Projekt „Lokale Kirchenentwicklung mit weltkirchlichen Impulsen“ startet wieder :Glaubensleben vor Ort selbst mitgestalten
Trier – Kirchliches Leben vor Ort aktiv mitgestalten, nach eigenen Ideen und Wünschen, inspiriert von Gemeinden aus Bolivien, Indien und anderen Ländern: Das ist das Konzept des Bistumsprojektes „Lokale Kirchenentwicklung mit weltkirchlichen Impulsen“, das nun in die zweite Auflage geht. Am 30. September haben die Verantwortlichen von der Diözesanstelle Weltkirche Ziele und Projektstruktur im Priesterseminar Trier vorgestellt. Gleichzeitig diente die Veranstaltung auch als Jahrestreffen der ehemaligen Projektteilnehmer, die von ihren Erfahrungen und der Entwicklung ihrer lokalen Initiativen berichteten.
Neue Formen des katholischen Gemeindelebens
Das Stadtteil-Café „ZwoZwo“, das mehrmals pro Woche warme Getränke, Gebäck und offene Ohren für die Gäste in Bingerbrück bietet, die Gruppe „Refugio Christi“ in Neunkirchen, die bei wechselnden Gastgebern zu Hause persönliche Fragen und Anliegen bespricht und anschließend gemeinsam isst, oder eine neue Art der Firmvorbereitung in Bernkastel-Kues: Die Projekte sind so vielfältig wie die Menschen und die Gegebenheiten vor Ort. Von 2014 bis 2017 hatten sich Haupt- und Ehrenamtliche aus den beiden Pfarreien Neunkirchen, Bingerbrück (Pfarreiengemeinschaft Rupertsberg) und der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues rund drei Jahre an dem Projekt beteiligt. Auf Studienreisen nach Bolivien und Indien konnten sich die Mitwirkenden von neuen Formen des katholischen Gemeindelebens inspirieren lassen. Auch bei dem Informationstreffen in Trier gab es Anregungen aus Bolivien: Maria Angélica Yucra, die in La Paz seit 26 Jahren Christliche Basisgemeinschaften in der Pfarrei mit gestaltet, und Augusto Meza Sanchez, Koordinator der Erzdiözese Sucre sind im Rahmen der Bolivienpartnerschaftswoche unterwegs im Bistum Trier. Die beiden Gäste erzählten von den so genannten Basisgemeinden in ihrer Heimat. „Wir sehen die Basisgemeinden als kleinste Einheit oder Ebene der Kirche – es sind kleine Gruppen von Leuten innerhalb der Pfarrei, die sich regelmäßig treffen und sich mit dem Wort Gottes beschäftigen. Daraus nehmen sie dann ganz konkrete Impulse mit in ihren Alltag: Was möchte Gott von mir, was ist mein sozialer Auftrag innerhalb der Gemeinschaft.“
Ideen und Wünsche einbringen
Gerhard Scheer aus Neunkirchen war auf der Bolivienreise besonders von der Basisgemeinde in einem Hochsicherheitsgefängnis beeindruckt, das die Reiseteilnehmer mit Angélica Yucra besuchten. „Sie hat die Gefangenen ermutigt, sich in solch einer Gruppe zu engagieren, aus dem Glauben heraus das eigene Leben zu verbessern. Mir hat der Mut dieser Frau sehr imponiert, sich in solch einer Umgebung einzusetzen.“ Scheer hatte sich nach der Fusion seiner Pfarrei mit drei anderen vor ein paar Jahren aus der aktiven kirchlichen Arbeit zurückgezogen. „Als ich von dem Projekt „Lokale Kirchenentwicklung“ hörte, habe ich das als Möglichkeit wahrgenommen, meine Ideen und Wünsche einzubringen. In der katholischen Kirche sind die Gläubigen häufig eher Rezipienten, die sozusagen etwas geboten bekommen. Aber durch das Projekt ist uns klar geworden, dass wir diese Haltung ändern müssen, dass wir selbst aktiv den Glauben leben und uns mit dem Wort Gottes beschäftigen sollten“, sagte er beim Jahrestreffen.
Auch das neue Projekt der Diözesanstelle Weltkirche bietet Pfarreien wieder die Möglichkeit, eigene Wege zu gehen und neue Dinge zu testen. Ganz wichtig sei dabei, dass hier lokal und Raum-orientiert gearbeitet werde, dass die Mitwirkenden sich auch über kirchliche Strukturen hinaus vernetzen können und dass das Bistum sich in einer ermöglichenden Rolle sehe – Leitung also nicht von oben herab sondern in einer dienenden Funktion sehe, erklärte Projekt-Koordinator Thomasz Welke. Mit einigen Interessierten klopften Ludwig Kuhn, Leiter der Diözesanstelle Weltkirche und Mechthild Schabo, Direktorin des Bereichs Pastoral und Gesellschaft im Bistum Trier, schon erste Fragen und Ideen ab. Schabo betonte: „Es gibt keine Erwartungen, dass irgendwelche Zielvorgaben erfüllt werden müssen. Sie können sich ausprobieren, schauen, was sich ergibt, vielleicht auch mal mit einer Idee scheitern. Aber durch ihre Initiativen geben Sie Zeugnis von ihrem Glauben.“ Das sei auch ganz im Sinne der Synode: „Wir möchten ja, dass die Kirche Nähe zu den Menschen zeigt, dass sie eine dienende Kirche ist und die Bedürfnisse der Menschen ernst nimmt. Es geht nicht darum, quantitativ zu wachsen, sondern in die Tiefe hinein. Die Projekte haben die Rückendeckung des Bistums.“
Interessierte Pfarreien können sich bei der Diözesanstelle Weltkirche melden. Das neue Projekt ist auf einen Zeitraum bis 2021 angelegt und beinhaltet mehrere Studientage sowie zwei Impulsreisen nach Bolivien und Indien. Informationen gibt es bei Thomasz Welke, Tel.: 0651-7105-598, tomasz.welke@bistum-trier.de und unter www.weltkirche.bistum-trier.de/themen/lokale-kirchenentwicklung
(sb)