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Bischof Ackermann: Österlicher Glaube ist kein Wissensersatz :Glaube fügt Wissensbruchstücke zusammen

Der Glaube ist nicht Ersatz für ein Nichtwissen, sondern die Kraft, durch die Wissensbruchstücke sich mit einem Mal zusammenfügen, erklärte Bischof Ackermann am Ostersonntag.
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Datum:
16. Apr. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Der Glaube ist nicht Ersatz für ein Nichtwissen, sondern die Kraft, durch die die Wissensbruchstücke sich mit einem Mal zusammenfügen. So hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am Ostersonntag (16. April) im Trierer Dom die Passage aus dem Evangelium gedeutet: „Er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht, dass er (Jesus) von den Toten auferstehen musste.“(Predigt im Wortlaut) Im ersten Moment klinge der zweite Teil des Zitats wie eine entschuldigende Begründung; und schüre „das alte Vorurteil, dass Glauben das Gegenteil von Wissen ist“. Denn die Jünger hätten aus der Schrift und den Anspielungen Jesu durchaus wissen können, dass er aufersteht. Ackermann nutzte zur Erklärung ein Bild: Man wolle etwas montieren, habe alle Teile und Werkzeuge zur Hand und auch eine Anleitung - und stehe doch hilflos davor. „Dann braucht es den Moment, in dem es Klick macht und einem klar wird, wie die einzelnen Teile ein Ganzes ergeben und wo man anfangen soll.“ So könne auch die Situation der Jünger und von Maria Magdalena am Ostermorgen gewesen sein: „Am Ostermorgen ist den Jüngern im wahrsten Sinne ein Licht aufgegangen: das Osterlicht. Dieses Licht - das ist der Glaube, von dem der Evangelist spricht.“ Mit einem Mal sei alles klar. Dieser Osterglaube sei nicht das Ergebnis eigener Leistung, sondern ein Geschenk, ausgelöst durch die Begegnung mit dem Auferstandenen. So sei der österliche Glaube alles andere als ein Wissensersatz, betonte der Bischof. „Vielmehr ist es die machtvolle Einsicht: Die Botschaft Jesu ist wirklich wahr. Die Dinge fügen sich zusammen - wenn auch unter Schmerzen und auf überraschende Weise. Sie bekommen ihren Sinn, und alles ist gut.“ Das könne innerhalb eines Augenblickes geschehen; der Osterglaube könne aber auch die Form einer behutsam wachsenden und zugleich starken Einsicht haben. Auch die Gottesdienstbesucher hätten diese Erfahrung sicher schon gemacht, vermutete Ackermann: im Gebet, in dem das feste und unmittelbare Vertrauen auf Gott spürbar werde; in Gesprächen, in denen der Glaube wachsen und sich festigen kann; oder durch das Beispiel eines gläubigen Menschen, der auch in schwierigsten Lebensumständen sein Christsein nicht ablegt und die Beziehung zu Gott nicht aufkündigt. Auch die Erfahrung einer Liturgie wie am Ostermorgen wolle dazu beitragen, dass „aus den Fragmenten unseres Glaubens ein Ganzes wird“. Damit sich die Einsicht festige, dass Ostern wahr sei, stehe vor dem intellektuellen Begreifen das Sich-Ergreifen-Lassen. Vor dieser Ergriffenheit brauche man keine Angst zu haben, ermutigte der Bischof die Gläubigen. Denn bei allen wichtigen Entscheidungen des Lebens reiche es nie aus, Fakten und Argumente zusammenzuzählen, um Klarheit zu bekommen. „Am Ende braucht es dazu eine innere Gewissheit und eine Überzeugung, die mehr ist als die Summe aller Argumente; und es braucht den Mut, den notwendigen Schritt auch zu tun. So ist es auch beim Glauben.“ Diese Klarheit sei den Jünger durch Ostern geschenkt. Von dieser Gewissheit dürften auch Christen sich anstecken lassen, damit die freudige Überzeugung wächst: „Ja, der Glaube an Jesus ist wahr, denn er hat mich ergriffen.“