Missionarische Teams wollen Spaltung beim Thema Impfen überbrücken:„Gott in die Risse der Gesellschaft tragen“
Saarbrücken/Koblenz – Geimpft oder ungeimpft? Eine heikle Frage, die die Gesellschaft gerade beschäftigt und Familien, Freundeskreise und Kollegen mitunter spaltet. Mitglieder der Missionarischen Teams des Bistums Trier möchten diesen „Spalt“ sprichwörtlich überbrücken, zuhören und zum Austausch einladen. Dafür sind sie in Saarbrücken und Koblenz unterwegs gewesen und auf Wartende vor Teststationen, an Bushaltestellen und an Bahnhöfen zugegangen.Mit dem Schlagwort „Über:brücken“ ist das Projekt überschrieben. „Man kann Wartezeit überbrücken, aber auch Brücken zwischen Menschen schlagen“, sagen sie. Zudem ließe der Slogan weitere Spielräume für Interpretationen. „Wir hoffen, dass wir die Spaltung etwas überwinden können“, sagt Elisabeth Zenner, die in Koblenz präsent war. Die Pastoralreferentin ist sich aber auch bewusst, dass das ein großer, beinahe naiver Wunsch ist. Sie verteilte gemeinsam mit Jörg Koch und Oliver Serwas in der Innenstadt Flyer mit einem Schokoriegel, um das Warten zu versüßen – ein niedrigschwelliger Einstieg in die Thematik.
Auf dem Flyer zu finden: Ein Gebet sowie ein QR-Code zu einer interaktiven Seite. „Etwas mehr als die Hälfte der Leute haben sich über den Riegel gefreut und ihn als freundliche Geste gerne angenommen. Viele von ihnen haben angefangen, sich den Text anzuschauen und den Segen zu lesen“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Daraus seien mehrere kurze Gespräche entstanden. Neben den Wartenden vor dem Testzentrum hatten sie auch die Mitarbeitenden vor Ort mit Karte und Nervennahrung ausgestattet. „Sie fanden es eine gute Sache, auf gegenseitige Toleranz hinzuweisen. Die Idee wurde von ihnen als wichtigen Impuls erachtet, in Solidarität zueinander zu bleiben.“
Achtsam und wertschätzend
Ein Teil der Wartenden vor dem Saarbrücker Hauptbahnhof, in der Bahnhofsstraße und vor dem Club „Garage“ reagierte ablehnend auf die Ansprache, andere waren zunächst interessiert, winkten dann aber ab, wenn sie hörten, dass Gemeindereferentin Christiane Herrig und Pfarrer Martin Birkenhauer von der Kirche kommen. Andere wiederum steckten Flyer und Süßigkeit ein, wollten aber kein Gespräch führen oder hatten im Alltagsstress keine Zeit dafür. „Wir waren auf Gegenwind und starke Ablehnung eingestellt, das ist aber nicht eingetreten“, resümiert Birkenhauer.
„Vor den Testzentren warten Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen“, sagt Christiane Herrig. Daher habe man sich für diese Orte entschieden. Sie hat beobachtet, dass Ungeimpfte oftmals gar nicht mehr nach ihren Gründen gefragt, sondern direkt in eine negative Schublade gesteckt würden. „Vielleicht wird diese Person, die mir sagt, dass sie keine Impfung möchte, nicht meine beste Freundin. Ich darf ihr auch sagen, dass ich ihre Entscheidung nicht gut finde und kann trotzdem wertschätzend mit ihr umgehen“, sagt Herrig. Sie selbst sei geimpft, geboostert und vor der Aktion frisch getestet. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz bittet alle Menschen darum, sich impfen zu lassen, soweit dies möglich ist. „Impfen ist in dieser Pandemie eine Verpflichtung aus Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Aus ethischer Sicht ist es eine moralische Pflicht“, heißt es in einer im November veröffentlichten Erklärung. „Unsere Botschaft an alle ist: Geht achtsam und wertschätzend miteinander um“, sagt Herrig. „Wir wollen keine Lanze für Impfgegner brechen oder uns von ihnen vereinnahmen lassen“, betont Pfarrer Birkenhauer, „sondern wir möchten Gott in die Risse der Gesellschaft tragen.“
Weitere Informationen zu den Missionarischen Teams, die ein Teil der Umsetzung der Trierer Bistumssynode darstellen, gibt es auf www.bistum-trier.de/heraus-gerufen/missionarische-teams/
(uk/jf)