Mit dem Mini-Roboter gegen die soziale Vereinsamung:ILF zu Gast bei Schlager-Spaß mit Andy Borg
Saarbrücken – Seit Wochen ist der Platz von Liliana im Klassenzimmer der Nikolaus-Groß-Gemeinschaftsschule in Lebach leer. Die Neuntklässlerin leidet an einer schweren Erkrankung, ein normaler Unterrichtsbesuch ist nicht möglich. Damit die Schülerin dem Unterricht ihrer Klasse während ihrer Behandlung dennoch weiterfolgen kann, sitzt ein sogenannter Teleavatar auf ihrem Platz. Der kleine Roboter ist mit Mikrofon und Kamera ausgestattet, kann seinen Kopf drehen und sich melden. Seine LED-Augen können Emotionen wie glücklich, traurig oder fragend ausdrücken. In drei Lautstärken kann Liliana durch den Teleavatar von zu Hause aus mit ihrer Klasse reden – im Flüstermodus bei Gruppenarbeiten. „Mit dem Teleavatar können langzeitkranke Kinder am Unterricht ihrer Klassen weiter teilnehmen. Das ist wichtig, damit sie nicht zusätzlich zu ihrer Krankheit in eine soziale Isolation fallen. Den Kontakt zu den Freundinnen und Freunden kann kein Krankenhausunterricht oder der Hausbesuch eines Lehrers ersetzen“, sagt Thomas Mann, Leiter des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) in Saarbrücken.
Im Schuljahr 2021/22 hat das ILF den „Teleavatar AV1“ der norwegischen Firma No Isolation erstmals in einem Pilotprojekt getestet. Der Mini-Roboter habe einem Schüler der Saarbrücker Marienschule, der aufgrund einer Krankheit nicht mehr die Schule besuchen konnte, die Teilnahme am Unterricht ermöglicht. „Charly“ – so wurde der Teleavatar von den Schülerinnen und Schülern getauft – war von November 2021 bis März 2022 in vier Unterrichtsfächern erfolgreich im Einsatz.
Kooperation mit Universitätsklinikum Homburg
Vom Erfolg überzeugte das ILF in Folge auch die Aktion „Herzenssache“, die Kinderhilfsaktion von SR, SWR und Sparda-Bank. Mit ihrer Hilfe konnte das ILF zehn Teleavatare anschaffen, die nun von Schulen kostenlos ausgeliehen werden können. Darüber hinaus finanziert die Aktion den Service und die Wartung der Hightech-Geräte für die nächsten drei Jahre – insgesamt beläuft sich die Unterstützung auf 80.000 Euro. „Wir freuen uns, dass mit der sehr großzügigen Unterstützung es möglich sein wird, mehr Kindern in Notlagen helfen zu können. Wir leihen unsere Teleavatare kostenlos an Schulen aus, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Hierfür kooperieren wir mit Professor Dr. Michael Zemlin, dem Leiter der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des Universitätsklinikums Homburg“, erklärt Mann.
Live zu Gast bei Andy Borg
Das Projekt können Thomas Mann und seine Kollegin Karolina Engel kommenden Freitag, 24. November, einem großen Publikum vorstellen. Dann sind sie live in Baden-Baden zu Gast bei der Show Schlager-Spaß mit Andy Borg (24. November, 20.15 Uhr auf SR und SWR). In dieser Spezialausgabe für die „Herzenssache“ sitzen Künstler wie Oli P., Peter Kraus und die Cappuccinos am Spendentelefon, die Zuschauer können sich mit Spenden beteiligen, mit denen Kindern und Jugendlichen geholfen wird. „Wir werden den Teleavatar und seine wichtigsten Funktionen vorstellen“, kündigt Mann an.
Auch das SR-Fernsehen stellt das Projekt in einem eigenen Beitrag in der Sendung „Wir im Saarland – Saar nur!“ am 24. November von 18.50 Uhr bis 19.20 Uhr vor.
Zum Einsatz kommen können die zehn neuen Teleavatare derzeit an den kirchlichen Schulen im Saarland und an allen Schulen in Rheinland-Pfalz, reicht doch das Einzugsgebiet des UKS bis nach Trier und in die Westpfalz. Während in 15 Bundesländern die Teleavatare bereits die staatliche Zulassung hätten, wird im Saarland aktuell noch der Einsatz und der Datenschutz geprüft. Der Datenschutz sei allen Projektbeteiligten immens wichtig – ein sensibles Feld wie der Unterricht müsse ein Schutzraum bleiben, betont Mann. „Die Voraussetzungen dafür sind gegeben, der Unterricht kann nicht aufgezeichnet werden. Die Eltern aller Schülerinnen und Schüler der Klasse haben ihr Einverständnis zum Einsatz gegeben“, sagt Mann. Der Einsatz ist möglich, da die kirchlichen Schulen dem kirchlichen Datenschutz unterliegen, der bereits grünes Licht gegeben hat. Genauso wie im benachbarten Rheinland-Pfalz, wo die Teleavatare über die Landesmedienzentralen ausgeliehen werden können. Auch in anderen europäischen Ländern sei der Teleavatar im Einsatz. „Wir wollen, dass es zügig zu einer Klärung kommt, denn wir sehen dringenden Handlungsbedarf. Wir wollen die digitale Partizipation für schwerstkranke Kinder ermöglichen“, sagt Mann, „das Saarland ist eingeladen, unser Angebot unentgeltlich mitzunutzen.“
Kontakt zum ILF Saarbrücken unter Tel. (0681) 6857650 oder per E-Mail: info@ilf-saarbruecken.de