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Andrea Steyven von der Aktion Arbeit im Bistum Trier hospitiert in Koblenz:Geschäftsführerin wird zur Praktikantin

Ein zweiwöchiges Praktikum während der Sommerferien ist für viele Schülerinnen und Schüler nichts Besonderes; für eine Geschäftsführerin allerdings schon.
Andrea Steyven (rechts) von der Aktion Arbeit im Bistum Trier hospitiert bei CarMen in Koblenz. Mit Stefan und Jolantha putzt sie in einer Koblenzer Kita.
Datum:
27. Juli 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Jolantha: 15 Jahre; Helmut: zwölf Jahre; Stefan: neun Jahre – Andrea: zwei Wochen. 14 Tage lang hat Andrea Steyven ein Praktikum bei CarMen (Caritas für Menschen in Beschäftigung) gemacht. Dabei traf sie langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Eine intensive Zeit für die Geschäftsführerin der Aktion Arbeit im Bistum Trier. „Es war ein Geschenk für mich“, sagt sie rückblickend.

Das Praktikum habe sie aus egoistischen Beweggründen gemacht: „Ich wollte wieder näher an die Leute, um die es bei der Aktion Arbeit geht“, lautet ihre Begründung. Die Aktion Arbeit engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Seit langer Zeit unterstützt die Aktion Arbeit CarMen bei ihrem Ziel, Menschen die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft zu ermöglichen. „Als Kirche fühlen wir uns für die verantwortlich, die am Rande stehen“, begründet Andrea Steyven das Engagement des Bistums und der Caritas. Es sei ihr wichtig gewesen, die Ohren bei den Menschen zu haben und durch die Augenblicke, die sie zusammen mit ihren temporären Kolleginnen und Kollegen erlebte, ihre Blickrichtung zu schärfen.

Daher freute es sie umso mehr, dass die Frauen und Männer ihr große Offenheit und viel Vertrauen entgegenbrachten. „Es ist in dem Team wirklich sehr familiär und man kommt schnell ins Gespräch über alles Mögliche“, erzählt Andrea Steyven. Sie durchlief unterschiedliche Stationen des Dienstleisters CarMen wie Spülküche, Kleiderladen, Garten- und Landschaftsbau oder die Gebäudereinigung von Schulen und Kindergärten. Mit ihren Kollegen zog sie wischend und kehrend von Etage zu Etage; jeder mit seiner eigenen persönlichen Geschichte:

Stefan Schröter kommt täglich zum Arbeiten aus Neuwied nach Koblenz. Der 37-Jährige konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter als Werker im Gartenbau arbeiten und hat über Kontakte von CarMen erfahren. Jolantha Choinska ist 63 Jahre alt und gelernte Verkäuferin. Doch als sie 1986 aus Polen nach Koblenz kam, hat sie zunächst jede Arbeit angenommen. „Ich bin glücklich, dass ich überhaupt eine Arbeit habe!“, versichert sie Sie stöhnt über teure Mieten und hohe Strompreise. „Mein Wunsch wäre es, dass das billiger wird“, sagt die fünffache Oma. Helmut Holtkötter ist der Fachanleiter für die Gebäudereinigung bei CarMen und hat die Verantwortung für zwölf Mitarbeitende. „Wir nehmen hier viel Rücksicht auf die unterschiedlichen Beeinträchtigungen physischer oder psychischer Art. Ich denke, das ist auch etwas Besonderes“, sagt der Bendorfer. Im Vorfeld werde besprochen, welche Erfahrungen, Talente oder Einschränkungen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen, und danach entscheide Holtkötter den jeweiligen Einsatzbereich. „Ich schicke niemanden mit Knieproblemen dauernd die Treppen rauf und runter“. Dieses Feingefühl bedeute auch einen Spagat: Denn der Integrationsbetrieb mit leistungsgeminderten Arbeitnehmern muss auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt neben anderen Dienstleistern bestehen. Das Tochterunternehmen des Caritasverbandes Koblenz ist eine gemeinnützige GmbH und versteht sich als sozialer Dienstleister. Es führt, in enger Zusammenarbeit mit dem Jobcenter des Landkreises Mayen-Koblenz, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen durch, dazu zählen beispielsweise Ein-Euro-Jobs.

Aus den zwei Wochen nimmt Andrea Steyven in das Bischöfliche Generalvikariat in Trier mit, dass zwei Perspektivwechsel der Bistumssynode bei CarMen bereits gelebt werden. „Hier wird auf den Einzelnen und seine Charismen geschaut“, betont sie. „‘Vom Einzelnen her denken meint, eine fragende, sich interessierende, sich solidarisierende und eine zugewandte Kirche‘, heißt es im Abschlussdokument der Synode“, erklärt sie. „ Zudem zeigt der Betrieb, was es bedeutet, Charismen vor Aufgaben zu stellen“ – ein weiterer Perspektivwechsel der Synode.

„Ich kann jedem empfehlen, einmal ein solches Praktikum zu machen, sich dadurch zu erden und zu schauen, wer eigentlich die Arbeit für uns macht“, sagt Andrea Steyven, wringt den Lappen aus und rückt den Kalkflecken an der Armatur eines Waschbeckens zu Leibe.

Das Unternehmen CarMen zählt 80 Festangestellte. „Die Zahl der Maßnahmenteilnehmerinnen und -teilnehmer schwankt zwischen 50 und 60“, erklärt der Geschäftsführer Hermann Trapp. Der Betrieb ist Teil des ersten Arbeitsmarktes und bietet Dienstleistungen unter anderem im Bereich der Gebäudereinigung, des Garten- und Landschaftsbaus sowie Hausmeisterdienste an. Die Betriebszweige Spülküche, Schülerbistro, Catering, ein Kleiderladen und eine Fahrradwerkstatt zählen ebenso zum Aufgabengebiet wie Umzüge und Entrümpelungen. „In unserem Integrationsbetrieb werden Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sozialversicherungspflichtig beschäftig“, erklärt Trapp. In diesem Jahr feiert CarMen sein 15-jähriges Bestehen.

Ein persönliches Tagebuch hat Andrea Steyven auf https://www.bistum-trier.de/hilfe-soziales/aktion-arbeit/was-wir-tun/einblicke/ geführt. Bilder und Videos gibt es auf den Social-Media-Kanälen des Bistums (Facebook und Instagram). Weitere Informationen zu CarMen auf www.carmenggmbh.de oder unter Tel.: 0261-91160-0.

(jf)