Bistum Trier blickt auf Lage in den Flutgebieten:Hoffnungszeichen und Frustration
Trier/Eifel/Ahrtal – „Obwohl ein Jahr vergangen ist, sind viele Häuser, viele Immobilien noch nicht wieder aufgebaut“, sagt der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann. Er könne die Frustration der Menschen in den Flutgebieten in der Eifel-Mosel-Region, an Sauer und Kyll und im Ahrtal nachvollziehen, weil (Spenden-)Gelder nur langsam fließen, der Aufbau nicht so schnell voran geht wie erhofft, und an einigen Orten noch Entscheidungen ausstehen.
„Stunden, Tage und Wochen haben Mitglieder der ‚Blaulichtfamilie‘, Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger, Haupt- und Ehrenamtliche der Wohlfahrtsverbände und Kirchengemeinden sowie Helferinnen und Helfer von nah und fern schier unermüdliche Arbeitet geleistet“, so Ackermann. Rund 100 Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten sowie Diakone und Priester aus dem gesamten Bistum hatten tage- oder wochenweise ihre Kolleginnen und Kollegen an der Ahr vielfältig unterstützt; dazu zählte Präsenz in den Straßen oder an Fixpunkten wie den Versorgungszelten. Insbesondere in der Akutphase war die Begleitung von Hilfskräften ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Mehr als 1.500 Stunden Seelsorge haben diese Frauen und Männer geleistet; hinzukommen die Stunden der örtlichen Pastoralteams. Die Einsätze wurden von einem eigens eingerichteten Koordinierungsbüro geplant, das sich nun um den Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten kümmert.
Nachhaltige Hilfe gewährleisten
„Mein Dank geht an alle Helferinnen und Helfer, ob haupt- oder ehrenamtlich, die in der Akutphase vor Ort waren und auch nach einem Jahr noch Ausdauer beweisen und die Menschen unterstützen“, betont Bischof Ackermann. Es gelte, die Unterstützung nachhaltig und langfristig zu gewährleisten und zu verstetigen. Dafür werde auch ein Teil der eingegangen Geldspenden genutzt.
Die katholische Kirche im Bistum Trier ist -, vor allem über die Caritas, aber auch mit den Beratungsdiensten sowie den Fachkräften aus Jugendpastoral, in Schulen und Kitas - in vielfältiger Weise in der Hilfe für Betroffene tätig. Gelder von Caritas International und Gelder, die auf das gemeinsame Spendenkonto von Bistum und Caritas eingezahlt wurden, gehen an die Orts-Caritasverbände der betroffenen Regionen. Mit diesen Hilfen wurden bis jetzt mehr als 2.000 Haushalte durch Zahlungen von Soforthilfen sowie Haushalts- und Härtefallhilfen erreicht. Darüber hinaus haben die Verbände vor Ort insgesamt neun Fluthilfebüros eingerichtet, in denen sich Ratsuchende informieren können. Der Schwerpunkt der Fluthilfe liegt auf psycho-soziale Hilfen für traumatisierte und psychisch belastete Anwohnerinnen und Anwohner. Aus Spendenmitteln werden zudem gezielte Programme abhängig der örtlichen Bedarfe finanziert, wie Begegnungsangebote, Mahlzeitendienste für ältere Menschen und Angebote für Familien und Kinder. Mit diesen Sonderprogrammen wurden bisher rund 6.800 Menschen erreicht. Auch die Stiftungsgemeinschaft im Bistum Trier hilft den Opfern der Flutkatastrophe. Die Stiftungen engagieren sich beim Einsatz der Spendenmittel ebenfalls im Bereich der langfristigen Hilfen. „Neue Begegnungsangebote und Projekte werden in den Dörfern geschaffen, die die Gemeinschaft stärken“, dies seien kleine Hoffnungszeichen inmitten der anhaltenden Aufbauarbeiten, so Bischof Ackermann.
Immobiliensituation in betroffenen Gebieten
59 kirchliche Gebäude im Bistum Trier sind vom Hochwasser betroffen. Die Sanierungsarbeiten an den kirchlichen Immobilien verliefen schleppend, bestätigt Thomas von der Stein aus der Bauabteilung des Bischöflichen Generalvikariats Trier. Das liege an ganz unterschiedlichen Punkten: „Architekten und Ingenieure sind ausgelastet. Handwerker sind in einem größeren Umkreis um die Ahr kaum zu bekommen.“ Die momentane Baustoffknappheit führe zusätzlich zu einer nur langsamen Beseitigung der Schäden. Zu dieser angespannten Situation kämen weitere Hürden hinzu. „Viele kirchliche Gremien waren direkt nach der Flut nicht handlungsfähig, konnten keine Versammlungen einberufen und Entscheidungen fällen, weil die Ehrenamtlichen oft selbst von der Katastrophe betroffen waren und immer noch sind.“ Gremienmitglieder sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinden müssten sich in eine Vielzahl von komplexen Sachverhalten wie in das Antragsverfahren auf Aufbauhilfe der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) einarbeiten.
Weitere Entscheidungen stehen noch aus, etwa jene zur Zukunft der Pfarrkirche St. Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler oder über eine mögliche Nutzung des Geländes rund um die Filialkirche St. Andreas in Ahrbrück, die zu einem noch nicht festgelegten Termin profaniert (entweiht) wird. Ob weitere Gebäude aufgegeben werden müssen, klärt sich im engen Zusammenwirken mit den betroffenen Kirchengemeinden als Eigentümern und den örtlichen kirchlichen Gremien; genauso wie ein möglicher (veränderter) Wiederaufbau von Objekten.
Gedenkveranstaltungen rund um den Jahrestag
Anlässlich des Jahrestags gibt es vielfältige Veranstaltungen wie Gottesdienste, Gesprächs- und Informationsabende der Lebensberatungsstellen und der Orts-Caritasverbände oder Kreativangebote von Pfarreien, um das Erlebte zu verarbeiten, darüber ins Gespräch zu kommen und den Verstorbenen zu gedenken. So ist der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters am 14. Juli Teil der ökumenischen Seelsorge-Teams, die in unterschiedlichen Kirchen, Kapellen und weiteren Orten zu Gesprächen und Gebeten bereitstehen. Ein ökumenischer Gottesdienst in Ehrang (Marktplatz) mit Weihbischof Franz Josef Gebert findet am 15. Juli statt. Am selben Tag werden in Ahrbrück unter anderem Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Bischof Ackermann einem weiteren ökumenischen Gottesdienst vorstehen.
Weitere Informationen zur Flut und einen Überblick über Veranstaltungen rund um den Jahrestag gibt es auf t1p.de/hochwasser-hilfe .
(jf/sb)