Heilig-Rock-Tage: Priester kommen zu Austausch und Begegnung zusammen:Gott selbst sagt sich uns zu
Trier – Über die gemeinsame Berufung von Priestern und Ordensleuten hat Bischof Dr. Stephan Ackermann im Gottesdienst am 5. Mai bei den Heilig-Rock-Tagen gesprochen. An diesem Tag kamen sowohl die Ordensleute zu einem Tag des Austauschs und der Begegnung zusammen (eigener Bericht) als auch die Priester. Der Bischof ging anhand des Berichts aus der Apostelgeschichte, in dem Philippus dem Kämmerer der Königin von Äthiopien begegnet, der Frage nach, wie jemand mit dem Glauben an Jesus bekannt wird.
Der Apostel falle nicht „ungebeten mit der Tür ins Haus“: Erst höre er, dann frage er nach, dann erkläre er. Am Ende stehe die Taufe des Kämmerers. Ackermann beleuchtete auch die Figur des Kämmerers näher. Der griechische Urtext bezeichnet ihn als Eunuch. Da er also keine Nachkommen zeugen konnte, habe er als „Gottsucher“ nach einer anderen Form gesucht, sein Leben fruchtbar zu machen. Der Bischof erinnerte dabei auch an die Stelle im Matthäusevangelium, wo Jesus sagt, dass „manche sich selbst dazu gemacht haben – um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12). Daher könne der Kämmerer symbolisch auch für jene Menschen stehen, die nach den evangelischen Räten (Armut, Keuschheit, Gehorsam) leben, wie es Priester und Ordensleute tun. „Die Entscheidung zur Ehelosigkeit ist keine Entscheidung gegen die Weitergabe des Lebens oder gegen die Gottsuche“, betonte der Bischof. Schließlich gelte der Kämmerer als erster christlicher Missionar Äthiopiens. Die Geschichte könne auch als Beispiel dafür stehen, wie wichtig es ist, über den Glauben im Dialog zu sein und wie sich die verschiedenen Berufungen ergänzen. Und wenn es in der Bibel heiße „alle werden Schüler Gottes sein“, dann sei das eine Auszeichnung, denn „wir alle haben nie ausgelernt“. In dieser Haltung, so wünschte Ackermann den Priestern und den Ordensleuten, „wollen wir unsere Berufung leben“.
Beim vorangegangenen Treffen von rund 120 Priestern hatte Bischof Ackermann in einem Impuls ebenfalls die Evangelisierung, den Auftrag Jesu, allen Menschen die frohe Botschaft zu bringen, als eine wesentliche Dimension der Eucharistiefeier beleuchtet. „Die göttliche Botschaft wird durch die Annahme zum Evangelium“, sagte Ackermann. Deshalb gelte es, sich immer wieder neu unter das Wort Gottes zu stellen und gleichzeitig Wort und Zeugnis der Menschen anzunehmen: „Im Blick auf die Menschen um mich herum kann ich tiefere, neue Dimensionen entdecken und kann das Wort besser verkünden.“ Ackermann warnte davor, Polaritäten nicht auszuhalten und sich in „falsche Eindeutigkeiten“ zu flüchten. Er regte an, immer „den positiven Verdacht zu haben, der Andere könnte recht haben und eine Seite des Evangeliums in mir zum Leuchten bringen, die bei mir nicht so stark ist“. Die „kritische Anknüpfung“ (nach einem Wort des Jesuiten und Dogmatikers Medard Kehl) sei wichtig, um Mensch und Evangelium miteinander zu verbinden. Dann sei die Antwort auf eine „Ent-Kirchlichung“ auch nicht einfach „Ver-Kirchlichung“, sondern Evangelisierung.
Dabei könne helfen, wenn das Presbyterium (Gemeinschaft der Priester im Bistum) sich immer wieder seines gemeinsamen Auftrags und seiner Sendung vergewissere. „Unser erster Dienst ist die amtliche Verkündigung des Wortes Gottes, zuhörend, zugewandt und in wacher Zeitgenossenschaft, kritisch gegenüber falscher Eindeutigkeit“. Dabei sei die Verkündigung des Evangeliums nicht trennbar von der Feier der Sakramente als „der Verdichtung des Wortes: Gott selbst sagt sich uns zu“.
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(JR)