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Diskussionsabend über Glaube, Gemeinschaft und Kritik an der Kirche:Gehen oder Bleiben?

Um den Kirchenaustritt und um gute Gründe, der Kirche treu zu bleiben, ging es bei einem Diskussionsabend im Momentum - Kirche am Center in Neunkirchen.
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Datum:
20. Sept. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Neunkirchen – „Gehen oder Bleiben – Was mir an der Kirche nicht passt“, unter diesem Motto hat das Dekanat Neunkirchen zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen einen Diskussionsabend im Momentum – Kirche am Center veranstaltet. Ziel der Diskussionsrunde war es, Hintergründe für Kirchenaustritte und Argumente zum Bleiben zu erörtern. Gesprächspartner waren die evangelische Pfarrerin Britt Goedeking, der katholische Pfarrer Michael Wilhelm sowie Charlotte Ebert, Mitarbeiterin im Momentum.

„Ich könnte zwar aus der Kirche austreten, aber nicht aus meinem Glauben!“, erklärt eine der Teilnehmerinnen an diesem Abend. Anfang der 90er Jahre war sie kurz davor, wirklich auszutreten: „Ich habe darüber nachgedacht, als die Ehe von Caroline von Monaco annulliert wurde“, erzählt sie. „Ich fand das absolut ungerecht, dass das überhaupt möglich ist in der Katholischen Kirche! Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil man ja den eigenen Glauben nicht einfach aufgeben kann.“ Ein anderer Teilnehmer sieht vor allem die Kirchensteuer als die größte Ursache für Kirchenaustritte: „Viele sagen: ‚Den Laden finanziere ich nicht mit!‘ Mein Bruder zum Beispiel verdient sehr gut und wollte der Kirche nicht so viel von seinem Geld abgeben, deshalb ist er ausgetreten.“ „Ich zahle Geld, da erwarte ich auch Leistung von der Kirche“, so fasst Pfarrer Wilhelm die Haltung vieler Menschen in Bezug auf Kirche und Kirchensteuer heute zusammen. So erlebt er es oft, sagt er. „Dabei geht der Gedanke der Solidargesellschaft völlig verloren.“ Er hat festgestellt, dass Kirchenaustritte zwar oft durch konkrete Anlässe ausgelöst werden. „Aber davor steht meistens eine Kette der Entfremdung.“ Wenn jemand überlegt, ob er seine Kinder überhaupt noch Taufen lassen soll, weil er zwar getauft ist, aber mit der Kirche nichts mehr am Hut habe, dann sei die Frage, ob der- oder diejenige die Glaubensgemeinschaft noch spüre, so der Pfarrer. Es gehe vor allem um die Erfahrungen, die ein Mensch mit Kirche und Glauben gemacht hat. Wer von vorneherein keine Verknüpfung zu Religion mitbekommen habe, kann auch später keinen Bezug haben, stellt die evangelische Pfarrerin Goedeking fest. Ihr Opa habe ihr als Kind immer aus der Bibel vorgelesen, das sei für sie bis heute eine wichtige Verknüpfung, sagt sie. „Wichtig ist aber vor allem die Gemeinschaft – deswegen gibt es Kirche.“ Das sei wie in einer Firma, auch dort gehe es einem gut, wenn es ein Betriebsklima gibt, das einen trägt.

Wie schwierig es aber auch sein kann, in einer solchen Gemeinschaft anzukommen, berichtet ein anderer Teilnehmer. Er habe nach einem Umzug große Schwierigkeiten gehabt, in der neuen Gemeinde Anschluss zu finden, obwohl er sich aktiv einbringen wollte. Trotzdem hat er sich davon nicht abhalten lassen. „Die Gemeinschaft war mir immer wichtig.“ Das kann eine der Teilnehmerinnen bestätigen. „Ich bin über die Kommunionvorbereitung meines Sohnes erst richtig in die Gemeinde gekommen. Da kamen die ersten Kontakte, die sich bis heute gehalten haben.“ „Bei mir war es über die Pfadfinder“, ergänzt eine andere. „Ich hab mich am Anfang auch schwer getan, Anschluss zu finden, aber dann wurde es immer besser.“ „Die Gemeinschaft, das sich aufgehoben Wissen, das ist es, was mir an der Kirche so gut gefällt“, fasst Pfarrer Wilhelm seine eigene Motivation zu bleiben zusammen.

Dominik Holl