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Jugendliche packen an der Ahr mit an:Gekommen, um Gutes zu tun

Eigentlich hatten sie einen Segeltörn in Holland geplant. Jetzt helfen die Jugendlichen im Rahmen ihrer Ferienfreizeit an der Ahr und erleben viel Dankbarkeit.
Die Jugendlichen helfen beim Aufräumen nach dem Hochwasser. Fotos: privat
Datum:
5. Aug. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Ochtendung/Ahr/Kirn/Bad Kreuznach – Eigentlich sollte es für ein paar Tage nach Holland gehen. Eine gemeinsame Segelfreizeit war geplant. Statt Sonne genießen auf Deck, helfen 25 Jugendlichen nun im Katastrophengebiet an der Ahr. Begleitet werden sie von den Organisatoren der eigentlichen Freizeit aus den Fachstellen für Kinder- und Jugendpastoral Andernach und Bad Kreuznach sowie dem Dekanat St. Goar. Ihre Basis hat das „Helpcamp“ im katholischen Gemeindezentrum in Ochtendung.

„Die Freizeit haben wir aufgrund von Corona abgesagt“, erklärt Susanne Mühlhausen, pädagogische Referentin der Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Bad Kreuznach. Dann geschah die Flutkatastrophe und dem Team war klar: „Da wollen wir helfen“. Neben Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich ursprünglich für einen Segeltörn angemeldet hatten, sind noch weitere junge Menschen hinzugekommen wie Lilli Hahn aus Berschweiler bei Kirn. Sie wollte sich einer organisierten Gruppe beim Helfen anschließen „und nicht anderen in den Füßen rumstehen“, sagt die junge Frau. Die vergangenen Tage hat sie bei einem Winzer mitgearbeitet oder bei der Kinderbetreuung unterstützt; andere haben beispielsweise in einem Versorgungszelt gespült. Die Aufgaben sind vielfältig. Janina Sans aus Bad Kreuznach hat während ihrer Tage an der Ahr Kleider sortiert, aber auch Teppichböden aus Wohnungen rausgerissen oder Schlamm geschippt. Die Bad Kreuznacherin erinnert sich an einen der ersten Sätze, die sie im Katastrophengebiet gehört hat: „‘Man sieht euch hier gern!‘ Das fand ich sehr schön.“ Es werde positiv aufgenommen, dass so viele Jugendliche mitanpacken, bestätigt Susanne Mülhausen. Wobei das Team anfangs von einigen Betroffenen erst einmal skeptisch beäugt wurde: Die Gruppe besteht fast ausschließlich aus jungen Frauen. Schnell bemerken die Hausbewohnerinnen und Hausbewohner aber, welche Power in den Jugendlichen steckt. „Es motiviert, wenn man sieht, wie glücklich die Leute sind, und dann macht man einfach weiter“, sagt Marit Henger (16 Jahre). Und auch das eigene Selbstbewusstsein wächst an den Aufgaben, und die eigenen Probleme rücken in den Hintergrund, fügt Lilli Hahn hinzu, die einen Teil ihrer Semesterferien im „Helpcamp“ verbringt.

Bei einer Pause stärken sich die Jugendlichen.

Alle im Team sind von der Dankbarkeit der Menschen überwältigt. „Viele wollen uns etwas Gutes tun und geben uns Süßigkeiten, obwohl sie selbst kaum etwas haben. Aber wir ja eigentlich gekommen, um ihnen etwas Gutes zu tun“, fasst es Marit Henger aus Bretzenheim zusammen. Dazu zählt nicht nur die körperliche Arbeit, sondern auch ein offenes Ohr. „Viele wollen ihre Geschichte erzählen. Denen tut es gut, wenn man einfach zuhört“, berichtet die 17-jährige Janina Sans. Dabei bemerken die jungen Leute, dass es neben positiver Aufbruchsstimmung auch große Verzweiflung gibt. Abends kehren die Helferinnen und Helfer wieder nach Ochtendung zurück. Dort essen und schlafen sie, sprechen über das Erlebte und bereiten sich für ihren nächsten Einsatz vor.

Hauptamtliche der Fachstellen für Kinder- und Jugendpastoral Andernach und Bad Kreuznach sowie des Dekanats St. Goar haben das „Helpcamp“ organisiert. Daneben erhalten sie Unterstützung der Kolpingjugend als Kooperationspartner und eine Förderung der Bischof-Stein-Stiftung im Bistum Trier. Außerdem unterstützten verschiedene Pfarreien das Projekt z.B. durch Kleinbusse oder Übernachtungsmöglichkeit.

(jf)