Zum Inhalt springen

Jugendliche aus dem Bistum Trier pilgerten über Nacht zur Springprozession nach Echternach:Gemeinsam springen trotz Blasen an den Füßen

Viele Menschen waren nach Echternach gekommen, um sich springend durch die Straßen zu bewegen. Jugendliche wanderten auf der "Route Echternach" dafür durch die Nacht.
Eine Gruppe aus dem Bistum Trier
Datum:
12. Juni 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Echternach – Noch ist die Basilika Sankt Willibrord im luxemburgischen Echternach in trüben Nebeldunst gehüllt – die Sonne kommt nur schwer an gegen Wolken und Nebel an diesem frühen Pfingstdienstagmorgen. Dumpf ertönt der Gesang junger Sängerinnen und Sänger durch das Eingangsportal des Gotteshauses. Im Inneren blickt der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters in müde Augen, während er einen Jugendgottesdienst feiert. Denn die Jugendlichen, die dort versammelt sind, haben in der vergangenen Nacht bereits einen ordentlichen Fußmarsch zurückgelegt.

Weihbischof Peters feierte mit den Jugendlichen einen Gottesdienst

Für neun Pilgergruppen hat die Abteilung Jugend im Bistum Trier im Bischöflichen Generalvikariat die Nachtwallfahrt Route Echternach organisiert, die im kommenden Jahr 40-jähriges Jubiläum feiert. Unter dem Motto #istdajemand starteten die jungen Gläubigen auf verschiedenen Routen von acht bis 17 Kilometern Wegstrecke bereits am Vorabend des Pfingstdienstag, an dem traditionell die Echternacher Springprozession stattfindet.

Das Pilgern durch die Nacht öffne die Herzen und Gedanken, erklärte Peters den jungen Pilgerinnen und Pilgern in seiner Predigt. „Gott zu suchen und zu entdecken ist eine Herausforderung, aber auch eine Notwendigkeit.“ Denn die Frage sei nicht, welchen Vorteil man selbst aus Beziehungen und Begegnungen mit Mitmenschen ziehen könne, sondern was man dem Anderen geben könne. „Besonders die Einsamen, die Schwächeren, die Gemobbten darf man nicht allein lassen, sondern muss sie wahrnehmen und unterstützen.“ Im Zweifelsfall, so der Weihbischof, könne man sich selbst fragen, wie Jesus in einer solchen Situation gehandelt hätte: „What would Jesus do?“

Auch eine Weinprobe gehörte zur Wein(berg)route

Lisa (21) aus dem Bistum Mainz ist gemeinsam mit ihren Freunden aus dem Bistum Trier, Karl (19) und Christian (22), über die Wein(berg)route gewandert. Die junge Frau ist zum ersten Mal dabei, Christian hingegen schon zum sechsten Mal. Sein Höhepunkt während der Nachwallfahrt? Ganz klar die Weinproben bei einem Igeler Jungwinzer, der der Gruppe auch gleich einen Einblick in seinen Arbeitsalltag und Infos zum Weinanbau gegeben hat. „Das war wirklich toll, aber eigentlich bin ich mitgekommen, um gemeinsam mit den anderen zu springen! Das ist wirklich mein Highlight“, sagt Christian. Mitspringen möchte auch Joachim Schneider – und das „trotz Blase am Fuß“. Er ist zum ersten Mal dabei und hat die Gruppe „Wehrborn Route kooperativ“ als Erzieher begleitet. „15 Kilometer sind schon nicht ganz ohne für die Jugendlichen. Es hat aber alles gut geklappt und es war toll, hier bei Sonnenaufgang anzukommen; die Basilika und der Vorplatz sind wunderschön. Und die Leute sind alle sehr nett“, so Schneider.

Um 9 Uhr fiel endlich der Startschuss für die traditionelle Springprozession. Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich begrüßte über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Besonders freue er sich darüber, „dass heute so viele Schülergruppen gekommen sind.“ Denn im Vorfeld hatte es die Befürchtung gegeben, dass weniger schulpflichtige Kinder und Jugendliche als in den Vorjahren an der Springprozession teilnehmen würden. In diesem Jahr ist der Pfingstdienstag in Luxemburg erstmals nicht schulfrei. Doch dies bestätigte sich nicht – viele Schulkinder kamen gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern oder hatten sich zuvor in ihrer Schule entschuldigt.

Pünktlich zu Beginn der Prozession riss der Himmel auf. Jung und Alt hüpften gemeinsam im Sonnenschein vorwärts von einem Bein auf das andere – und das von der Basilika durch die Gassen der Echternacher Altstadt und wieder zurück zum Grab des Heiligen Willibrord. Begleitet wurden sie dabei von zahlreichen Musikvereinen, die klassische Polka-Melodien spielten. Wer genau hinschaute, konnte im Getümmel auch Bischöfe und Weihbischöfe aus Luxemburg, den Niederlanden, Belgien und Deutschland entdecken, darunter den Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann.

Die Prozession wird seit 2010 von der Unesco als immaterielles Kulturgut eingestuft. Ihre Ursprünge sind bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Nähere Informationen zur Springprozession gibt es unter www.louxembourg.public.lu. Infos zur Nachtwallfahrt Route Echternach gibt es bei der Abteilung Jugend im Bistum Trier unter der Telefonnummer 0651-9771-200 oder auf www.jugend-bistum-trier.de.

(ih)