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Drei Vorträge beleuchten Thema Geld in den Weltreligionen :Geld, Glaube und Gewissen

Drei Vorträge beleuchten in Bad Kreuznach den Umgang der Weltreligionen mit dem Thema Geld. Nach Islam und Judentum folgt im April noch die christliche Perspektive.
Dr. Bekir Alboğa, Generalsekretär und Beauftragte für interreligiösen Dialog der DITIB, bei seinem Vortrag.
Datum:
9. März 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Bad Kreuznach – Welche Werte vertreten das Christentum, das Judentum und der Islam im Umgang mit Geld? Was verbindet und unterscheidet die Religionen bei diesem Thema und welche ethischen Impulse ergeben sich daraus für das ökonomische Handeln des Einzelnen und für eine globale Wirtschaft heute? Mit diesen Fragen beschäftigt sich derzeit die Interreligiöse Dialogreihe „Geld-Glaube-Gewissen“, die der Themenschwerpunkt Arbeit im Bistum Trier in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Rhein-Hunsrück-Nahe, der DITIB Türkisch Islamischen Gemeinde Bad Kreuznach und der Gesellschaft für Jüdisch-Christliche Zusammenarbeit Bad Kreuznach e.V. veranstaltet. Den Auftakt der Reihe bildete das Referat von Dr. Bekir Alboğa in der Türkisch Islamischen Gemeinde Bad Kreuznach. Der Generalsekretär und Beauftragte für interreligiösen Dialog der DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) erklärte, dass im Islam Gott als Ur-Besitzer aller Dinge gilt und dem Menschen das materielle und immaterielle als Treuhänder anvertraut. Damit seien Rechte und Pflichten verbunden. Jeder Mensch habe das Recht, mit den Möglichkeiten, die Gott ihm geschenkt hat, Vermögen zu erwerben. Wer über Vermögen verfüge, trage jedoch zugleich die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, insbesondere gegenüber den Armen. Der Mensch soll dabei nicht geizig sein, sondern großzügig Armen und Bedürftigen helfen. So mehre sich letztlich auch der Segen Gottes über den Spender. „Halte nichts zurück, damit Gott dir nichts zurückhält“, sagte Alboga. Neben der freiwilligen Spende (Sadak) sei jeder Muslim dazu verpflichtet, durch eine „soziale Pflichtabgabe“ (Zakah) arme Menschen (unabhängig ihrer religiösen Zugehörigkeit) zu unterstützen. Die Höhe der Abgabe sei festgelegt und betrage jährlich  2,5 Prozent des Vermögens. Alboğa räumte ein, dass dieser Pflicht leider nur sehr unzureichend nachgegangen werde: „Wenn in der islamischen Welt tatsächlich alle Vermögenden ihre Armensteuer bezahlen würden, gäbe es keine Bedürftigen mehr.“ Der Reichtum dürfe aber nicht im Kreis der Reichen bleiben, sondern müsse dem Gemeinwohl und der sozialen Gerechtigkeit dienen. Auf diesem Prinzip fußen auch das Zinsverbot (Riban) und das Verbot exzessiver Spekulationen (Gharar) im Islam. Der Geldzins führe am Ende zu einem hohen Maß an Ungerechtigkeit, so Alboğa. Das sei unvereinbar mit dem islamischen Ideal der Geschwisterlichkeit. Am Ende des Vortrags, dem sich ein spannender Austausch mit den gut 45 Teilnehmenden anschloss, äußerte Dr. Bekir Alboğa den Wunsch nach einer gemeinsamen Finanzethik der abrahamitischen Religionen. Die Religionen könnten in einer globalen Welt damit einen wertvollen und praktischen Beitrag leisten Krisen zu mildern, Exzesse zu vermeiden und den wirtschaftlichen Wohlstand zu fördern. Der zweite Vortrag der Reihe fand in der Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach mit Abraham de Wolf, dem Vorsitzenden von Torat Hakalkala, dem Verein zur Förderung der angewandten jüdischen Wirtschafts- und Sozialethik e.V. aus Frankfurt, statt. „Die heutigen weltwirtschaftlichen Entwicklungen stellen die Menschheit vor große ethische Herausforderungen und haben zu einer moralischen Verunsicherung geführt“, stellte de Wolf zu Beginn fest. Wer in der jüdischen Tradition ethische Orientierung für wirtschaftliches Handeln suche, der müsse neben der Tora vor allem den Talmud, das rabbinische Schrifttum als Grundlage nehmen. Hier überrasche zunächst eine positive Einstellung zu wirtschaftlicher Produktivität, zum Handel, zum Gewinnstreben und nicht zuletzt zum Geld. Dabei werden gleichwohl Regeln aufgestellt, durch welche die Ökonomie zu einem Teil der Schöpfung werden soll. Die jüdische Tradition basiere auf einem Begriff von Freiheit, der die Gemeinschaft im Ganzen meine, dabei aber die Autonomie des Einzelnen anerkenne. Das schließe durchaus auch dessen wirtschaftliche Aktivität ein. Demnach hat Gott in seiner Schöpfung Potenziale zum Mehrwert angelegt (etwa in den Rohstoffen), die aber erst von Menschen verwirklicht werden können. „Die Vermehrung des Wertes, die letztlich Wachstum bedeutet, ist somit von Gott her erwünscht“, so de Wolf. Sie setzt aber die Freiheit des Menschen voraus, damit dieser kreativ mit der Schöpfung umgehen kann. Das jüdische Gebot der „Zedaka“, das man mit „Wohltätigkeit“, besser noch: mit „sozialer Gerechtigkeit“ übersetzen kann, ist ein Grundpfeiler jüdischer Sozialethik. Es garantiert jedem Menschen die Ermöglichung dieser seiner Freiheit. Zugleich verpflichtet es jeden Reichen dazu, mit seinen materiellen Mitteln die Bedürftigen zu unterstützen und ihnen so zu ihrem Recht auf Teilhabe zu verhelfen. Den Armen und Bedürftigen gegenüber gelte daher auch das Zinsverbot, damit diese durch einen Hilfskredit wieder in die wirtschaftliche Selbständigkeit (und damit in ihre Freiheit) zurückkehren können. Die dritte Veranstaltung der Interreligiösen Dialogreihe findet am Montag, 11. April, um 19 Uhr im Zentrum St. Hildegard (Bahnstraße 26, 55543 Bad Kreuznach) statt. Frau Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird sich dem Thema „Geld-Glaube-Gewissen“ aus Sicht des Christentums nähern. Im Anschluss sind alle Teilnehmenden zur Diskussion und zur Begegnung eingeladen. Weitere Informationen gibt es beim Themenschwerpunkt Arbeit im Bischöflichen Generalvikariat Trier, Tel.: 0651-99372710, E-Mail themenschwerpunkt-arbeit@bistum-trier.de.