Initiative "Wir füreinander":Hilfe ohne Umwege

Koblenz – Es ist 13 Uhr am Mittwochmittag in der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands in der Neustadt 20. Der würzige Geruch einer Gulaschsuppe erfüllt die Einrichtung, in der sich Betroffene am Tag aufhalten können. Alexandra Busch und Nadine Schüller verteilen leckere Suppe mit knackigen Würstchen und frischen Brötchen an die rund 35 Besucherinnen und Besucher. Man kennt sich untereinander, es herrscht eine herzliche Atmosphäre. Nette Worte werden gewechselt – über die persönliche Situation oder Gott und die Welt. Die beiden Frauen sind aber keine Mitarbeiterinnen der Caritas, sondern gehören einer privaten Initiative an, die seit einigen Jahren wohnungslose Menschen in Kob­lenz unterstützt.

„Wir wollten einfach aktiv sein und vor Ort etwas Gutes tun“, berichtet Busch: „Uns war wichtig, dass unsere Hilfe direkt und ohne Umwege ankommt.“ An jedem dritten Samstag im Monat verteilen vier bis sechs Ehrenamtliche der Initiative auf dem Bahnhofsvorplatz Lebensmittel, Konserven und süße Leckereien. „Die Resonanz war von Anfang an überaus positiv“, berichtet Schüller: „Es hat nie Berührungsängste gegeben und sich schnell ein Vertrauensverhältnis entwickelt.“

Vor dem Bahnhof entstand auch der Kontakt zur Caritas. Die Helferinnen und Helfer kamen mit deren Streetworkern Heiner Kuhlmann und Julian Rönner ins Gespräch, die im Zuge der aufsuchenden Sozialarbeit regelmäßig vor Ort sind. „Das Engagement der Initiative ist klasse“, sagt Kuhlmann. „Dabei kam die Idee auf, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Alle 14 Tage kommt das Mittagessen von Ikea

Gesagt, getan: Seit Juli 2022 sorgt die Initiative in Eigenregie für ein zusätzliches Mittagessen in der Neustadt 20. Frisch aus der Gastronomie der örtlichen Ikea-Filiale, in der Nadine Schüller beschäftigt ist, kommt alle 14 Tage eine leckere Mahlzeit auf die Tische des Tagesaufenthalts. Die Leitung der Niederlassung habe nicht lange von der Idee überzeugt werden müssen.

„Unsere Gäste nehmen das Angebot sehr dankbar an“, freut sich der Leiter der Wohnungslosenhilfe, Markus Fröhlich. „Das Leben ohne Obdach oder in prekären Wohnverhältnissen ist hart. Wir freuen uns, dass wir ihnen mehrmals die Woche ein gesundes Mittagessen anbieten können – auch dank des Katholischen Klinikums, der Rhein-Mosel-Werkstatt, der Initiative in Kooperation mit Ikea sowie weiterer Engagierter.“

Die Ehrenamtlichen von „Wir füreinander“ investieren viel Zeit und Herzblut. „Für uns ist es eine erfüllende Zeit, in der wir sehr viel Menschlichkeit und Offenheit erleben“, sagt Busch. Die Initiative würde sich über weitere Unterstützung durch Privatleute, Vereine und Unternehmen freuen.