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Resonanzveranstaltungen zur Raumgliederung enden in Neuwied:Fragen und Anstöße, die Hoffnung geben

Die Resonanzveranstaltungen zur Raumgliederung sind nun beendet. Die letzte fand am vergangenen Freitag in Neuwied statt.
300 Personen kamen zur letzten Resonanzveranstaltung nach Neuwied
Datum:
3. Juli 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Neuwied – „Wir wollen uns Zeit nehmen mit Ihnen – Sie bringen Fragen mit und bestimmt auch Anstöße, die neue Hoffnung geben.“ So hat Weihbischof Jörg Michael Peters die gut 300 Frauen und Männer begrüßt, die am 30. Juni zur letzten von acht Resonanz-Veranstaltungen zum Entwurf der Raumgliederung im Bistum Trier nach Neuwied gekommen sind. Die Prognose des Weihbischofs erfüllte sich: Viele Frauen und Männer meldeten sich zu Wort. Manche brachten Sorgen zum Ausdruck. So betonte eine Teilnehmerin: „Eine Strukturreform ohne innere Erneuerung bleibt leer.“ Mehrfach genannt wurde die Sorge, dass es in den großen Räumen keine Ansprechpartner vor Ort mehr geben werde: „Ohne Gesicht der Kirche vor Ort wird vieles verloren gehen“, formulierte ein Teilnehmer. Auch die Frage nach der Identität und dem Gefühl von Heimat in den weiten Räumen trieb viele der Redner um. Sowohl die Jugend brauche „Wurzeln in der Pfarrfamilie“, und „wenn es zu schnell geht, verlieren wir die Alten, die wir entwurzeln“, formulierte es ein Mann.

Viele Impulse

Andere gaben Impulse, etwa ein Pfarrer, der forderte, die Formen, in denen Glauben gelebt werde, müssten attraktiver werden. „Seien wir der Synode dankbar, dass wir experimentieren dürfen und dass uns die neuen Strukturen ermöglichen, in weiten Räumen mit unterschiedlichen Formen der Spiritualität unterschiedliche Interessen ansprechen zu können.“ Ein Teilnehmer ermutigte die Anwesenden: „Wir sind doch für die Kirche verantwortlich – wir haben jetzt die Chance, aktiv zu werden!“ Für ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamt machte sich eine Teilnehmerin stark: „Bei uns läuft es gut, weil auch viel hauptamtliches Know-How da ist. Das ist auch in Zukunft wichtig, dass da Hauptamtliche sind, die den sozialen Raum kennen.“ Sie habe Sorge, dass zu viel auf die Ehrenamtlichen abgewälzt werde, nach dem Motto „Wenn die Ehrenamtlichen vor Ort nichts machen, dann passiert halt nichts.“ Über die künftige Rätestruktur machte sich ein Teilnehmer Gedanken: „Wer ist künftig wie legitimiert in den großen Räumen?“ Zudem sah er durch die weiten Räume sehr große Verantwortung und Aufwand: „Tagt der neue Verwaltungsrat dann künftig täglich acht Stunden in vier Schichten?“ formulierte er überspitzt. Zu Beginn des Abends hatte Bischof Dr. Stephan Ackermann daran erinnert, worum es der Synode ging: um „nichts weniger als die Erneuerung unseres Kirche-seins“. Noch bei der Ausrufung der Synode genau fünf Jahre vorher sei er „bescheidener“ von der Frage ausgegangen, wie „wir Christsein leben wollen in dieser Welt“. Doch mit dem Abschlussdokument der Synode zeige sich ein Gesamtbild und nicht nur „Tipps zu einzelnen Themen“. Das Dokument habe viel Wucht, sagte Ackermann, und verpflichte alle an der Umsetzung Beteiligten, etwa zum synodalen Prinzip. Er betonte auch, dass nicht alles gleichzeitig umgesetzt werden könne. Der Start mit dem Perspektivwechsel „weite pastorale Räume und netzwerkartige Kooperationen“ sei mehr als eine „Neuvermessung und Strukturreform“. Es sei eine Kultur, vernetzt leben und arbeiten zu wollen. Es gelte zu schauen, wie sich das Leben in den zukünftigen Räumen gestalte.

Pfarrei muss zukunftsfähig gemacht werden

„Die Pfarrei ist nicht tot, aber sie muss zukunftsfähig gemacht werden“, sagte der Bischof. Es gehe darum, die Pfarrei neu zu denken. „Wir müssen in größeren Zusammenhängen denken, uns verknüpfen.“ Künftig könne es Versammlungen um Themen, Interessen oder Orte geben, „aber nicht als Inseln, sondern als Netzwerk“. Es gehe auch nicht darum, etwas „plattzumachen oder alles zu zentralisieren“, widerlegte der Bischof oft genannte Befürchtungen. Was heute am Leben sei und gut funktioniere, werde bleiben. Doch vieles, was heute noch aufrechterhalten werde, „können wir auf Dauer nicht mit Leben erfüllen und uns auch nicht leisten“, sagte Ackermann. Man müsse die „äußere Hülle“ an den Bedarf anpassen. Mit Blick auf die Verwaltung sagte Ackermann, natürlich werde es in den Pfarreien der Zukunft fachliche Unterstützung geben. In der derzeitigen Größenordnung der Pfarreien könne das Bistum aber nicht einfach 170 Verwaltungsfachleute einstellen. Die neue Zahl der Pfarreien ermögliche eine gute Unterstützung und stelle Synergien her. Dadurch würden auch die Priester von der Verwaltung entlastet. „Die Bilder des Künftigen werden sich zeigen, wenn wir den Weg gehen“, zeigte er sich überzeugt. Deshalb bat er die Gläubigen um ihre Rückmeldungen und Kritik, in einer Haltung des „Vorschussvertrauens gegenüber dem Bischof und der Synode“.

Neue Projekte und Initiativen

Von Projekten und Initiativen, die bereits jetzt gelingen und bespielhaft sein können, berichtete etwa Dekanatskantor Peter Uhl (Rhein-Wied). In der Musikkirche in Block habe er einen „deutlichen Ausdruck des Glaubens erlebt“, auch von Menschen, die sich sonst nicht in der Kirche beheimatet fühlten. Gabi Kloep-Weber und Markus Igel (Bad Kreuznach) zeigten mit „Inklusiv leben lernen“, dass „wir heute schon anfangen und aussäen können, indem wir uns und unseren Anliegen Raum geben, fragen, wozu wir Kirche sein und schöpferisch sein wollen“. Elisabeth Beiling (Dekanat Rhein-Wied) berichtete von einem Projekt, in dem in Zusammenarbeit mit Kitas diese „besonderen Orte von Kirche“ weiterentwickelt werden - „ohne fertige Konzepte, sondern miteinander“. Auch die Aktion „www.wir-gegen-rassismus.de“ der Jugend in den Dekanaten Koblenz, Maifeld-Untermosel und Rhein-Wied stellte sich vor. Die Resonanzphase läuft noch bis Ende September. Unter www.resonanz-bistum-trier.de können online Rückmeldungen zum Entwurf der Raumgliederung gegeben werden. Eine Zusammenfassung der Twitter-LiveBerichterstattung aus der Stadthalle findet sich hier: http://bit.ly/RT_Neuwied

(JR)