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Rund 150 Teilnehmende beim 20. Trierer Hospiztag:„Hier liege ich und kann nicht mehr…“

Beim 20. Trierer Hospiztag unter der Überschrift: „Hier liege ich und kann nicht mehr ….“ kamen circa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Austausch und Impulsen zusammen.
Bühne frei für die Gründer der Hospizbewegung in der Region Trier: Ruth Krell (links), Monika Lutz, Renate Langenbach, Bernd Steinmetz, Bernd Schuh und Moderatorin Hildegard Eynöthen (rechts).
Datum:
16. Nov. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Beim 20. Trierer Hospiztag unter der Überschrift: „Hier liege ich und kann nicht mehr ….“ am 12. November sind knapp 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Austausch und Impulsen zusammengekommen. An die Anfänge der Arbeit und an das, was in 20 Jahren gewachsen ist, schauten die Gründer und Gestalter der Hospiztage wie Dr. Bernd Steinmetz, der über 15 Jahre lang die Hospiztage koordinierte und moderierte. Bildungsarbeit war sein Zugang zum Thema. Kernpunkte seien der Wandel in der Arbeitswelt und „besonders herausfordernd“ in der Pflege gewesen mit dem Ziel, „dem Menschen als Subjekt zu begegnen“, nicht als technisch Ausführender. Es sei immer wieder um die Frage gegangen: „Wie kann der Mensch im Sterben seine Würde behalten?“ Wie ein roter Faden habe sich das Thema „Angst und Unsicherheit im Umgang mit Sterben und Tod“ durch die Hospizarbeit gezogen. Renate Langenbach, Palliativmedizinerin im Trierer Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen, bekannte: „Ich habe in der Ausbildung nichts über Tod und Sterben gelernt.“ Der Fortschritt in der Medizin sei durchaus positiv zu bewerten. „Aber wir Ärzte glauben ja, dass der Tod nicht existiert. Wir dürfen die andere Dimension aber nicht übersehen.“ Beim Sterben sei mehr notwendig als die Medizin. Das Krankenhaus sei ein Apparat geworden. Sie trete dafür ein, dass nicht allein die Medikamentierung im Vordergrund stehe, sondern auch Seele und Geist des Kranken. Bei aller Professionalisierung sollte man sich auf die Wurzeln der Hospizarbeit besinnen, meinte Hospizfachkraft Ruth Krell. Viele Menschen würden heute nicht an der Erkrankung, sondern an den Folgen der Therapie sterben. „Ich frage dabei: Wo bleibt der Mensch? Seine Autonomie ist nicht mehr gegeben. Er hat ja keine Kraft mehr, sich durchzusetzen.“ Monika Lutz, Gründerin des Hospizvereins sagte, in der Hospizarbeit sei vieles erreicht und auch wieder verloren worden. „Der medizinische Kampf gegen den Tod ist noch makabrer geworden. Es geht noch technisierter zu als früher.“ Das Gewinnstreben stehe an erster Stelle. „Warum wird Pflege immer mehr durch Siegel verdrängt?“ fragte sie. Kürzlich habe eine Pflegerin geklagt: „Ich dokumentiere, und drinnen stirbt der Mensch.“ Dabei gehe es doch um Fürsorge, Dasein, Achtsamkeit. Es gebe etwa 100.000 Ehrenamtliche in der Hospizarbeit: „Das ist viel Mensch.“ Sie appellierte an die Ehrenamtlichen: „Zeigen Sie Profil. Stören Sie die Profis. Sagen Sie: ‚Das passt mir nicht.“ Aus Sicht der Fachfrau kann man von Sterbenden viel lernen. Sterbende seien nicht nur schwach. „Kämpfen Sie dafür, dass sterbende Menschen wieder ihre Geschichte erzählen dürfen. Zum Erzählen braucht es Zeit. Die ist wichtiger als jegliches Siegel.“ Dr. Ruth Baumann-Hölzle aus Zürich vom Interdisziplinären Institut für Ethik im Gesundheitswesen sprach zum Thema „Der sterbende Mensch im Spannungsfeld von Autonomie und Institution“. Gesundheit werde zur Handelsware, sagte sie: „Es gibt große Erfolge und große Schädigungen durch die moderne Medizin.“ Alle seien gefordert, Stellung zu beziehen für die Würde und den Autonomieanspruch des Menschen – es brauche eine Sorgekultur. Veranstalter des Hospiztages waren das Hospiz Trier, der Hospizverein Trier, der Diözesan-Caritasverband Trier, Malteser Hilfsdienst Trier, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Trier, Caritasverband Westeifel, Club Aktiv Trier, DRK-Kreisverband Trier-Saarburg; Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz (Informations- und Beratungszentrum Trier), Evangelische Kirchengemeinde Trier, Katholische Erwachsenenbildung Trier, Krankenhaus und Seniorenzentrum der Barmherzigen Brüder Trier. (red)