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Bischof Ackermann: Christliches Lebensgefühl spürbar werden lassen:Gottes Wahrheit enttäuscht nicht

Auf Gottes Wahrheit setzen - gerade im sogenannten postfaktischen Zeitalter: Dazu ermutigt Bischof Ackermann an Weihnachten. Dann könne christliches Lebensgefühl spürbar werden.
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Datum:
25. Dez. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Bei der Suche nach der Wahrheit lohnt es sich, immer wieder auf die Wahrheit Gottes zu setzen, nach ihr zu fragen und für sie offen zu sein. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann bei der Predigt am Ersten Weihnachtstag (25. Dezember) im Trier Dom betont. Gleichzeitig warnte er vor Populisten, die negative Emotionen der Angst, der Aggression oder des Hasses schüren und so versuchten, die eigene Wahrheit durchzusetzen. (Die Predigt im Wortlaut) Bischof Ackermann erinnerte daran, dass sich in den letzten Monaten eine neue Variante des Umgangs mit der Wahrheit zeige: In der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion komme es oft nicht mehr so sehr auf Fakten an; nicht mehr die Wahrheit der eigentlichen Tatsachen sei das Entscheidende, sondern die gefühlte Wahrheit. Das sage der gerade in Deutschland und Großbritannien zum Wort des Jahres gewählte Begriff postfaktisch aus (englisch „post truth – das was nach der Wahrheit kommt“). Diese Methode hätten Populisten für sich entdeckt. Denn wenn die gefühlte Wahrheit das Entscheidende sei, spielten Emotionen eine wichtige Rolle, die von Populisten mobilisiert, verstärkt und für die eigenen Zwecke gesteuert würden. Die Wahrheit Gottes sei anderer Art: Wenn der Evangelist Johannes im Weihnachtsevangelium von der „Gnade und Wahrheit“ spreche, mache er deutlich, dass sie nicht einfach hingestellt und behauptet werde. Sie ist „Wahrheit, die uns umwirbt, die uns anzieht“. Sie komme den Menschen entgegen im Kind von Bethlehem, das die Arme nach uns ausstrecke. „Gottes Wahrheit enttäuscht nicht“, betonte Ackermann. Sie spreche von Liebe: „Gott hat aus Liebe diese Welt geschaffen. Er erhält sie in Liebe, wendet sich ihr zu und erneuert sie.“ Wer das glauben könne, dem sei das christliche Lebensgefühl geschenkt, das nicht von einer Grundangst, sondern einem Grundvertrauen in Gott bestimmt sei. Wer so lebe, besitze eine Grundgelassenheit und Großzügigkeit und sehe die Welt und die Dinge in ihr nicht grundsätzlich als bedrohliches Gegenüber, „das ständig versucht, mir das Leben streitig zu machen“. Trotzdem sei dieses Grundvertrauen keine „Blauäugigkeit von abschätzig so bezeichneten ‚Gutmenschen‘“. Im Weihnachtsevangelium sei nicht nur von Licht und Gnade und Wahrheit die Rede, sondern auch von Finsternis und denen, die Christus nicht erkannt haben. Ackermann rief die Gläubigen auf, das christliche Lebensgefühl dürfe nicht nur eine innere Wahrheit bleiben, sondern solle auch nach außen spürbar werden: etwa dadurch, „dass wir anderen Menschen – auch solchen, die uns mit ihrer Kultur und ihren Ansichten fremd sich – mit einer grundlegenden Wertschätzung begegnen“. Christen sollten Menschen sein, von denen eine Atmosphäre der Hoffnung ausgeht und die in Großzügigkeit einander annehmen und verzeihen. Und schließlich sei die Wahrheit Gottes gnädig, keine „feindliche Wahrheit. Deshalb kann sie auch keine Wahrheit sein, die man anderen um die Ohren haut“. Dieser Anspruch gelte für die Kirche insgesamt und für die, die amtlich mit der Verkündigung der Wahrheit betraut seien. Die Wahrheit des Glaubens sei in der Tiefe ganz einfach: „Gott ist die Liebe.“ Diese Wahrheit vereinfache nicht das, was kompliziert, ungelöst oder widersprüchlich sei. Aber sie halte all dem „in ihrer ruhigen Klarheit stand, so wie Jesus all dem standgehalten hat“. (JR)