Der Nachlass von Bischof Korum wird für die Zukunft gesichert:Frischzellenkur für das Bistumsgedächtnis
Trier – Michael Kaspers Arbeitsplatz ist Büro und Werkstatt in einem. Zurzeit restauriert der Depot- und Magazinverwalter des Trierer Bistumsarchivs den umfangreichen, knapp 900 Aktenbände starken Nachlass von Bischof Michael Felix Korum und sichert ihn so für kommende Generationen. Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturgutes (KEK) hat dafür spezielles Verpackungsmaterial bereitgestellt. Im Dezember 2021 jährt sich Korums Todestag zum 100. Mal. Archiv-Direktorin Dr. Monica Sinderhauf rechnet daher in den nächsten Monaten mit einem gesteigerten Forschungsinteresse am amtlichen und privaten Schriftwechsel aus vier Jahrzehnten Amtszeit, der einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken des ehemaligen Trierer Oberhirten erlaubt.
Kulturguterhaltung für kommende Generationen
Den historischen Dokumenten auf Kaspers Schreibtisch sieht man ihr Alter an. Knicke, Risse und Verunreinigungen rühren daher, dass sie bereits durch mehrere Hände gegangen sind und nur unzureichend verpackt waren. „Es ist ein schönes Gefühl, etwas zur Kulturguterhaltung beizutragen – wenn’s auch nur ein kleiner Teil ist“, strahlt Kasper, während er kurz vom Rechenschaftsbericht des „Comité[s] zum Schutze katholischer deutscher Auswanderer“ von 1884 aufblickt. Den restauriert er gerade. Mithilfe einer Sprühspitze benetzt er eine der Bruchstellen mit 70-prozentigem Alkohol, das Papier quillt leicht auf, und Kasper drückt es sanft in seine ursprüngliche Form zurück. Wie mit einem Pflaster überklebt er den Riss mit Japanpapier und fährt mit einem 145 Grad Celsius heißen „Minibügeleisen“ darüber. Die Beschädigung ist kaum mehr zu erkennen, als das Dokument in einen Archivkarton wandert.
Was es mit den speziellen Kartons auf sich hat, erläutert Dr. Monica Sinderhauf, Leiterin des Bistumsarchivs. „Ein großes Problem für uns Archivare stellen säurehaltiges Papier und Kartonagen dar, denn sie begünstigen die Zersetzung des Materials, insbesondere bei Lichteinfall.“ Deshalb wurden in den vergangenen Monaten alle alten Kartons durch alterungsbeständige und – selbstverständlich säurefreie – ersetzt, was durch ein Förderprogramm der KEK ermöglicht wurde.
Ein Netzwerk gesellschaftlich tragender katholischer Kräfte
Die Amtszeit Korums war von einschneidenden kirchen- und gesellschaftspolitischen Fragen geprägt. Als er 1881 zum Bischof geweiht wurde, war der sogenannte Kulturkampf zwischen dem deutschen Kaiserreich unter Otto von Bismarck und der katholischen Kirche seit gerade mal vier Jahren offiziell beigelegt. Seine Diözese fand der geborene Elsässer nach eigenem Bekunden als „ein wahres Trümmerfeld“ vor. Anhand des schriftlichen Erbes lässt sich nicht nur nachvollziehen, welche offiziellen Anstrengungen unternommen wurden, um das kirchliche Leben im Bistum Trier zu re-organisieren. Auch finden sich zahlreiche private Briefwechsel mit Ordensleuten, Vertretern von katholischen Verbänden und Privatleuten, an denen sich ablesen lässt, „wie sehr Korum als geistlicher Begleiter und Berater gefragt war“, berichtet Sinderhauf. „Der Nachlass zeigt den Bischof in einem Netzwerk gesellschaftlich tragender katholischer Kräfte weit über die Grenzen seines Bistums hinaus.“
Das in den 1970er Jahren entstandene Findbuch für Forscher und Interessierte, in dem die 885 Akten des Nachlasses katalogisiert sind, wurde leicht überarbeitet und in ein elektronisches Verzeichnungsprogramm übertragen. Inzwischen ist es als Onlineversion auf www.bistumsarchiv-trier.de einsehbar. Weitere Informationen gibt es im Bistumsarchiv bei Dr. Monica Sinderhauf, Jesuitenstraße 13c in 54290 Trier, Tel.: 0651-96627–0, E-Mail: bistumsarchiv@bgv-trier.de.
(ih)