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Organisationsethiker Thomas Schmidt lobt bei Pastoralem Studientag Trierer Synodenumsetzung:„Fulminanter Einstieg in einen kirchlichen Reformprozess“

Zum ersten von drei Pastoralen Studientagen waren diesmal mehr als 170 Teilnehmer ins Robert Schuman-Haus nach Trier gekommen.
Datum:
23. Okt. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier - Für eine stärkere Betonung der Spiritualität in der Kirche hat sich der aus Saarbrücken stammende und in Freiburg i.Br. lehrende Theologe und Ethiker Prof. Dr. Thomas Schmidt ausgesprochen. In einem Impulsvortrag aus Anlass des Pastoralen Studientages des Bistums nannte Schmidt am Montag Spiritualität und Solidarität als ureigenen Auftrag der Kirche. Glaubwürdige Mystik könne es ohne politische Komponente nicht geben. Mehr als bisher müsse in der Kirche Raum für spirituelle Begegnungen geschaffen werden.

Zum ersten von drei Pastoralen Studientagen waren diesmal mehr als 170 Teilnehmer ins Robert Schuman-Haus nach Trier gekommen, vor allem Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten. Unter den Teilnehmern war auch Bischof Dr. Stephan Ackermann. Der Studientag für das pastorale Personal des Bistums stand unter dem Titel „Zwischen Mystik und Management“ und hat in diesem Begriffspaar die Fragen verdichtet, die sich in den knapp anderthalb Jahren seit Verabschiedung des Synoden-Schlussdokuments die unterschiedlichen Gruppen im Bistum stellen: Wieviel Steuerung braucht Kirche? Welches sind die Grundlagen für kirchliches Management? Wie passen Spiritualität und Synoden-Umsetzungsprozess zusammen?

Schmidt, der neben seiner Tätigkeit als Professor für Organisationsethik an der Katholischen Hochschule Freiburg i.Br. auch Geschäftsführer eines Instituts für integrative Managementberatung ist, hat das Schlussdokument der Synode als zukunftsweisenden Lösungsansatz gelobt, zugleich aber kritisch angemerkt: „Das hat sich noch nicht im ganzen Bistum herumgesprochen.“ Insbesondere den Perspektivwechsel „Vom Einzelnen her denken“ nannte Schmidt mutig und zielführend. Mehr als alles andere sei dieser Perspektivwechsel ein „fulminanter Einstieg in einen kirchlichen Reformprozess“.

Kirche als Organisation brauche künftig Entlastung durch professionelles Management auf allen Ebenen, das zielorientiert arbeitet und seine eigenen Ziele dauernd überprüft. Leitbild müsse eine diakonische Kirche sein, in der eben auch die Schmidt so wichtige Spiritualität ihren Platz finde. „Die Caritas ist das Vorbild für eine noch stärker zu entwickelnde Dienstleistungsorientierung der Kirche, und Spiritualität und Caritas gehören untrennbar zusammen“, so der Ethiker. Schmidt, der aus Freiburg die Synoden-Umsetzung in seinem Heimatbistum intensiv verfolgt, entwickelte in seinem Vortrag auch Grundprinzipien für das Funktionieren der Pfarrei der Zukunft: Dienst an der Einheit der Kirche (Ausrichtung am Evangelium), Schärfung des Priesterbildes (Unterscheidung zwischen Leitung einer Pfarrei und geistlicher Begleitung), Ausbalancierung von Interessen und kollegiale Gesamtverantwortung. „Die Reform des Raumes muss durch eine Reform des Herzens flankiert werden“, forderte Schmidt. Und er gab zu bedenken: „Wer Reformen behindert, um Eigeninteressen durchzusetzen, kann sich nicht auf das Evangelium berufen.“

Die Teilnehmer diskutierten nach dem Plenum in insgesamt 17 Workshops diese und weitere Thesen. Die nächsten Pastoralen Studientage gibt es am 26. Oktober in Ochtendung und am 13. November in Eppelborn.