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Bischof Ackermann: Karfreitag zeigt Realitätstauglichkeit des Glaubens :Hoffnungstag ganz eigener Art

Beim Gottesdienst am Karfreitag im Trierer Dom hat Bischof Ackermann betont, der Karfreitag zeige die Realitätstauglichkeit des Glaubens.
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Datum:
14. Apr. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Der Gottesdienst an Karfreitag konfrontiert mit der ganzen Abgründigkeit und dem Schmerz des menschlichen Lebens durch die Erinnerung daran, dass ein junges Leben verraten und verkauft, gefoltert und sinnlos umgebracht wird. Gleichzeitig will der Karfreitag nicht das Leben beschweren, „vielmehr ist er ein Beweis für die Realitäts-Tauglichkeit unseres Glaubens“. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Gottesdienst an Karfreitag (14. April) im Trierer Dom betont. „Denn auch wenn Christus schon sein Ostern erlebt hat und ihm sein österliches Leben nicht mehr entrissen werden kann, so steht die Welt doch immer noch in der Spannung zwischen Karfreitag und Osterhalleluja.“(Die Predigt im Wortlaut)

Ackermann sagte, die Geschichte des Leidens Jesu zu hören und auf sein Kreuz zu schauen verbinde sich mit den Schicksalen von Menschen, die heute ein schweres Kreuz zu tragen haben. Diese Verbindung von Damals und Heute entspreche dem Selbstverständnis Jesu, der sein Leiden und Tod als Akt tiefster Solidarität mit den Menschen verstanden habe. Er erinnerte an die Menschen in Aleppo und Mossul, an die Hungerkrise am Horn von Afrika, an die sich zuspitzende Lage im Jemen und die immer neuen Terrorattacken in Deutschland und weltweit. Diese Bilder bewegten die Menschen einerseits, überforderten aber auch. Denn jede und jeder habe die eigenen Schwierigkeiten und kleine oder größern Katastrophen im Leben.

Der Bischof stellte die Frage in den Raum, welchen Sinn ein Gedenken an das Karfreitagsgeschehen habe und ob es nicht eine Möglichkeit sei, den Karfreitag zu „überspringen“ und direkt zum Osterfest überzugehen. „Wir wissen doch, dass der Karfreitag nicht die Endstation ist und dass das Geschick Jesu ein gutes Ende nimmt.“ Doch, so erklärte er, „würden wir bloß das Osterhalleluja und nicht auch Passionslieder singen, dann hätten die Kritiker recht, die den Glauben für ein Betäubungsmittel halten, das den Schmerz verdrängt um den Preis der Benebelung.“

Ackermann ermutigte die Gläubigen, den Karfreitag trotz allem Schmerz als „Hoffnungstag ganz eigener Art“ zu sehen. Der Karfreitag sei ein Bekenntnis zur unverlierbaren Würde des Menschen, weil Jesus sich der Erniedrigung und der Hilfslosigkeit ausliefert und Gott sich durch seine Hilfe zum Garanten der Würde des Menschen macht. Der Gekreuzigte beweise, „dass wir an einen Gott glauben, der wirklich weiß, was menschliches Leben bedeutet“.

Selbst Jesus verliere am Kreuz den Überblick und frage, ob Gott ihn verlassen habe. Ganz gewagt, so Ackermann, könne man fragen, ob Gott selbst nicht wisse, ob es gut ausgehe. Dies zeige seine radikale Solidarität mit den Menschen, denen oft der Überblick fehle, ob etwas gut ausgehe oder ob das, was sie tun oder erleiden, einen Sinn hat. Und schließlich treten Christen nicht vor einen Toten am Kreuz, sondern blicken auf einen Lebenden, der durch die Öffnung seiner Seite durch die Lanze des Soldaten sein Herz hat öffnen lassen – „ein sinnenfälliges Zeichen für die grenzenlose Zuwendung Gottes zu uns“. „Deshalb können wir dem Herrn all das bringen, was wir nicht überblicken, was uns überfordert, was uns belastet, was uns am Sinn des Lebens und selbst an Gott zweifeln lässt“, betonte der Bischof.