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„Hallo. Willkommen“ sagen, oder eine Couch besorgen

In Welschbillig ist ein Netzwerk für Flüchtlinge gegründet worden. Es dient dazu, ehrenamtliche Helfer bei ihrer Arbeit in der Flüchtlingshilfe zu unterstützen.
Das Netzwerk Welschbillig hat sich am 15. Februar gegründet.
Datum:
17. Feb. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Welschbillig  Wie sie sich einbringen könnten, fragt ein junges Pärchen in die aus rund 40 Leuten bestehende Runde. „Wir hatten noch nie Kontakt mit Flüchtlingen.“ Sofort kommt der Einwurf einer Frau, die bereits eine Familie betreut: „Wir brauchen noch jemanden.“ Deshalb seien sie ja hier, antwortet das Paar. Egal ob sprachliche Unterstützung, Hilfe bei Behördengängen oder das Besorgen einer Couch. Jeder kann sich beim Netzwerk für Flüchtlinge Welschbillig dort engagieren, wo er seine Fähigkeiten sieht. Am 15. Februar wurde das Netzwerk offiziell in der Welschbilliger Kultur- und Marktscheune gegründet. Aus dem ersten Treffen gingen auch schon sechs Gruppen hervor, die sich untereinander treffen, austauschen und dann mit den anderen vernetzen. Koordiniert wird das Netzwerk von Roland Hinzmann vom Dekanat Schweich-Welschbillig und Andreas Flämig vom Caritasverband Trier. Sie sind sogenannte „Tandem-Partner“ - ein Konzept, das aus der Flüchtlingehilfe im Bistum Trier entstanden ist.

Im ganzen Bistum Trier werden derzeit aus der Flüchtlingshilfe heraus Netzwerke gegründet, die Ehrenamtliche unterstützen. Allein im Dekanat Schweich-Welschbillig ist das Netzwerk Welschbillig das Dritte nach der Fidei und Trierweiler. „Die Ressource zur Flüchtlingshilfe liegt in den einzelnen Sozialräumen“, erklärt Hinzmann. Das bedeute, dass bei den Ehrenamtlichen selbst sehr viele Kompetenzen vorhanden seien. „Es muss nur gut überlegt, strukturiert und miteinander in Verbindung gebracht werden.“ Denn viele Menschen hätten Lust, etwas zu tun. Sie haben aber viele offene Fragen, wie sie dies umsetzen können. „Es ist unsere Aufgabe, dass sie die Sicherheit bekommen und sich engagieren können.“ Zudem unterstütze das Netzwerk dadurch, dass es die Hilfsangebote miteinander verbindet. Ein Sprachkurs könne so etwa nicht nur zwei Flüchtlingen vor Ort angeboten werden. Andere können hinzukommen, weil ein Ehrenamtlicher einen Fahrdienst anbietet. „Das sind Dinge, die haben einen Mehrwert“, erklärt Flämig.

Assaf Sudad will sich beim Netzwerk in der Gruppe „Sprache“ engagieren. Der 49-Jährige stammt ursprünglich aus dem Nord-Irak und ist selbst vor rund 20 Jahren geflohen. „Ich kenne die Situation und das Gefühl anzukommen, und die Sprache nicht zu verstehen“, erklärt er. Bereits jetzt bietet er mit seiner Frau Übersetzungen für Flüchtlinge an. „Es macht mir einfach Freude, wenn ich helfen und andere unterstützen kann.“ Anna Dahm (19) wird künftig zu neuangekommenen Flüchtlingen fahren, sie begrüßen und „ihnen zeigen, dass jemand für sie da ist“. Denn woher sollen sie von der Kultur und Gebräuchen in Deutschland wissen, „wenn wir es ihnen nicht erzählen“, fragt die junge Frau. Daher hat sie sich für die Gruppe "Hallo. Willkommen" entschieden. Zudem können die Ehrenamtlichen bei den Begrüßungsbesuchen erfahren, welche Hilfe die Flüchtlinge benötigen und diesen Bedarf ans Netzwerk weitergeben. „Ich finde es total cool, dass so viele Leute dabei sind“, sagt die junge Frau.

Im Bistum Trier gibt es insgesamt 33 Tandem-Paare wie Hinzmann und Flämig, eines pro Dekanat. Das System habe sich bewährt, erklären Hinzmann und Flämig. „Es braucht jemanden, der die Fachfragen beantworten kann und gleichzeitig vor Ort pastoral aktiv ist und den Menschen ein Gesicht bieten kann“, sagt Hinzmann. Und es sei schön, dass sie diese Arbeit „auf gesamtgesellschaftliche Beine stellen können“, sagt Flämig – durch eine enge Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern, Verbandsgemeinden und Sozialdiensten. Ziel sei es, „gemeinsam die Aufgabe der Flüchtlingshilfe positiv zu gestalten“.

Weitere Informationen bei Roland Hinzmann, Telefon: 06502/9371600, roland.hinzmann@bistum-trier.de.