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Fest zum bundesweiten Caritas-Sonntag findet in Trier-Mariahof statt:Heimat ist, miteinander weitherzig sein zu können

Zum Caritas-Sonntag gab es ein Begegnungsfest im Trierer Stadtteil Mariahof.
Bunt gemischtes Publikum im Festzelt
Datum:
18. Sept. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Das Stadtteilzentrum in Trier-Mariahof vermittelt vielen Menschen ein Gefühl von Heimat: Mariahofern genauso wie Zugezogenen, Migranten oder Flüchtlingen. Es hätte also kaum einen besseren Ort geben können für die bundesweite Feier des Caritas-Sonntags am 17. September unter dem Motto „Zusammen sind wir Heimat“.

Während Kinder aus Syrien draußen fröhlich Fußball spielten, saßen alteingesessene Mariahofer und viele ehrenamtlich Engagierte zusammen mit Flüchtlingsfamilien am Tisch der Ehrengäste. Es wurde gelacht, geredet, gefachsimpelt. So wurde auch rein optisch deutlich, was dieses sozialraumorientierte Modellprojekt, das der örtliche Caritasverband Trier und die Pfarreiengemeinschaft vor Jahren gemeinsam auf die Beine gestellt haben, bewirkt: ein Miteinander nach dem Motto „Wir sind Mariahof“.

Sehr zur Freude von Prälat Dr. Peter Neher. Für den Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes ist Mariahof ein perfektes Beispiel, was die Caritas mit ihrer Kampagne zum Ausdruck bringen will. In Mariahof habe man „Begegnung und Hilfe für alle“ ermöglicht. Früher sei Heimat der Ort gewesen, wo man geboren wurde, sein Leben verbrachte und starb. Heute sei das Leben viel unübersichtlicher geworden, es gebe viele Heimatsorte. „Heute verbindet man den Begriff Heimat mit Menschen, die einem nahestehen, mit denen man redet, lacht und weint“, sagte Neher. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich Deutschland in eine Einwanderungsgesellschaft verwandelt. „Das ist eine Chance, fordert uns aber auch heraus.“ Viele schutzsuchende Menschen, die hoffen, in Deutschland eine neue Heimat zu finden – das habe eine Debatte darüber ausgelöst, „was Heimat ist und wem sie gehört“. Fremde würden vielfach als Bedrohung empfunden, es gebe „abgrundtiefen Hass“ und Angriffe gegen Flüchtlinge sowie in der Flüchtlingshilfe Engagierte. „Worte, die brandstiften, bringen in der Regel auch Taten hervor“, warnte Neher. Der Caritaspräsident kann verstehen, dass der Wandel Menschen Angst macht; dass es nicht einfach ist, mit Veränderungen umzugehen. Das müsse man ernst nehmen. Es gelte, Differenzen und Konflikte wahrzunehmen, sich aber friedlich damit auseinanderzusetzen. Neher warb um Solidarität und Mitmenschlichkeit. „Die Grundrechte sind nicht verhandelbar.“ Die Caritas setze sich ein für eine Gesellschaft, in der Menschen einander mit Respekt begegnen. Eine Wohnung, Sprachkurse, die Möglichkeit, sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, Menschen mit unserer Kultur und unseren Gepflogenheiten vertraut machen: Das alles seien Bausteine für ein gutes Miteinander. „Man kann Bedenken und Sorgen entkräften, wenn es Begegnungen gibt.“ In Mariahof habe man bereits gezeigt, dass das funktioniert. Dort lebe man bereits nach dem Motto: „Zusammen sind wir Heimat.“

In einer Talkrunde – moderiert von Rita Schneider-Zuche vom Diözesan-Caritasverband Trier – freute sich Mariahofs Ortsvorsteher Jürgen Plunien über die hervorragende Integrationsarbeit, die geleistet wird. „Zum Beispiel in unserer Grundschule: Dort sind Schülerinnen und Schüler aus 20 Nationen, die das Miteinander lernen.“ Man habe damals aus der Not – einem Laden-Leerstand – eine Tugend gemacht und einen Ort der Begegnung geschaffen. Seelsorge im Sozialraum, Caritas, Politik, Einwohner: Viele hätten mitgeholfen, Mariahof dieses Gesicht zu geben. Plunien verhehlte nicht, dass das Thema Flüchtlinge polarisiere. Umso wichtiger sei es, nicht innezuhalten. Er wünschte sich Unterstützung der Ehrenamtlichen in Form von Sozialarbeit von geschulten Menschen. „Eine halbe Stelle wäre schon toll“, sagte er. Die hatte Bürgermeisterin Angelika Birk, Dezernentin für Bildung, Soziales, Wohnen, Jugend und Arbeit, angesichts der schwierigen Haushaltslage Triers nicht im Gepäck, wohl aber das Versprechen: Die Arbeit in Mariahof werde als dringlich angesehen, „als Aufgabe der Daseinsvorsorge, nicht als Luxus“. Auch die örtliche Caritas sieht sich weiter in der Verantwortung. Markus Leineweber in seiner Funktion als Vorsitzender des Caritasverbandes Trier sagte, das Modellprojekt Mariahof zu unterstützen, sei gut investiertes Geld.

Doch was bedeutet nun eigentlich Heimat für die Menschen, die in Mariahof leben? Für die einen ist es der Blick vom Balkon aus auf die Porta Nigra oder den Dom. Für andere ist es der freundliche Guten-Morgen-Gruß, wenn man aus dem Haus kommt. Für den kleinen Jungen aus Syrien ist es nun vielleicht die schöne Geste, dass die Musikgruppe „Valerians“ für ihn ein Geburtstagsständchen anstimmte und alle Gäste für ihn gesungen haben. Und die junge Syrerin, die vor zwei Jahren in ihr „zweites Heimatland Deutschland“ gekommen ist, sagte: „Heimat ist für mich wie meine Mutter – die hatte ein großes Herz.“ Herz: Ein Begriff, den Bischof Dr. Stephan Ackermann bereits in seiner Predigt im Dom verwendet hatte. Schneider-Zuche zitierte den Satz in Mariahof als „nachdenkenswert“: „Heimat zu finden ist, miteinander weitherzig sein zu können.“

(red)