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Das Projekt „Leben und Älterwerden in Remagen mitgestalten“ trägt Früchte:Für das Herz, den Kopf und gegen die Einsamkeit

In Remagen gestalten Seniorinnen und Senioren ihre Freizeit selbst. Sie werden dabei vom SoNA-Projekt der Caritas unterstützt.
Bei den Einzelinitiativen des SoNA-Projektes pflegen Menschen in Remagen Kontakte, wie hier beim Mittagstisch.
Datum:
18. Aug. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Remagen – Das Alter im vertrauten Umfeld genießen, weiterhin Beziehungen pflegen und vielseitige Interessen verfolgen – das ist ein Traum vieler Menschen. Wie kann dieser Wunsch ganz konkret in Remagen umgesetzt werden?

Mechthild Haase geht dieser Frage im Projekt „Leben und Älterwerden in Remagen mitgestalten“ im Rahmen des „SoNA“-Programms (Sozialraumorientierte Netzwerke für das Alter im Bistum Trier) des Caritasverbands der Diözese Trier nach. Die Projektkoordinatorin hat dafür zunächst eine Sozialraumanalyse in der Kernstadt durchgeführt. Sie hat dazu Kontakt zu den Menschen vor Ort gesucht, um Bedürfnisse zu erfassen. Zudem hat sie mit anderen Akteuren und Partnern gesprochen, wie dem Krankenhaus oder den Kirchengemeinden.

Den Startschuss hat vor etwa zwei Jahren ein Zukunftscafé mit etwa 40 interessierten Bürgerinnen und Bürgern gebildet. Viele Einzelinitiativen haben sich daraus entwickelt, die finanzielle und organisatorische Hilfe durch das Projekt erhalten. „Hier fungiere ich als Ansprechpartnerin, die etwa bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten hilft.“

Die engagierte Frau hat ein offenes Ohr für Ideen und Anregungen der Remagener. „Wir sind ein Ermöglicher und unterstützen die Ideen, die an uns herangetragen werden. Die Kernfrage lautet, was wollen die Menschen?“

Die Vielfalt der entstandenen Einzelprojekte spiegle die Individualität der Senioren und Seniorinnen wider. Sie seien nicht einfach nur „die Alten“, sondern sie bringen ihre Interessen und Talente ein: Es gibt einen Philosophieclub, Radtouren oder auch „Wetter und Kleinklima“-Wanderungen. Es gehe bei allen Einzelinitiativen immer um eine zutiefst humanitäre Hilfe, wie anhand des Besuchsdiensts deutlich wird. „Der Fokus bei den Initiativen ist, dass Begegnungen stattfinden, auch wenn sich nur zwei Menschen treffen“, erklärt Mechthild Haase.

Die Koordinatorin spricht bewusst nicht von „Ehrenamtlichen“, mit denen sie zusammenarbeitet, sondern von „aktiven Bürgern“, die Einzelprojekte betreuen. Michael Lein ist solch ein aktiver Bürger, der sich in vielen Angeboten des Projektes einbringt. Durch einen privaten Umbruch ist der Frührentner nun ehrenamtlich im Besuchsdienst, im offenen Treff und bei Computerkursen aktiv. „Wenn ich anderen Menschen helfen kann, tut mir das selbst gut.“ Ist „SoNA“ nun ein Programm von älteren Bürgern für ältere Bürger? Das Älterwerden betreffe alle und jeder könne sich einbringen. Gemeinsam mit dem RheinAhrCampus werden beispielsweise die Begegnungen zwischen Jung und Alt gefördert. Eine Studentin hilft beim Umgang mit Smartphone, Laptop und Co. Das Projekt ist also durchaus generationsübergreifend. Die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Initiativen und Partnern verläuft gut, wie der Mittagstisch beweist. Das Treffen wird seit fast zwei Jahren von der evangelischen Kirchengemeinde Remagen-Sinzig in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Leben und Älterwerden in Remagen mitgestalten“ organisiert. Die angebotenen Köstlichkeiten kommen von heimischen Anbietern. Viele Menschen sind mit der Auswahl, die die acht Frauen im Organisationsteam treffen, begeistert; etwa 30 Personen kommen jeden ersten Freitag im Monat zum gemeinsamen Mittagessen. „Die Atmosphäre gefällt uns“, sagen fünf Remagener Frauen im Gleichklang. Sie nutzen auch weitere Angebote des Projekts. Es gebe ein großes Angebot. „Das muss man nutzen. Daheim kommt keiner vorbei, da muss man schon selbst aktiv werden“, mahnt Marlene Faßbender.

Auch Familie Biebricher kommt gerne zum Mittagstisch – „außer wenn es Spargel gibt“, schiebt der 81-jährige Hans-Werner schmunzelnd ein. Dies sei auch ein entscheidender Punkt, ob Menschen sich zum gemeinsamen Essen anmelden, erklärt die Küsterin und Mitorganisatorin Eva-Maria Hecht. „Die Leute entscheiden danach, ob ihnen das angebotene Essen zusagt.“

Bereichsübergreifende Kooperationen und Vernetzungen seien Erfolgsfaktoren, wie auch anhand des Literaturkreises „Herbstzeitlese“ in der evangelischen Bücherei zu erkennen ist. Gleich nach dem gemeinsamen Mittagessen wird unter der Leitung der ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Bücherei Irmgard Kremer-Bieber diskutiert. Die Themen reichen von Sommerlektüre bis hin zur Bibel.

Auch auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Remagen legt Mechthild Haase besonderen Wert. Sie ist seit Beginn des Projekts jeden Mittwochnachmittag in der Stadtverwaltung präsent: Zum einen um ein offenes Ohr für Fragen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger zu haben und zum anderen hat sie so einen unkomplizierten und schnellen Kontakt zur Stadtverwaltung. Eva Etten, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Ordnung der Stadt, freut sich über die unterschiedlichen SoNA-Angebote: „Wir konnten schon öfters die Expertise von Frau Haase oder anderen Projektteilnehmenden nutzen, wie etwa für den 60-Plus-Bus.“ Auf der anderen Seite sei es für sie selbstverständlich die städtischen Ressourcen, wie die Bereitstellung von Räumlichkeiten oder die unbürokratische Erteilung von Genehmigungen, zu organisieren. „Darüber hinaus bringen wir uns auch persönlich mit unseren Erfahrungen, Ortskenntnissen und Kontakten zu Vereinen direkt in die Netzwerkarbeit ein und stehen den Einzelinitiativen beratend zur Seite“, erklärt sie.

Das Projekt war zunächst auf die Kernstadt Remagen beschränkt, doch es geht weiter. „Nach der Konzentration auf die Innenstadt, geht es jetzt auch um umliegenden Gemeinden“, sagt Haase. Sie lässt sich auch weiterhin auf neue Ideen ein. „Momentan habe ich einen sehr engagierten Praktikanten vom RheinAhrCampus. Diese würde gerne eine Reihe initiieren, bei der Männer zusammen kochen“, gibt sie einen Ausblick auf weitere Veranstaltungen.

Hintergrund für das SoNA-Projekt, welches der Diözesan-Caritasverband und die Caritasverbände vor Ort drei Jahre mit insgesamt 750 000 Euro gefördert haben, sind die wachsende Bedeutung und die Chancen der „Sozialraumorientierung“. In Remagen wird das Projekt seit Anfang des Jahres für weitere drei Jahre vom Deutschen Hilfswerk, der Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie, gefördert.“

Weitere Infos gibt es auf www.sona-remagen.caritas-ahrweiler.de und unter Tel.: 02642-20161.

(jf)