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Euregio-Bischöfe veröffentlichen Hirtenbrief zur Europawahl 2024:Frischer Wind für Europa

Zu einem Bekenntnis für das „Projekt Europa“ rufen die "Euregio-Bischöfe" anlässlich der Europawahl am 9. Juni 2024 auf.
Euregio-Hirtenbrief
Datum:
9. Apr. 2024
Von:
Judith Rupp
Die Euregio-Bischöfe beim Gebet

Trier – Zu einem Bekenntnis für das „Projekt Europa“ rufen die (Erz-)Bischöfe aus der sogenannten Euregio (einem Verbund von acht Grenzdiözesen in Westeuropa entlang der französisch-luxemburgisch-deutsch-belgischen Grenze) anlässlich der Europawahl am 9. Juni 2024 auf. „Frischer Wind für Europa“ ist der Hirtenbrief überschrieben, den die Bischöfe am 8. April in Scy-Chazelles, dem Wohn- und Begräbnisort von Robert Schuman, unterzeichnet haben. „Kreativität, Spiritualität, Geschwisterlichkeit und – für uns Christen – der Geist des Evangeliums verleihen unserem Europa den frischen Wind, den es braucht. Mögen wir uns, wenn wir unsere Stimmzettel in die Wahlurne werden, bewusst sein, dass wir für ein Projekt der Hoffnung stimmen“, heißt es am Ende des 16-seitigen Schreibens.

Zu den Unterzeichnern gehört auch der Bischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann: „Mir ist es wichtig, in Zeiten, in denen die Demokratie angefragt, mancherorts sogar angegriffen wird, ein Zeichen zu setzen für die Werte, die unsere Vorfahren in dem ‚Projekt Europa‘ festgehalten und für so viele Menschen erfahrbar gemacht haben. Viele Menschen verbinden mit ‚Europa‘ eher Bürokratie und empfinden eine innere Distanz. Doch es lohnt sich, auf die Anfänge und die Idee dahinter zu schauen wie auch auf das gute Miteinander, das wir gerade in der Grenzregion leben und von dem wir profitieren. Daher gilt es – gerade im Zugehen auf die Wahl - zu überlegen, wie das Projekt neu belebt werden kann. Dabei wollen wir Bischöfe mit unserem Schreiben helfen.“

Krise des europäischen Bewusstseins – Traum für Europa

In dem Hirtenbrief schauen die Bischöfe zunächst auf die europäische Geschichte (Kapitel I) und darauf, was Vielfalt und Einheit für die Vergangenheit und Gegenwart Europas bedeuten, verbunden mit dem Gründungsimpuls des Friedensprojekts nach der Erfahrung zweier schrecklicher Weltkriege. Mit Sorge formulieren sie eine „Krise des europäischen Bewusstseins“ (Kap. II) und nennen nationalistische, geopolitische, wirtschaftliche und migrationsbedingte Krisenelemente als Beispiele. Wichtig sei es, sich auf die „europäischen Werte“ (Kap. III) wie die Bedeutung und Würde jeder einzelnen Person, die Vielfalt der Nationen, die Sehnsucht nach Frieden sowie Gerechtigkeit und Solidarität zu besinnen. Nach wie vor stellten eine solidarische Gesellschaft, die Orientierung am Gemeinwohl, Frieden und globale Solidarität den „Traum für Europa“ (Kap. IV) dar. Um diesen Traum mit einer neuen Dynamik zu erfüllen, „müssen wir auf verschiedene Mittel setzen“, sind sich die Bischöfe sicher, und nennen (in Kap. V) etwa das zivilgesellschaftliche Engagement, das soziale Zusammenleben, das christliche Erbe, Kreativität, den politischen Dialog, den Reichtum der kulturellen und nationalen Vielfalt sowie eine„integrale Ökologie“ (nach Papst Franziskus).

„Das Europa, für das wir zur Wahl aufgerufen sind, muss ein Raum der Zukunft, der Partnerschaft und der internationalen Verantwortung sein“
Zitat aus dem Euregio-Hirtenbrief

 

 

Bischof Ackermann unterzeichnet den Euregio-Hirtenbrief

„Lust auf das Abenteuer Europa“

„Das Europa, für das wir zur Wahl aufgerufen sind, muss ein Raum der Zukunft, der Partnerschaft und der internationalen Verantwortung sein“, schreiben die Bischöfe. Trotz der aktuellen Bedingungen sollten möglichst viele Menschen wieder „Lust auf das Abenteuer Europa“ bekommen. Natürlich seien Herausforderungen (Kap. VI) zu bewältigen. Es gebe ein gemeinsames Bedürfnis nach Sicherheit, Ausbildungs- und Arbeitsperspektiven für junge Menschen, eine bessere Bewältigung der Umweltprobleme oder den Wunsch nach einem gerechten und solidarischen Ansatz in der Frage der Aufnahme von Migrantinnen und Migranten.

Für die Einheit in Vielfalt

Und so kommen die Bischöfe zu dem Schluss: „Wenn wir für ein Europa des Gemeinwohls und nicht der persönlichen Egoismen stimmen, müssen wir uns der neuen Herausforderungen bewusstwerden, die wir zu bewältigen haben, und der ethischen Verantwortung, die in der Wahl liegt, die wir zu treffen haben. Es bedarf eines neuen Impulses, um sich für die Einheit in Vielfalt und für den Einzelnen in Solidarität zu entscheiden.“

Den Hirtenbrief haben unterzeichnet der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Kardinal Hollerich sowie die Bischöfe Stephan Ackermann (Trier), Philippe Ballot (Metz), Jean-Pierre Delville (Lüttich), Jean-Paul Gusching (Verdun), Pierre-Yves Michel (Nancy und Toul), Marc Stenger (Troyes, emeritiert) und Pierre Warin (Namur).

Der Hirtenbrief im Original in französischer Sprache sowie in einer deutschen und einer englischen Übersetzung ist unter Bischof Ackermann im Wortlaut | Unser Bistum Trier - Verwaltungsportal (bistum-trier.de) zu finden.