Akademietag der Pallottiner Vallendar widmet sich dem Thema „Gott ist im Fleische“:Glaube und Körperkult
Vallendar – „Wo und wie erscheint der Herr? Nicht als Gedanke, Idee oder Geist – nein in menschlicher Gestalt, in Fleisch und Blut!“, mit dieser Aussage eröffnete der ehemalige Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Professor für Kirchengeschichte und Pallottinerpater Paul Rheinbay (SAC) sein Referat zum ersten Akademietag der Pallottiner am 6. Januar in Vallendar.
Gerade die Deutschen scheuten sich vor der eigentlich korrekten wörtlichen Übersetzung „Fleischwerdung“. Im Wort „Leib“ komme eher zum Ausdruck was gemeint sei: Gestalt gebende Form des Lebens und naturwissenschaftlich nie ganz zu ergründendes Mit- und Zueinander von Organen. Inkarnation – Fleischwerdung – sei die Selbstgabe Gottes, die bis dahin führe, dass Jesus am Abend vor seinem Leiden beim Teilen des Brotes sagt: „Das ist mein Leib für Euch“. Paulus formuliere: „Euer Leib ist Tempel des Heiligen Geistes – verherrlicht also Gott in seinem Leib!“ Der Leib sei das „menschliche Spürorgan, von der Phase des ungeborenen Lebens bis hin zur letzten Phase des Sterbens“, sagte Rheinbay. Pater Rheinbay stellte fest, dass der Leib in unserer Zeit dem „Diktat eines Idealbildes unterworfen“ ist. Junge Menschen stünden unter dem Druck fit und schön zu sein. Dass neben Wellness-Kuren, Kosmetika und alternativen Heilungswegen auch die Kirche „Heilungs-Charismata“ anbiete, werde in der Gesellschaft (noch) nicht bewusst anerkannt oder integriert. Und so klinge es interessant, dass sich ein Großteil der Menschen in der westlichen Welt in einer Befragung dazu bekenne, auf einem spirituellen Weg zu sein. „Mehr und mehr Menschen haben erkannt, dass der Leib ein spirituelles Potential birgt.“ Damit aber Menschen auf diese Spur kämen, brauche es Orte des „Ein-Übens“.
Genau das geschehe im Kloster Arenberg, sagte Schwester Scholastika Jurt, Generalpriorin der Kongregation der Arenberger Dominikanerinnen in Koblenz. Hier werde „leiblich geübt“, im Vitalzentrum, bei der Massage, bei der Berührung des Leibes. Auf einer Körperlotion habe sie gelesen: „‘Was Deine Haut berührt, wird ein Teil von Dir‘. Ohne Körper gebe es uns nicht, wir hätten ihn und er vielleicht auch uns, und doch seien wir mehr. Viel mehr. Wir sind Leib. Leben entsteht durch Berührung: Menschen nehmen die Welt auf, verhalten sich zu ihr und gehen mit ihr um.“
Hautnah kam der Theologe Christopher Campbell von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Limburg dem Thema auf die Spur. Er hat Tätowierungen untersucht und analysiert und dabei den Körper als „Kathedrale des Selbst“ entdeckt. Was einem wichtig sei, komme auf den Körper. Das reiche von den Geburtsdaten der Kinder bis hin zum pallottinischen Kreuz. Er vergleiche die Stechmale oft mit der „Innenhaut des Limburger Doms“. Dort fänden sich wie auf den Körpern christlichen Bildern und Symbolen, die wichtig seien. Auf den verschiedenen Körperhautdarstellungen kämen die persönliche Geschichte, Werte, Haltungen, aber auch Identität, Nähe und Erinnern zum Ausdruck.
Insbesondere das Phänomen des Körperkultes und der Tätowierungen warf in der anschließenden Diskussion die meisten Fragen auf. Die Referenten waren sich einig, dass Kirche heute neue Zugänge brauche, Gesprächs- und Übungsräume schaffen müsse, um Glauben verwirklichen und leben zu können.
Der 2. Akademietag findet am 13. Januar (14 - 17.15 Uhr) unter dem Thema „Kirche der Zukunft in Deutschland“ statt. Weitere Informationen gibt es auf www.pthv.de
(red)