Auch Rüffer pflichtete bei, dass man Kinder nicht monatelang wegsperren könne. „Ohne Vorwürfe an das Feld der Mitbewerber auszuteilen, muss es da einfach eine gute Aufarbeitung geben. Auch der Punkt, wieso es uns nicht besser gelungen ist, alte Menschen in stationären Einrichtungen zu schützen, beschäftigt mich“, so die Grünen-Politikerin. Sie plädiere für eine Kindergrundsicherung, die die vielfältigen Leistungen besser bündele.
Auf die Frage, wie sie zu einer Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder stünden, antworteten die Politikerinnen unterschiedlich. Rüffer und Hubertz forderten, dass staatliche Schulen wieder attraktiver werden müssten. Rüffer zeigte sich besorgt über den Trend hin zur Gründung von Privatschulen, die dann vermehrt von Akademiker-Kindern besucht würden. Hier fehle dann immer mehr die Durchmischung von Kindern aus allen sozioökonomischen Schichten. Hubertz sagte, während eines Auslandsjahrs in Australien habe sie einen Nachmittagsunterricht kennengelernt, der alles andere als eine „Verwahrung“ gewesen sei, sondern tolle Impulse und Aktivitäten geboten habe. Schule in Deutschland müsse „zeitgemäßer werden und bessere Angebote“ machen. Gerade inklusiv arbeitende Schulen könnten vorbildhaft auch für andere Schulen wirken, so Rüffer. Insgesamt bedürfe es mehr Autonomie für die Schulen, sodass Schwerpunktsetzungen möglich seien. Schön sprach sich für ein flexibel auf die Familienbedürfnisse zugeschnittenes Angebot aus, aber gegen verpflichtende Ganztagsschulen, für die Hubertz plädiere. Die Durchmischung der Kinder finde vor allem nachmittags in den Freizeitangeboten statt. Den Vorschlag eines Zuschauers, die Vereine in die Nachmittagsbetreuung der Kinder einzubinden, da diese sowieso Nachwuchsprobleme hätten, fand Schön daher positiv. Mehr Informationen zu den Forderungen und Positionen des Familienbunds der Katholiken gibt es unter www.familienbund-trier.org.
(sb)