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Weihbischof besucht Jugendmigrationsdienst in Mayen:Flüchtlinge treffen Multiplikatoren beim Josefstag

Anlässlich des Josefstages berichteten Jugendliche Flüchtlinge beim Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr Weihbischof Franz Josef Gebert von ihren Erfahrungen
Sadiq (rechts) berichtet von seinem Leben in Deutschland. Neben ihm sitzt Sonja Lauterbach vom Jugendmigrationsdienst
Datum:
22. März 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Mayen – „Hände reichen – Brücken bauen! Jugend braucht Perspektive in Europa“ lautet das Motto des Josefstags, bei dem Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft auf junge Menschen treffen, die oftmals keinen leichten Start ins Leben haben. Beim Jugendmigrationsdienst (JMD) des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr berichten Flüchtlinge unter anderem dem Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert von ihren Erfahrungen.

„Obwohl Fremdheit erst einmal Angst macht, gilt es diese zu überwinden und Brücken zu bauen“, fordert der Weihbischof und Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Gebert. Beim Blick auf die bevorstehende Europa-Wahl betont er: „Der Frieden ist nicht selbstverständlich, da muss man etwas für tun“.

Beim JMD werden junge Menschen im Alter von zwölf bis 26 Jahren aus 65 Ländern betreut. Sie erhalten kostenlose Beratung und Unterstützung beispielsweise in aufenthaltsrechtlichen Fragen, in Krisensituationen oder in der Sprachförderung. „Alle, die in unsere freiwillige Beratung kommen, haben feste Ziele, aber nicht alle haben die Möglichkeit, diese zu erreichen“, sagt Sonja Lauterbach vom JMD.

Drei junge Männer berichten in Mayen von ihren Erfahrungen mit Europa und seinen Grenzen. Sadiq kommt aus Somalia. Dort besuchte er zwölf Jahre lang das Gymnasium. Seit zwei Jahren ist er in Deutschland. Registriert wurde er zum ersten Mal in Dänemark; er ist ein sogenannter „Dublin-Fall". „Eigentlich müsste er dahin zurück, doch dort hat er sehr schlechte Erfahrungen gemacht“, erklärt Markus Göpfert, Fachdienstleiter im Bereich Migration im Caritasverband. Sadiq ist momentan auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz im Bereich Verkauf oder Automobil.

Einen Ausbildungsplatz hat der 18-jährige Ashakan schon; im August beginnt er eine Ausbildung zum Metallbauer. Zu seinen Eltern hat er seit der Flucht keinen Kontakt mehr: „Es gibt dort keinen Handyempfang“. Ein Teil seiner Familie lebt in Schweden, doch die darf er nicht besuchen, da er dafür nicht den richtigen Pass hat.

IT-Ausbildung statt Medizinstudium

Mohammed kommt aus der Nähe von Aleppo und ist 23 Jahre alt. Er ist seit drei Jahren in Deutschland. Sein Traum war es eigentlich Arzt zu werden. Einen Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Bonner Klinik hatte er, doch aufgrund seines Aufenthaltsstatus konnte er nicht einfach in dem Nachbarbundesland wohnen, erklärt Ania Sikkes vom JMD. Jetzt macht er eine Ausbildung im IT-Bereich an Bad Kreuznach. „Mir macht das Spaß“, erklärt der junge Mann lächelnd.

Weihbischof Gebert zu Gast beim JMD in Mayen

„Die Zuwanderung ist eine wirkliche Bereicherung und eine ganz große Chance für uns“, erklärt Sonja Lauterbach. „Doch es gibt viele unterschiedliche Grenzen im Sinne von bürokratischen Hürden.“ Wenn beispielsweise ein Praktikums- oder Ausbildungsplatz gefunden ist, gibt es weitere Probleme: „Wie komme ich zur Berufsschule, wer trägt die Kosten?“, zählt Schulsozialarbeiterin Anna Ziegler auf. „Da sind eben keine Eltern, die einen unterstützen“, gibt Sonja Lauterbach zu Bedenken. „Einen Führerschein zu machen, ist nicht nur aus Kostengründen fast unmöglich, sondern auch, weil wichtige Papiere fehlen, die nicht einfach beschafft werden können“, erklärt sie weiter. Durch die fehlenden Dokumente können Schülerinnen und Schüler nicht an Klassenfahrten oder Schüleraustauschen teilnehmen. „Es wäre schön, wenn es hier Ausnahmeregelungen und pragmatische Lösungen geben könnte“, sagt Göpfert mit Blick in die Runde. Die Besucherinnen und Besucher erfahren an diesem Nachmittag hautnah von den vielen behördlichen Hürden, mit denen sich die Flüchtlinge und auch die sozialen Einrichtung befassen müssen. Ziel des Treffens war das Sensibilisieren für die Probleme junger Flüchtlinge. Dies wurde anschaulich, sagt Weihbischof Gebert.

Der Josefstag ist eine Aktion der Initiative „Arbeit für alle“ des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz (afj) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Der Heilige Josef, Gedenktag am 19. März, ist Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen.

Weitere Informationen gibt es auf www.josefstag.de.