Petition sammelt 100.000 Unterschriften gegen Kürzungspläne der Ampel :Freiwilligendienste: Stärken statt streichen!
Trier/Berlin – Menschen mit Behinderung im Alltag begleiten, Seniorengruppen durch’s Museum führen oder Wälder aufforsten: Das sind nur wenige Beispiele für die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten während eines sozialen, kulturellen oder ökologischen Freiwilligendienstes. Der gemeinsame Nenner? Wer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leistet, engagiert sich für die Gesellschaft. Rund 100.000 junge Deutsche tun derzeit diesen Dienst zum Wohle der Allgemeinheit. Nun will die Bundesregierung die Mittel für FSJ, Bundesfreiwilligendienst (BFD) und internationale Dienste bis 2025 um rund ein Viertel kürzen. Jeder vierte Platz in den bisherigen Einsatzstellen könnte dadurch weg-, ganze Bereiche und über Jahrzehnte gewachsene Strukturen dem zum Opfer fallen. Doch dagegen rührt sich Widerstand: Die Kampagne „Freiwilligendienst stärken” hat innerhalb kürzester Zeit mehr als 100.000 Unterschriften gegen die geplanten Einsparungen gesammelt. Im Herbst wird es dazu eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages geben.
Hoher Bedarf an Freiwilligen
Im Bistum Trier koordinieren die Sozialen Lerndienste die Freiwilligendienste im In- und Ausland. Leiterin Susanne Kiefer spricht von drastischen Einschnitten, die die Kürzungen bedeuten würden, und stellt sich daher hinter die Petition, die von der FSJlerin Marie Beimen initiiert wurde: „Wir als Freiwilligendienstträger sowie die Einsatzstellen bestärken die Freiwilligen in ihren Forderungen und gehen mit Politiker*innen ins Gespräch, um diese Kürzungen zu verhindern.” Mit der Petition setzten junge Menschen ein Zeichen, dass ihr Dienst wichtig für die Gesellschaft ist und deutlich bessere Rahmenbedingungen benötige. „Neben den Einsatzstellen, die uns immer wieder einen hohen Bedarf an Freiwilligen melden, sind auch wir als Träger auf eine langfristig gesicherte Finanzierung für unsere pädagogische Arbeit, Begleitung der Freiwilligen sowie die personelle Ausstattung angewiesen”, erklärt Kiefer. Die vorhandene strukturelle Basis bei den Freiwilligendienstträgern dürfe nicht zurückgebaut, sondern müsse auf sichere Füße gestellt werden: „Es bedarf einer Stärkung des hohen Engagements im Freiwilligendienst für die Freiwilligen, die Einsatzstellen, die Träger und keiner Streichung von Geldern! Die langfristige Stärkung dieses zivilgesellschaftlichen Engagements muss im Fokus stehen!", so Kiefer.
Damit schlägt sie in dieselbe Kerbe wie Beimen, die anprangert, dass die Freiwilligendienst-Landschaft ohnehin unterfinanziert sei. „Die zahlreichen Unterschriften machen deutlich, die aktuellen Bedingungen in den Freiwilligendiensten sind bereits länger nicht mehr tragbar! Dass gerade jetzt die Bundesregierung die Freiwilligendienste zusammenkürzen will und in Kauf nimmt, dass jeder vierter Platz in einer Einsatzstelle wegfällt, ist eine Katastrophe”, betont die junge Frau, die derzeit als FSJlerin in einem Krankenhaus arbeitet. „Wir werden bei unserer Anhörung ganz klar machen: Wir brauchen jetzt eine Stärkung, keine Streichung.”
Der Petitionsausschuss muss nach dem Erreichen des Quorums nun eine öffentliche Anhörung zur Beratung der Petition ansetzen. Die Anhörung wird erst nach der Sommerpause des Bundestages stattfinden, sodass der frühestmögliche Zeitpunkt für die Anhörung der September ist.
Die Kampagne werde sich nach dem Erfolg der Petition darauf konzentrieren, die angekündigten Kürzungen doch noch zu verhindern. Die Bundesregierung hat mit ihrem Haushaltsentwurf für 2024 eine Einsparung von 78 Millionen auf den Weg gebracht, was rund 24 Prozent aller Bundesmittel für die Jugendfreiwilligendienste und den Bundesfreiwilligendienst entspricht.