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Koordinator des Wiederaufbaus spricht über seine Arbeit in betroffenen Gebieten:Flut als Katalysator

Mitte Juli wurden Teile der Eifel und das Ahrtal von einer Flutkatastrophe getroffen. Wie läuft der Wiederaufbau und welche Hürden gibt es?
Eine Nestschaukel in Kordel nach dem Hochwasser. Foto: Simone Bastreri/Bistum Trier
Datum:
1. Feb. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Ahr/Eifel/Trier – Seit Mitte Oktober ist er im Einsatz, doch ein typischer Arbeitstag hat sich bei Peter Schuh noch nicht abgezeichnet. Das liegt vermutlich auch daran, dass es eine Stelle in solch einer Art noch nicht im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) gab: Er ist Beauftragter des Bistums Trier für die Koordinierung des Wiederaufbaus in den von der Flutkatastrophe betroffenen Kirchengemeinden in der Eifel und an der Ahr.

„Ich bin offen für Hilfsanfragen und Ansprechpartner für alle, die unsere Strukturen nicht so gut kennen“, erklärt Schuh, der bis 2019 die Immobilienabteilung im BGV leitete. Dafür stellt er Kontakte her, insbesondere zwischen der Orts- und der Diözesanebene, aber auch zu politisch Verantwortlichen im Land. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit macht momentan die Immobilienfrage aus. Er setzt sich dabei auch immer wieder dafür ein, Inklusion und Klimaschutz beim (Wieder-)Aufbau nicht aus den Augen zu verlieren. „Da stecken wir oft in einem Dilemma“, sagt Schuh und verdeutlich das an einem Beispiel: In der alten Immobilie, sei es im Pfarrheim, -haus, in der Kirche oder der Kita gab es bislang eine Ölheizung, die durch die Flut beschädigt wurde. Im Sinne des Umweltschutzes wäre eine Solarthermie wünschenswert. Doch eine Gasheizung ist mitunter viel zeitiger verfügbar und somit könnte das Gebäude schneller wieder in Betrieb genommen werden. „Ein Zielkonflikt“, fasst Schuh die Situation zusammen.

Abschiede und Neuanfänge

„Die Flut und die Pandemie sind Katalysatoren, die viel aufzeigen, was wir in den letzten Jahren vielleicht versäumt haben“, berichtet Schuh. Nun sei die Gelegenheit gekommen, Strukturen neu zu ordnen. „Die Frage ist nur, ob wir so mutig sind?“ Denn dies bedeute viele Veränderungen und Abschiede von wohl Bekanntem und Vertrautem in einer unruhigen und ungewissen Zeit. Da stelle sich für die Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort die Frage: „Wie gelingt es uns, die Menschen mitzunehmen?“ Schuh möchte dabei unterstützend wirken und er sieht die Lage realistisch. „Es wird immer Gegenstimmen geben, die müssen aber gewichtet werden.“ Diese sollten einem Neuanfang nicht im Wege stehen. Einige Gebäude müssten unter anderem aus statischen Gründen abgerissen werden. Es gehe dann darum, bereits im Vorfeld Konzepte für die Folgenutzung gemeinsam mit den lokalen Gremien aufzustellen. Sinnvolle Möglichkeiten seien zum Beispiel, an gleicher Stelle Projekte in Richtung von sozialem Wohnraum zu ermöglichen. „Es sollen Sachen entstehen, die ins kirchliche Profil passen, also keine teuren Eigentumswohnungen.“

Das Pfarrbüro in Bad Neuenahr nach der Flut. Foto: Sabine Kappen

Doch wann wird der Neuanfang richtig starten können? Nicht nur Privatpersonen warten auf die versprochenen Gelder, sondern auch die Kirchengemeinden. „Die Regularien sind komplex. Dass macht das Planen natürlich schwierig.“ In diesem Zusammenhang spricht er auch das Thema Spenden an. Hier tauscht Schuh sich regelmäßig mit der Caritas und dem Stiftungszentrum im BGV aus, um Projekte zu finden, die den Verwendungszwecken der Spender entsprechen.

Schuhs Agenda sei übervoll; oft fährt er in die betroffenen Gebiete. Unterstützung erhält er durch Johannes Kölling, Geschäftsführer des Zentralbereichs „Pastoral und Gesellschaft“ im BGV.

Es wird noch mehr als fünf Jahre dauern, bis wieder Normalität in den Flutgebieten eintreten wird – in einigen Orten vermutlich schneller als in anderen, glaubt Schuh. Längstens will er den Job bis 2023 machen, dann ist er fast 70 Jahre.

Peter Schuh und Johannes Kölling sind erreichbar unter Tel.: 0651-7105-500, E-Mail: peter.schuh@bistum-trier.de. Weitere Informationen gibt es auf https://t1p.de/hochwasser-hilfe 

(jf)