Erklärungen zum traditionellen Weihnachtsglauben im Katholischen Forum Koblenz:Heiligabend ohne Stall, Ochs und Esel?
Koblenz – Die Weihnachtsgeschichte, wie sie die Allgemeinheit heute kennt, war Thema im letzten Katholischen Forum Koblenz für dieses Jahr. „Fand Jesu Geburt, so wie wir sie seit Generationen feiern, tatsächlich statt? Wurde Jesus wirklich am 24. Dezember, in einem Stall in Bethlehem mit Engeln und Hirten und zwischen Ochs und Esel geboren?” Und: „Was von dem, was wir jedes Jahr feiern, ist tatsächlich passiert?“
Beantwortet wurden diese Fragen von Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie an der RWTH Aachen Universität. Bereits im Vorfeld verriet er im Gespräch mit Daniel Steiger, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz, seine Mission: „Ich freue mich nach Koblenz zu kommen und den Weihnachtsglauben ein wenig zu zerstören.“ So näherte sich der Referent mit Hilfe der modernen sprach- und literaturwissenschaftlichen Forschung sowie der Erkenntnisse von Archäologie und Geschichte einer Vielzahl an Fragen rund um Weihnachten. Dabei gab er – religiöse Befindlichkeiten ignorierend – Antworten, die zeigten, wie differenziert die bekannte Interpretation des damals Geschehenen zu betrachten sei.
Diskutiert wurde an diesem Abend im Bischöflichen Cusanus Gymnasium vor allem das Wann, Wie, Wo und Mit-wem. Weder Zeitpunkt noch Ort oder die erwähnten Personen können als Wahrheit belegt werden. Zudem stellte er Passagen aus der Bibel in einem neuen Licht dar: Zum Beispiel das abweisende Verhalten des Wirtes. Aus heutiger Sicht sei dies äußerst unwahrscheinlich. Die arabischen Länder seien seit jeher für ihre Gastfreundschaft bekannt. Ein Gast werde behandelt wie ein „König“ und da solle ausgerechnet eine schwangere Mutter abgewiesen worden sein? Dieses Verhalten ließe, nach Paganini, eher auf eine europäisch geprägte Interpretation der damaligen Situation schließen.
Bei all den begründeten und belegten Zweifeln an der Weihnachtsgeschichte betonte Professor Paganini ausdrücklich: Jesus hat gelebt! Und hierzu gab er einen ebenso kurios anmutenden wie pragmatischen Beleg: Vor allem der Tod Jesu werde von vielen Quellen aufgeführt und gelte somit als historisch gesetzt. Und es sei selbsterklärend, dass der, der gestorben ist, zuvor geboren wurde. Wer geboren werde, brauche dazu Mutter und Vater und einen Ort, an dem die Geburt stattfinde. Wo dieser Ort war, wie dieser am wahrscheinlichsten ausgesehen hat und noch viele weitere spannende Perspektiven, teilte Paganini mit dem Koblenzer Publikum. (red)