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Misereor-Gast Melvin Pangya erzählt in Trier von seiner Arbeit in Indien :Hilfe zur Selbsthilfe

Misereor-Gast Melvin Edu Pangyas erzählt beim Besuch von seiner Arbeit in Indien. Misereor unterstützt die Menschen vor Ort dabei, eigene Ideen zur Selbsthilfe zu verwirklichen.
Thomasz Welke, Melvin Edu Pangyas und Ludwig Kuhn (vlnr.)
Datum:
16. März 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Seinen indischen Landsleuten dabei zu helfen, für ihre Rechte einzutreten und ihnen so ein besseres Leben ermöglichen: Das ist Melvin Edu Pangyas Passion. Der Mitarbeiter der Caritas im westindischen Bundesstaat Maharashtra hat das Bistum Trier besucht, um von seiner Arbeit im Projekt „JEEVAN - People-Led Empowerment“ zu berichten, das vom katholischen Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor unterstützt wird. Mit Ludwig Kuhn und Thomasz Welke von der Diözesanstelle Weltkirche hat er sich in Trier über die Ansätze der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ausgetauscht, die das Projekt bietet.

„JEEVAN-People-Led Empowerment“ bedeutet auf Deutsch „Leben“ und der Zusatz heißt frei übersetzt „Bürger befähigen sich selbst“. Maharashtra sei seine Region, die von Korruption und Misswirtschaft geprägt sei. Viele Menschen litten unter der schlechten Infrastruktur und dem fehlenden Zugang zu sauberem Wasser. Drei Jahre habe es in manchen Regionen nicht geregnet, die Böden und Brunnen seien ausgetrocknet – dies führe zu vielfältigen Problemen: „Viele Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, weil sie Wasser holen müssen. Frauen und Männer können sich nicht mehr um ihre Landwirtschaft kümmern, da sie viele Stunden an den Brunnen oder offiziellen Wasserausgabestellen der Regierung warten müssen. Ihnen geht dadurch ihre Lebensgrundlage verloren“, erklärte der Familienvater Pangya. Genau hier setze das Projekt JEEVAN an: „Wir leiten die Dorfbewohner an, selbst aktiv zu werden. Wir initiieren Treffen, erörtern die Probleme vor Ort, bauen Aktionsgruppen auf und beraten die Mitglieder bei der Suche nach Lösungen. Wir stellen auch Kontakte zu Experten und Regierungsstellen her“, erklärt Pangya. Oft wüssten die Menschen auf dem Land nichts von den Entwicklungsprogrammen der Regierung oder die Gelder versickerten wegen Vetternwirtschaft, sagt Pangya. Ein wichtiges Instrument sei deshalb die Dorfversammlung „Gram Sabha“. Hier könnten die Bürger ihr Vorgehen abstimmen, gemeinsame Ziele formulieren. „Wir möchten besonders die Frauen ermutigen, sich zu beteiligen und politische Entscheidungen mit zu treffen“, sagte Pangya. Das Konzept zeige in vielen Dörfern Erfolge: In Barhanpur beispielsweise hoben die Bürger zur Speicherung von Regenwasser 37 Gräben aus, 300 Meter lang und drei Meter tief – weitgehend aus eigener Kraft. Auf die Idee gekommen waren sie durch eine Expedition in ein für sein Wassermanagement bekanntes Dorf, die von JEEVAN gefördert wurde.

Neben der Stärkung kommunaler Strukuren setzt sich Pangya mit seinen Kollegen auch dafür ein, die traditionelle Lebensweise der Menschen auf dem Dorf zu bewahren. Ein großes Problem sei, dass viele Bauern von multinationalen Konzernen dazu getrieben worden seien, teures genmanipuliertes Saatgut anzubauen, das aber längst nicht so widerstandsfähig ist wie traditionellen Sorten und Dünger sowie Pestizide braucht. Selbst gute Erträge könnten auf dem Weltmarkt mit den stark subventionierten Produkten aus den USA oder Europa nicht mithalten, sodass viele Familien sich verschuldeten. „Wir bestärken die Bauern darin, wieder für den Eigenbedarf bzw. den lokalen Verkauf anzubauen und die alten einheimischen Sorten zu verwenden.“

Mehr Informationen zu den Hilfsprojekten von Misereor gibt es auf www.misereor.de

(sb)